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Umzug führt direkt zu Luther

Von ELKE JÄGER 23.09.2009, 17:16

SCHAFSTÄDT/MZ. - Und so hat sich der Schafstädter Pfarrer, der im letzten Jahr auch in Mücheln tätig war, für den Aufbruch entschieden. Er fand es einfach für sich selbst an der Zeit, Neues zu wagen. Er wollte die Herausforderung.

Die hat er schnell gefunden: Bereits im Juni wurde Schilling zum neuen Superintendenten des Evangelischen Kirchenkreises Eisleben gewählt. Im Oktober tritt er sein Amt an und ab Januar 2010 schließen sich Eisleben und Sömmerda zu einem neuen Kirchenkreis zusammen, an deren Spitze er steht. Dienstsitz wird in Eisleben sein.

Mit dem Kistenpacken haben er und seine Frau Heike schon begonnen, auch wenn sie wohl noch einige Zeit in Schafstädt wohnen bleiben. Die Suche nach dem neuen Domizil läuft noch. Im Packen hat der 47-Jährige Übung: 13 Umzüge liegen bereits hinter ihm. Nun geht es in die Stadt mit den zahlreichen Gedenkorten und Wirkungsstätten des großen Reformators. Das hat für den Pfarrer schon einen besonderen Reiz. Martin Luthers Taufkirche steht dort und auch das Gotteshaus, in dem er seine letzte Predigt hielt. Das lockt Besucher aus aller Welt an. "Da müssen wir als heutige Kirche auch etwas bieten", ist er überzeugt.

Genau fünf Jahre lebte Schilling, ein hoch gewachsener Mann mit überzeugendem Auftreten, in Schafstädt. Der gebürtige Hallenser begann erst als junger Erwachsener, sich intensiv mit theologischen Fragen zu beschäftigen. Da lag ein abgebrochenes Werkstofftechnik-Studium an der damaligen TH Merseburg schon hinter ihm. Er studierte Theologie, war in Gemeinden in Halle-Neustadt und Röcken-Lützen tätig und zwischendurch auch an der Uni.

Schilling ist ein aufgeschlossener Mensch, für den Kirche immer auch Da-Sein mit den und für die Menschen bedeutet. Das schließt das enge Miteinander mit den Gemeindekirchenräten ebenso ein wie die Suche nach neuen Wegen in den Gemeinden. Manchmal hat das wunderbar funktioniert, manchmal ist er an Grenzen geraten. Regelrecht begeistert spricht der Pfarrer über das Engagement der Milzauer für die Kriegstedter Kirche (die MZ berichtete), aber auch vom "Aufbruch" in Großgräfendorf - dort entwickelt sich langsam wieder Gemeindeleben.

Um die Menschen zu erreichen, ja gar zu begeistern, versucht es Schilling auch mit ungewöhnlichen Mitteln. Als die halbe Nation im Fußball-Fieber steckte, hielt er Fußball-Gottesdienste. Bei Gottesdiensten speziell für Senioren, zum Beispiel in Pflegeheimen, legt er Wert auf "christliche Unterhaltung". "Es ist mir wichtig, dass die alten Leutchen das aktiv erleben und begreifen", argumentiert er.

Rollenspiele, die spielerische Darstellung von Geschichten aus der Bibel, sind sowieso eines seiner Steckenpferde. Das wissen auch die Mitglieder der evangelischen Gemeinde Schafstädt. Bei den "Sieben Wochen ohne. . ."- Projekten in der Fastenzeit gehörte das Spielen fest dazu.

"Wir haben gern in Schafstädt gelebt", schaut Falko Schilling zurück. Aber es sei für ihn und seine Frau von vornherein klar gewesen, "dass wir nicht unser ganzes Leben hier verbringen. Es ist doch spannend, etwas Neues zu beginnen."