Restaurierung in St. Marien Restaurierung in St. Marien: Warum wurde der Altar der Klosterkirche verändert?

Klostermansfeld - Es ist eine mysteriöse Geschichte um den Altar der Klostermansfelder Klosterkirche St. Marien. In den 1960er Jahren haben Restauratoren den spätgotischen Marienkrönungs-Altar aus dem 14. Jahrhundert erheblich verändert - die genauen Umstände sind heute nicht mehr bekannt. „Es muss ein sehr großer Altar gewesen sein“, sagt die Restauratorin Andrea Himpel aus Halle.
Original erhalten sind nur noch die Figuren; der Altarschrein und der Sockel (die Predella) sind in den 60er Jahren nachgebaut worden. Himpel und ihre Kollegin Linda Haselbach sind dabei, den Schrein und die Figuren zu reinigen und zu restaurieren.
Original erhaltene Figuren der Klosterkirche wurden mit Wasser-Alkohol-Gemisch gereinigt
„Die Figuren sind mit Holzschutzmittel behandelt worden“, sagt Himpel. „Wir haben das mit einem Wasser-Alkohol-Gemisch in mehreren Waschstufen entfernt.“ Jetzt werden Fehlstellen an der Farbfassung und am Holz restauriert beziehungsweise retuschiert.
Das 973 erstmals urkundlich erwähnte Dorf Mansfeld ist laut Historikern wahrscheinlich das heutige Klostermansfeld. Um 1040 sollen die Mansfelder Grafen hier ein Kloster gegründet haben. Im 12. Jahrhundert siedelten sich Benediktinermönche an, um 1170 wurde die romanische Kirche gebaut.
Im Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster zerstört, die Kirche schwer beschädigt. Das Kloster wurde in ein gräfliches Amt umgewandelt, die Kirche ist seitdem die evangelische Pfarrkirche von Klostermansfeld. 1960 bis 1970 wurde die Kirche umfassend restauriert und der mittelalterliche Charakter wiederhergestellt. (mz)
Zum Teil geschieht das direkt in der Kirche; einige Figuren nehmen die Restauratorinnen auch in die Werkstatt mit. Wie Himpel sagt, handele es sich um Darstellungen von Maria, Christus, Petrus, Bartholomäus und eines weiteren Heiligen sowie eines unbekannten Bischofs. „Es sind sehr schön gestaltete Figuren“, so die Restauratorin. „Der Künstler hat sein Handwerk verstanden.“
In Vorbereitung der Altar-Restaurierung hat es im Juni in der Kirche eine Begasungsaktion zur Schädlingsbekämpfung gegeben. Allerdings ist nicht das ganze Gebäude begast worden, weil das sehr aufwändig gewesen wäre. Es wurde ein Zelt aufgebaut, in dem alle beweglichen Holzteile, wie zum Beispiel das Gestühl und auch der Altarschrein und die Figuren, untergebracht wurden. „Wir haben in vielen Kirchen aktuell Probleme mit Holzschädlingen“, so Himpel. Grund sei, dass die Winter nicht mehr so kalt seien und deshalb mehr Schädlinge überleben.
Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda und Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut der Landeskirche fördern Restaurierung
Auch wenn die Substanz in Ordnung sei, sei die Altar-Restaurierung dringend notwendig gewesen, wie Matthias Paul sagt. Paul ist Pfarrer im Pfarrbereich Mansfeld, zu dem Klostermansfeld gehört. Die Maßnahme sei deutlich umfangreicher als eine Notsicherung. Das Projekt werde durch den Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda und die Kirchliche Stiftung Kunst- und Kulturgut der Landeskirche gefördert.
Dass in einer evangelischen Kirche ein Marienkrönungs-Altar stehe, sei nicht so ungewöhnlich, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheine. „Die Marienfrömmigkeit geht auf Martin Luther zurück“, so Paul. „Luther hat Maria aufgewertet.“
Die Kirche, die zur Straße der Romanik gehört, ist vor zehn Jahren statisch gesichert und saniert worden. 2014 haben Andrea Himpel und Linda Haselbach das Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert restauriert. Auch das Küsterhaus ist saniert worden. Hier haben das Gemeindebüro und die Friedhofsverwaltung ihren Sitz.
Das Pfarrhaus wird derzeit nicht genutzt. Nebenan gibt es einen Saal für die Winterkirche. „Die Kirchengemeinde ist sehr aktiv“, so Pfarrer Paul. „Hier wird jede Woche Gottesdienst gefeiert.“ (mz)