Stadt stellt Abriss-Antrag Stadt stellt Abriss-Antrag: Marode Häuser im Jüdenhof sollen weichen

Eisleben - Wie geht es weiter am Eisleber Jüdenhof? Nachdem die kleine Straße, die die Glocken- und die Rathausstraße verbindet, Ende Juni aus Sicherheitsgründen für Fußgänger und Autofahrer gesperrt werden musste, sollen die Häuser Jüdenhof 8, 9 und 9a nun wegen der Bauschäden verschwinden. Bei einer Begehung mit dem Landkreis Mansfeld-Südharz war jetzt festgestellt worden, dass wegen des schlechten Zustands dringender Handlungsbedarf bestehe.
Die drei ruinösen Gebäude beschäftigen die Stadtverwaltung und den Stadtrat schon seit längerem. Sie verschandeln nicht nur den Anblick des kleinen Platzes, an dem fast alle Häuser schmuck hergerichtet sind.
Innerstädtischer Lutherweg soll über den Jüdenhof führen
Zudem verläuft auch der innerstädtische Lutherweg, der Touristen und Besucher zu Eisleber Sehenswürdigkeiten führen soll, über den Jüdenhof. Hier sollte ursprünglich die Lutherweg-Station „Luther und das Fremde“ installiert werden. Der Entwurf des Leipziger Künstlers Stefan Adlich konnte bislang noch nicht umgesetzt werden.
Nachdem der städtebauliche Missstand in den vergangenen Jahren immer wieder mal Thema gewesen ist, hat die Stadtverwaltung 2016 einen konkreten Vorstoß unternommen und zusammen mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises, dem Landesamt für Denkmalpflege, Stadträten und Anwohnern in einem Werkstattgespräch über mögliche Gestaltungsvarianten gesprochen. Bei der Neugestaltung geht es nicht nur um die drei Häuser am Jüdenhof, sondern auch um das dahinter liegende Areal bis zur Grabenstraße.
Marode Gebäude im Jüdenhof - Stadt ordnet Abriss an
Mittlerweile hat die Stadt die maroden Gebäude aus Privateigentum erworben. „Die Häuser müssen abgerissen werden“, sagte Pia Ryll, Sachgebietsleiterin Stadtplanung und -sanierung, der MZ. Es habe dazu bereits intensive Vorgespräche mit dem Landesverwaltungsamt und den Denkmalbehörden gegeben. Die Stadt habe einen Rückbau-Antrag beim Landkreis gestellt und Fördermittel beantragt.
Wenn der Abriss genehmigt und die Fördermittel bewilligt werden, sollen die Ruinen so schnell wie möglich verschwinden. Was kommt danach? „Wir haben uns mit dem Projekt für das Programm ,Mut zur Lücke‘ beworben“, sagt Ryll. Dabei handelt es sich um eine Initiative der Architektenkammer und des Landes.
Geschichtsträchtiges Areal: Jüdenhof wurde 1451 erstmals erwähnt
Gefördert werden Architektenwettbewerbe zur Gestaltung von Baulücken. So ein Wettbewerb für das Areal Jüdenhof/Grabenstraße wäre natürlich nur der erste Schritt. Denn zur Umsetzung müsste auch ein Investor gefunden werden. Im Rahmen von „Mut zur Lücke“ sind in Eisleben bereits die Petrihöfe in der Petristraße (Wohnungsbaugesellschaft) sowie die Häuser am Knappenbrunnen in der Sangerhäuser Straße (Wohnungsbaugenossenschaft) entstanden.
Der Jüdenhof wurde 1451 erstmals erwähnt - damals ein kleiner, mit Toren verschließbarer Platz. 1543 wurden die Juden aus dem Land vertrieben. Erst ab Ende des 18. Jahrhunderts lebten wieder Juden in Eisleben. In der Nazizeit war der Jüdenhof in Kleiner Markt umbenannt, ab 1945 hieß er Dr.-Wilhelm-Külz-Platz, seit 1991 wieder Jüdenhof. Külz war Mitbegründer der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands. Zu DDR-Zeiten hatte am Wilhelm-Külz-Platz 9a die Kreisdirektion der Staatlichen Versicherung ihren Sitz. (mz)