Urlaub in den Regenwäldern Ostafrikas Urlaub in den Regenwäldern Ostafrikas: Silberrücken vor der Linse

wolferode - Andrea Möller kann es immer noch nicht richtig begreifen, was sie da vor viereinhalb Wochen in Ostafrika erlebt hat: Da stand die 49 Jahre Büroangestellte aus Wolferode im Regenwald inmitten einer Gruppe von Berggorillas.
Die Urlaubszeit geht zu Ende. Viele nehmen zur Erinnerung ein Souvenier mit nach Hause. Wer hat besondere Urlaubsmitbringsel? Welche Geschichte oder Episode verbirgt sich dahinter? Sie können uns anrufen unter Telefon 03475/61 46 10 oder uns per E-Mail schreiben an [email protected] Auch ein Brief ist möglich. Die Adresse der Redaktion lautet: MZ-Lokalredaktion Eisleben, Plan 7, 06295 Lutherstadt Eisleben
„Einige Jungtiere sind uns sogar über die Füße gerollt“, beschreibt sie die Eindrücke, die jetzt erst nach und nach richtig zum Tragen kommen. Und dabei leuchten ihre Augen. Auch ihr Ehemann Jens bekommt fast wieder eine Gänsehaut, wenn der 51-jährige Vertriebsleiter von der Urlaubsreise spricht, die die beiden Ende Juli unternommen haben. Sie flogen nach Ruanda, um in der Bergregion des kleinen Landes die seltenen Menschenaffen in Augenschein zu nehmen. Damit haben sich die Eheleute aus Wolferode einen Lebenstraum erfüllt.
Vom Afrika-Fieber gepackt
Alles begann vor einigen Jahren, als sie eine Reise nach Namibia unternahmen. Die faszinierenden Landschaften, die freundlichen Leute und die exotischen Tiere an den Wasserlöchern - das gefiel ihnen. „Da hat uns das Afrika-Fieber gepackt“, erinnert sich Andrea Möller. Ihr nächsten Trips führten sie nach Kenia, Südafrika und Tansania. In der Serengeti ging Jens Möller, der Hobbyfotograf ist, das Herz über. Seine Tieraufnahmen füllen inzwischen ganze Foto-Bände. Sogar eigene Ausstellungen im Kloster Helfta und im Kunstzuckerhut in Hettstedt hat er mit seinen Tierfotos bestückt.
Natürlich gehören die „Big Five“, also Elefant, Büffel, Nashorn, Löwe und Leopard, zu seinen fotografischen Souvenirs. Eines dieser Tiere töten würde er nicht. Da reichen den Möllers die Exemplare aus Ebenholz, die sie aus Afrika mitgebracht haben. Doch ein Tier fehlte in ihrer Sammlung: der Berggorilla. Nur knapp 900 Exemplare gibt es davon derzeit auf der Welt. Sie leben ausschließlich im Gebiet der Virunga Vulkane und im Bwindi-Wald.
Ein Areal, das sich zwischen Uganda, Kongo und Ruanda erstreckt und das als Unesco-Weltnaturerbe besonderen Schutz genießt. Vor 20 Jahren tobte in dieser Region ein blutiger Bürgerkrieg zwischen den Stämmen der Hutu und Tutsi. Inzwischen ist die Region befriedet. Ruanda selbst sei sicher und auch sehr sauber, haben die beiden bei ihrer Reise festgestellt.
Begehrtes Touristenobjekt
Eine Gedenkstätte in der Hauptstadt Kigali erinnert an die furchtbaren Verbrechen, denen Hunderttausende zum Opfer fielen. In dieser Zeit mussten die Forschungen zu den Berggorillas eingestellt werden. Jetzt sind die Affen zum begehrten Objekt von Touristen geworden. Bis zu zehntausend Menschen gehen jährlich auf Erkundungstour in die Waldgebiete in Höhen bis über 2 700 Meter. Die Einnahmen werden auch für den Schutz der Berggorillas verwendet.
So können Park-Ranger und Ärzte bezahlt werden, sagen die Möllers. Dennoch ist nicht sicher, ob diese Spezies überleben wird. Bisher scheinen die Affen den Tourismus gut zu vertragen. Ausgangspunkt der Exkursionen sind Lodges unterhalb der Berge. Zwei Tage nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen sind auch die Möllers mit anderen Touristen aufgebrochen. Auf einem Trampelpfad ging es zwei Stunden lang bergauf.
Dann plötzlich kamen sie an eine Lichtung und dort lagen die Affen, die alle einen Namen haben. Es war die Mirwa-Gruppe mit Munyuga, dem Silberrücken. Möllers legten wie die anderen Rucksäcke und ihre Wanderstöcke ab, um die Tiere nicht zu erschrecken. „Es war alles so friedlich“, schildert Andrea Möller das Aufeinandertreffen mit der Familie der Berggorillas. Es schien, als gehörten sie mit dazu. Es war eine Stunde, die beide ihr Leben lang nicht vergessen werden. (mz)
