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Die Sprachlehrerin Wie eine Engländerin nach Hettstedt gekommen und Leiterin einer Sprachschule geworden ist

Von Babett Gumbrecht Aktualisiert: 18.09.2021, 12:28
Lisa Herbig-Aldridge leitet  seit 2008 die   ?Sprachschule 2000? in Eisleben.
Lisa Herbig-Aldridge leitet seit 2008 die ?Sprachschule 2000? in Eisleben. (Foto: Jürgen Lukaschek)

Eisleben/MZ - Mitten in der Innenstadt Eislebens wird es richtig international. In der „Sprachschule 2000“ am Markt kann man nämlich nicht nur Sprachen erlernen, sondern auch viele Menschen unterschiedlicher Kulturen antreffen. „Von Amerikaner bis zu Vietnamesen: Bei uns lernen die verschiedensten Nationalitäten“, sagt die Leiterin der Sprachschule, Lisa Herbig-Aldridge.

Sie selbst stammt auch aus dem Ausland. Genauer gesagt aus Northampton in England. Aber wie kommt eine Engländerin ins Mansfelder Land? Durch das Studium, erzählt die 49-Jährige. Damals habe sie in Manchester Germanistik studiert. Integriert in das Studium sei ein Aufenthalt in Deutschland gewesen. Deshalb sei sie damals nach Hettstedt gekommen. Da war 1992, kurz nach der Wende. „Ich habe an einer Sekundarschule in Hettstedt den Englisch-Unterricht unterstützt“, so die Herbig-Aldridge. Damals hieß das noch Fremdsprachenassistent. Dahinter verbarg sich aber, einfach erklärt, die Unterstützung des Unterrichts, sagt sie.

Umzug von Cambridge ins Mansfelder Land war schon ein kleiner Kulturschock

Der Umzug von Cambridge ins Mansfelder Land war schon ein kleiner Kulturschock. Alles sei sehr grau gewesen. Herbig-Aldridge: „Ich muss aber sagen: Ich habe mich bewusst für die neuen Bundesländer entschieden, ich wollte wirklich Deutsch lernen“, sagt die gebürtige Engländerin. Natürlich war damals alles neu und man habe man nicht viel über die ehemalige DDR gewusst. Aber sie habe sich gedacht, man könne es mal probieren. Und dann sei sie auch direkt hier hängengeblieben, und zwar in der besagten „Sprachschule 2000“.

Diese ist im Jahr 1993 gegründet worden. Dort habe die gebürtige Engländerin dann zunächst als freiberufliche Dozentin für Englisch angefangen. „Englisch war natürlich nach der Wende sehr gefragt“, erzählt sie. Mittlerweile sei Anglistik aber eher in den Hintergrund gerückt. Sprachen wie Japanisch oder Arabisch seien gefragter. Aber auch Spanisch werde immer beliebter.

Viele Teilnehmer der Integrationskurse sind Analphabeten

Das Publikum in der Lernstätte sei sehr gemischt: Von jung bis alt, Mexikaner bis Syrer sei alles dabei. Aber die meisten verfolgen dasselbe Ziel: Deutsch lernen. „Wir bieten Integrationskurse an, dort lernen die Teilnehmer Deutsch von null bis Level B1“, berichtet Herbig-Aldrigde. Das entspreche ungefähr 600 Unterrichtsstunden.

Diese Zeit werde angesichts der Komplexität der deutschen Sprache aber auch benötigt. Eine weitere Herausforderung sei zudem, dass viele Teilnehmer der Integrationskurse Analphabeten seien. Deswegen gebe es da auch noch mal eine Unterteilung. Wer des lateinischen Alphabets nicht mächtig sei, müsse ungefähr mit 900 Unterrichtsstunden rechnen. In den Kursen gebe es auch einen Themenkomplex, der sich mit der Gesellschaft, Politik und Geschichte Deutschlands befasst.

„Unser Ziel ist es die Teilnehmer fit für das soziale Leben und den Arbeitsmarkt zu machen“, sagt die 49-Jährige. Und die Arbeit der Sprachschule trage auch Früchte. Rund fünfzig Prozent bestünden am Ende auch die Prüfungen. Sechzig Schüler lernen aktuell in der Sprachschule, ergänzt die seit 2008 amtierende Leiterin Herbig-Aldridge.