Theaterstück "Dear Wendy" in Eisleben Theaterstück "Dear Wendy" in Eisleben: FSJlerin ergattert erste Hauptrolle

Eisleben - „Wenn man einmal damit infiziert ist, wird man ihn nicht wieder los“, sagt Lilli Möckel. Die 19-Jährige meint den Theatervirus, der schon früh von ihr Besitz ergriff. „Meine Mutter ist Schneiderin am Theater in Zwickau“, nennt sie einen wichtigen Grund dafür.
19-jährige Lilli Möckel absolviert Freiwilliges Soziales Jahr beim Theater in Eisleben
Schneiderin will Lilli Möckel freilich nicht werden, sondern Schauspielerin. Und sammelt während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres Kultur wertvolle Erfahrungen. Dass sie das FSJ am Theater in Eisleben absolviert, hat wohl etwas mit Liebe auf den ersten Blick zu tun. „Ich habe mich ja bundesweit beworben und war auch hier zum Vorstellungsgespräch. Als ich dann wieder zum Bahnhof gelaufen bin, habe ich gedacht: Wenn es hier klappt, das wäre schon klasse“, erinnert sie sich. Daniel Theuring, er und Intendant Ulrich Fischer führten das Gespräch, bestätigt das: „Uns erging es ähnlich. Irgendwie haben wir gleich gemerkt, das passt“, so der Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros. Und an diesem Donnerstag wird die Zusammenarbeit quasi gekrönt.
Denn am Abend, Beginn ist 19.30 Uhr, feiert „Dear Wendy“ Premiere auf der kleinen Probe- und Studiobühne in den neuen Räumen der Theaterkasse in der Bucherstraße 14. „Dear Wendy“ basiert auf dem Drehbuch des dänischen Filmregisseurs Lars von Trier und ist von Mitgliedern der Theatergruppe des Projektes „Dehnungsfuge“ für die Bühne adaptiert worden. Regie führt Daniel Theuring. Lilli Möckel schlüpft in die Rolle der Protagonistin, zeichnet zudem, hier machen sich die mütterliche Gene bemerkbar, für die Kostüme verantwortlich. Die Protagonistin heißt übrigens nicht Wendy, sondern Dick. Denn Wendy ist eine Pistole, zu der Dick eine besonders innige Beziehung unterhält. Und genau darum geht es in dem Stück: Um Waffen, deren Verherrlichung und darum, welch verheerende Folgen diese Verherrlichung haben kann. Die Amerikaner sprechen gern von bewaffnetem Pazifismus. Soll soviel heißen wie: Wenn ein Gleichgewicht der Kräfte herrscht, wird es niemand wagen, seine Waffe als erster einzusetzen. Ein sehr fataler Trugschluss.
FSJlerin hat als Laiendarstellerin und Komparsin schon Bühnenerfahrungen gesammelt
„Das wird meine erste Hauptrolle sein. Und das passt irgendwie. Kleine Bühne, große Rolle“, so Lilli Möckel, die als Laiendarstellerin und Komparsin schon jede Menge Bühnenerfahrungen gesammelt hat. Doch in „Dear Wendy“ stehen sie und ihre Mitstreiterinnen vor ganz neuen Herausforderungen. Wobei die Betonung auf Mitstreiterinnen liegt. Denn bei Lars von Trier ist nicht nur Dick ein junger Mann, sondern auch einige andere der Außenseiter einer amerikanischen Kleinstadt. „Wir haben nur Mädchen in der Gruppe, lassen aber die Mädchen keine Jungen spielen, sondern haben die Jungs zu Mädchen werden lassen“, so Theuring.
Und, was der Film über Bilder generiert, müsse auf der Theaterbühne verstärkt durch Worte transportiert werden. Zumal die kleine Probe- und Studiobühne auch nur mit bescheidener Beleuchtungstechnik ausgestattet ist.
„Ich denke, dass sie sich aber gerade für dieses Stück hervorragend eignet. Denn der schlauchartige Zuschauerraum erinnert irgendwie an einen Schießstand“, so Lilli Möckel, die als kleines Mädchen auch klassisches Ballett getanzt hat. „Das habe ich aber aufgegeben. Wenn man es da zu etwas bringen will, muss man sich richtig reinknien.“ Denn für Lilli Möckel stand schon früh fest, dass sie Schauspielerin werden möchte. Dem ordnet sie alles unter. „Ich habe es gar nicht geschafft, mir in Eisleben außerhalb des Theaters einen Freundeskreis aufzuhaben. Es gibt ja immer was zu tun vor auf oder hinter der Bühne.“ Theatervirus eben. (mz)