Von Osterhausen um die ganze Welt
OSTERHAUSEN/MZ. - Mancher träumt davon, all diese Plätze zu besuchen. Die wenigsten verwirklichen ihren Traum. Ingrid und Jörg Bareuther sind auf dem besten Weg dahin. Sie können ihren Traum schon fast mit beiden Händen greifen, nachdem sie jahrelang darauf hingearbeitet haben. Sie werden die Welt umrunden. Ende März, Anfang April soll die Reise in Kanada starten. Dann ist nämlich das wichtigste Utensil per Schiff in Kanada angekommen: "Arminius".
Arminius ist ein Unimog. "Wir hatten ein Auto gesucht, für das wir hoffen, weltweit Ersatzteile bekommen zu können. Von Mercedes Benz nehmen wir einfach mal an, dass es so ist", erklärt Jörg Bareuther (46). Bevor der Unimog zum Globetrotter werden sollte, gehörte er zu den Uno-Beständen der Bundeswehr. "Er ist zwar schon 23 Jahre alt, aber ist wohl mehr gepflegt als gefahren worden", so Ingrid Bareuther (42). Außerdem muss ein Auto, das um die ganze Welt rollen soll, extrem geländegängig und der Motor sehr robust sein.
"Ich glaube kaum, dass wir überall Kraftstoff in der Qualität tanken können, wie man es aus Deutschland kennt", schwant es Bareuther. Zu viel Elektronik durfte also nicht sein. Und - ganz wichtig - das Fahrzeug muss zwei Menschen über Jahre das Heim ersetzen. "Unseren Unimog haben wir dann auf den Namen Arminius getauft", so Frau Bareuther. "Wir haben lange geforscht, aber der Name dieses germanischen Helden wurde bei keiner Militäroffensive der Vergangenheit missbraucht."
Mittlerweile haben die beiden künftigen Globetrotter schon eine intensive Beziehung zu ihrem Arminius aufgebaut. Denn so, wie sie ihn von der Bundeswehr gekauft haben, sieht er lange nicht mehr aus. Er ist neu lackiert und hat einen Dachgepäckträger. Eine Kabine wurde ganz nach den Wünschen der Bareuthers angefertigt. Es gibt darin eine Miniküche, sogar Dusche und WC, Schlaf- und Sitzgelegenheiten und in jeder Ecke Stauraum. "Dem Tischler, der uns die Möbel speziell angefertigt hat, können wir nur großen Dank zollen", so Frau Bareuther. Umgebaut wurde das Fahrzeug in den letzten Monaten in Kleinosterhausen in einer Scheune, die beide nutzen durften.
Vor allem auf Isolation legten die Bareuthers beim Umbau ihres Arminius großen Wert. Denn auf ihrer Tour werden sie große Kälte ebenso wie große Hitze überstehen müssen. Gänzlich unerfahren sind sie darin nicht. Im Dezember 2008 durchquerten die beiden Abenteuerer die Arabische Wüste Ägyptens vom Roten Meer zum Nil. Alleine, ohne Begleitfahrzeug oder sonstige Hilfe, nur mit Rucksack, Zelt und Schlafsack.
Knapp 250 Kilometer legten sie in zehn Tagen zurück. Zehn Fixpunkte legten sie zuvor in der Wüste fest, wo sie rasten wollten. Dort vergruben sie Trinkwasser und Nahrungsmittel. "Man trinkt dann acht, neun Liter pro Tag", erklärt Ingrid Bareuther. "So viel kann man unmöglich mit sich herumtragen." Der Sand ist weich. Es ist bergig. Tagsüber klettert die Temperatur auf über 40 Grad Celsius. Nachts fällt sie unter den Gefrierpunkt. "Das war eine einmalige Erfahrung", schwärmt die Frau.
Woher die Abenteuerlust der Beiden rührt? So ganz genau weiß das Jörg Bareuther nicht. Der Osterhäuser absolvierte in seiner Jugend eine Lehre zum Agrotechniker, studierte dann und wurde Agraringenieur. "Ich habe bis zur Wende für die LPG Pflanzenproduktion in Rothenschirmbach gearbeitet", erzählt er. Mit dem Tag der Grenzöffnung verließ er seine Heimat Richtung Westen. In Göttingen hatte er Glück. In einer Kneipe lernte er einen Fahrlehrer kennen, man kam ins Gespräch mit dem Effekt, das Bareuther umschulte und dann einige Jahre als Fahrlehrer arbeitete.
Da kannte er seine Frau schon. Sie arbeitete als Journalistin. 1999 ließen beide ihre sichere Existenz hinter sich. Das Abenteuer lockte die Beiden zum ersten Mal. Sie wurden Tauchlehrer auf den Malediven, später in Ägypten. Auch dort bauten sich das Paar eine Existenz auf, als Tauchlehrer und als Unternehmer. "In Ägypten kann man vergleichsweise billig leben", sagt die 42-Jährige. "Es gibt nicht so viele Verlockungen Geld auszugeben wie hier. Theater, Kino, Restaurantbesuche. Das ist eher selten. Da kann man einfacher für eine Weltumfahrung sparen als in Deutschland." Doch wie viel nötig war, um endgültig zu sagen, es geht los, verrät das Ehepaar nicht.
Nur dass die 9 000 Euro, die nötig gewesen wären um mit dem Auto China durchqueren zu dürfen, ihnen viel zu teuer waren, sagen sie. Und dass sie lange gerechnet haben, eine Route festzulegen, die sich mit ihrem Geldbeutel vereinbaren ließ. So rollen sie allein aus finanziellen Gründen den Erdball "von hinten" auf. Sie setzen deshalb nicht von Asien nach Amerika über, sondern umgekehrt. "Aus Asien werden jede Menge Waren in den Westen verschifft. Auf der Rücktour sind die Schiffe fast leer und die Preise dementsprechend günstig, weil Kapitän und Reeder froh sind, dass überhaupt ein zahlender Gast mitfährt", erklärt Frau Bareuther.
Wenn "Arminius" im März in Kanada angekommen ist, werden die beiden Globetrotter von Halifax aus zunächst Nordamerika erkunden. Das Frühjahr sei zwar keine ideale Jahreszeit für Zentralkanada und Alaska, weil es immer noch bitterkalt dort sei. Minus 30 Grad Celsius in der Nacht seien keine Seltenheit. Im Sommer wollen sie die USA durchqueren. Einen Fixpunkt gibt es bereits. "Wir sind Weihnachten in Texas bei Freunden eingeladen", so Ingrid Bareuther. Nach Nordamerika werden Mittelamerika und Südamerika erkundet. Weihnachten 2011 wollen die Bareuthers in Feuerland sein.
Wohin es die beiden Weltenbummler tatsächlich verschlägt, wie es ihnen auf ihrer Tour ergeht, dass kann man, wenn man will im Internet im Blog der Beiden verfolgen können. So oft es ihr möglich sei, wollen sie Reiseberichte schreiben.