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Spätarbeiter in Arztpraxis

Von Burkhard Zemlin 30.08.2005, 16:19

Halle/MZ. - großen Saal des Eisleber Theaters eine Versammlung der Bürgerbewegung moderierte, hat sich eingeprägt. Schmedes, der 1990 überdies das Kuratorium zur Rettung der Nicolaikirche mit aus der Taufe gehoben hat, um ein Stück Alt-Eisleben zu retten, war in jenen Tagen fast überall dabei, wo Bürger sich in die öffentlichen Belange einmischten, ohne von den Behörden in die Schranken gewiesen zu werden. Er war das Mundwerk der Eisleber, der mit feinsinnigem Humor oft die Lacher auf seiner Seite hatte, der Intelligenz und Witz in die Kommunalpolitik einbrachte.

Schmedes hat seine ärztliche Laufbahn im Kreiskrankenhaus Eisleben an der Seite des unvergessenen Obermedizinalrates Dr. Rainer Hoppe begonnen, über den er heute noch mit größter Hochachtung spricht. "Das war für mich fast eine Ersatzvaterfigur. Ein exzellenter Arzt mit hervorragendem Blick."

Diese Attribute werden seit langem auch Schmedes nachgesagt. Nach der Wende eröffnete er seine eigene Praxis, in der seine Patienten oft zu ungewöhnlichen Zeiten empfing. Schmedes ist Spätarbeiter. "Vorige Woche ist der Letzte kurz nach Mitternacht raus", sagte er, als sei das völlig selbstverständlich. Die Spätarbeit hat mit seinem inneren Motor zu tun, der frühmorgens immer erst eine Weile braucht, um auf Touren zu kommen. Da hängt er lieber am Abend noch Zeit dran, wie seine Patienten wissen.

Was wird er künftig mit seiner Zeit anfangen? "Ich werde weder den Garten neu gestalten noch die Küche umorganisieren", antwortete er amüsiert und verrät: "Ich bin der geborene Stubenhocker." Also wird er lesen und schreiben, wobei er sich freilich auch Gedanken darüber macht, wie das werden soll, wenn der Arbeitsdruck fehlt.

Hat er wieder Lust auf Kommunalpolitik? Interesse schon, aber nicht eben Lust, schüttelt Schmedes den Kopf. Andererseits juckt es ihn schon, sich einzumischen.