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Wohnungsbaugenossenschaft Wohnungsbaugenossenschaft: Frühere "Kupferklause" ist saniert worden

Von Wolfram Bahn 23.07.2016, 11:00
Die „Kupferklause“ ist nicht wieder zu erkennen.
Die „Kupferklause“ ist nicht wieder zu erkennen. Winterfeld

Eisleben - Eines der anspruchsvollsten Bauvorhaben in Eisleben steht kurz vor der Vollendung. Dabei handelt es sich um die Sanierung und den Ausbau der früheren „Kupferklause“ am Knappenbrunnen.

Fünf moderne Wohnungen und zwei Gewerberäume

Die Wohnungsbaugenossenschaft Lutherstadt Eisleben hat dieses Vorhaben in Angriff genommen, um das historische Gebäude, das unter Denkmalschutz steht und früher auch eine Gaststätte beherbergt hat, in ein Wohn- und Geschäftshaus zu verwandeln. Dort entstehen nun fünf moderne Wohnungen und zwei Gewerberäume im Erdgeschoss.

Am 1. September soll das Haus bezugsfertig sein. „Dann haben wir auch diese Herausforderung bewältigt“, sagt Carsten Dölle, Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft, nicht ohne Stolz. Er macht keinen Hehl daraus, dass das Projekt ihm und den beteiligten Bau- und Handwerkerfirmen einige Nerven gekostet hat. Das hing vor allem mit der maroden Bausubstanz des Barockhauses aus dem 17. Jahrhundert zusammen.

Morsche Balken mussten raus

Die Genossenschaft hatte sich bei den Planungen auf ein Gutachten verlassen, demzufolge die Holzbalkendecken angeblich nur „ertüchtigt“ zu werden brauchten. „Doch schnell stellte sich heraus, dass diese Annahme ein Trugschluss war“, so Dölle. Die Balken waren morsch und mussten allesamt raus. Stattdessen wurden Massivdecken eingezogen, die freilich einen Vorteil hatten. „Wir konnten dadurch Trittschalldämmung einbauen“, sagte Dölle.

Auch die Ideen für die Nutzung der Kellerräume mussten nach näheren Untersuchungen verworfen werden. In den Gewölben wollte die Genossenschaft ursprünglich eine Vinothek unterbringen. Doch die Statik der Räume erwies sich als „instabil“, so Dölle. In Absprache mit der unteren Denkmalschutzbehörde beim Landkreis und dem zuständigen Landesamt entschloss man sich, die Gewölbe mit Spezialbeton zu verfüllen.

Zuvor ist eine Dokumentation des Gewölbes angefertigt worden. Geborgen wurde allerdings das Fragment eines Renaissance-Portals, das jetzt den Eingangsbereich des Hauses ziert. „Ein schöner Blickfang auch für Besucher“, findet der Genossenschaftsvorstand. Auch der versetzte Anbau der Erker verleiht dem Gebäude eine besondere architektonische Note. Die Stadt hatte darauf bestanden, um an dem Baudenkmal die Symbiose von alt und neu zu verdeutlichen.

Zusätlicher Kostenaufwand

Das alles hat natürlich auch zusätzliches Geld gekostet, das aus dem städtischen Förderfonds zur Sicherung von Baudenkmalen genommen wurde. Die Genossenschaft selbst hat für das ehrgeizige Bauvorhaben in bester Lage rund 1,6 Millionen Euro aus Eigenmitteln aufgebracht.

Aufsichtsrat und die Vertreter der Mitgliederschaft hatten dazu ihre Zustimmung gegeben. Ein Punkt, den Dölle immer wieder hervorhebt. Auch, weil alle jetzt sehen können, was mit dem Geld der Genossenschaft geschaffen wird. Maler und Fliesenleger legen derzeit in den fünf Wohnungen letzte Hand an.

Immerhin sind barrierefreie Wohnungen nach dem modernsten Standard entstanden. Mit Fußbodenheizung und Wärmerückgewinnung. Mit Parkplätzen für die Mieter im Hofbereich. Und in der obersten Etage mit herrlichem Blick über die Lutherstadt. Derweil warten viele Passanten gespannt, wie die „Kupferklause“ aussieht, wenn die Hüllen gefallen sind.

Die Genossenschaft hat sich des Objektes angenommen, weil immer mehr junge Leute nach Altbauwohnungen in der Innenstadt fragen. „Insofern ist das zugleich eine Investition in die Zukunft“, sagt Dölle auch mit Verweis auf das Projekt „Mut zur Lücke“, das in der Sangerhäuser Straße unweit der „Kupferklause“ umgesetzt wurde.

Im Zuge der Internationalen Bauausstellung (IBA) hatte die Lutherstadt den Zuschlag erhalten. Ein Architektenwettbewerb wurde gestartet und Fördermittel von rund einer halben Million Euro an Land gezogen. Die Wohnungsbaugenossenschaft war es schließlich, die „Mut zur Investition“ bewies. Nach dem Abriss der drei Häuser in der Sangerhäuser Straße 36 bis 38 wurde im Vorjahr für knapp zwei Millionen Euro ein neues „Stadthaus am Knappenbrunnen“ errichtet, das schnell vermietet war.

Interessante Funde bei Ausgrabungen

Bei den archäologischen Grabungen auf der Baustelle wurden einige interessante Funde gemacht. So entdeckte man Murmeln, Münzen und Keramiken, die aus dem Spätmittelalter stammen könnten. Und auch der stählerne Stumpf eines Elektromastes wurde gefunden. Er war ein Reststück der ehemaligen Elektrischen Kleinbahn, die von 1900 bis 1922 zwischen Helfta, Eisleben und Hettstedt verkehrte.

Aufregung löste kurzzeitig die Suche nach der Gemeinen Zauneidechse aus. Doch ein Experte konnte auf dem Gelände der einstigen Kraftwagenhalle kein Exemplar der streng geschützten Art finden. „Da haben alle aufgeatmet“, räumt Dölle ein. Wer weiß, ob dann die Parkplätze auf dem Areal heute schon fertig gewesen wären. (mz)

Im Innenhof verlegen Rene Ludwig und Sven Götze von einer Sangerhäuser Baufirma noch Borde.
Im Innenhof verlegen Rene Ludwig und Sven Götze von einer Sangerhäuser Baufirma noch Borde.
Winterfeld
Der herrliche Blick vom Balkon.
Der herrliche Blick vom Balkon.
Winterfeld
„Mut zur Lücke“ am Knappenbrunnen.
„Mut zur Lücke“ am Knappenbrunnen.
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