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Reformationsjubiläum  Reformationsjubiläum : Wo Luther sich den Tod holte

Von Wolfram Bahn 20.05.2016, 15:17
OB Jutta Fischer, der frühere Pfarrer Frithjof Grohmann und Jan Scheunemann haben an der „Kalten Stelle“ die Plakette „Luther war hier“ enthüllt.
OB Jutta Fischer, der frühere Pfarrer Frithjof Grohmann und Jan Scheunemann haben an der „Kalten Stelle“ die Plakette „Luther war hier“ enthüllt. Bahn

Eisleben - Es war 1968, als ein junger Pfarrer auf dem Moped von Wormsleben nach Unterrißdorf fuhr. Kurz vor dem Ort, der heute zur Lutherstadt Eisleben gehört, spürte der 24-Jährige plötzlich einen kalten Hauch. Frithjof Grohmann, wie der junge Mann hieß, erfuhr wenig später von dem kalten Korridor, der sich von dort bis nach Helfta zieht. Dieses meteorlogische Phänomen wurde sogar Martin Luther zum Verhängnis. Seit dieser Woche erinnert auch eine Plakette „Luther war hier“ auf einer interaktiven Tourismus-Route an die letzte Reise des Reformtors. Über einen QR-Code kann man nun alle Informationen zu dem Ort erfahren.

Lebensbedrohlicher Herzanfall

Auf seinem Weg von Halle nach Eisleben machte Luther am 28. Januar 1546 nach eigenen Angaben in einem Dorf „hart vor Eisleben gelegen“, eine kurze Rast. Dort habe er einen lebensbedrohlichen Herzanfall erlitten, so Jan Scheunemann vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, das das Projekt federführend begleitet. Jedenfalls soll es diese „Kalte Stelle“ gewesen ein, an der Luther aus seiner Kutsche stieg, dann ein Stück zu Fuß gegangen und kurz darauf zusammengebrochen ist. Der kalte Wind habe ihm durchs Barett auf seinen Kopf geblasen, „als wolt mir das Hirn zu eis machen“, schrieb er kurz darauf an seine Frau in Wittenberg.

Jämmerlich gefroren

Da ahnte Luther noch nicht, dass er sie nicht wiedersehen sollte. Der Reformator erlag wenige Tage später, am 18. Februar, den Strapazen seiner Reise. An der „Kalten Stelle“ hatte er sich im wahrsten Sinne des Wortes den Tod geholt. Den heute 74-jährigen Pfarrer im Ruhestand hat diese Geschichte nie losgelassen. Er konnte sich keinen anderen Ort vorstellen, an dem Luther so jämmerlich gefroren hat, wie diese Stelle, an der es einst auf einem Weg zur Tierarzt-Praxis Schilling hinaufging. Bis dahin wurden früher auch nur Aprikosen angebaut. So entstand bei ihm die Idee, diese markante Stelle, die auch schon 1983 zum 500. Geburtstag von Luther erwähnt wurde, besonders sichtbar zu machen.

Raufe zum Ausruhen

Vor 20 Jahren war es endlich soweit, wie er bei der Enthüllung der Plakette berichtete. Damals am 28. Januar 1996 sei es kalt gewesen und es lag Schnee. „Das hat richtig gut gepasst“, sagte Grohmann. Die Mauer an dieser Stelle hätten ABM-Kräfte aufgebaut. Seither steht hier auch eine Raufe zum Ausruhen für Wanderer und Radfahrer. Und auf einer Infotafel kann man nachlesen, was Luther dort vor 470 Jahren passierte. Auch der Luther-Pilgerweg führt an der Stelle vorbei.

Oberbürgermeisterin Jutta Fischer dankte auch dem Eigentümer des Grundstückes, dass er die Bemühungen unterstützt habe, dort einen Erinnerungsort für Luther einzurichten. Der Rastplatz an der kalten Stelle bei Unterrißdorf ist mittlerweile auch in Reiseprogrammen von Busunternehmen. Und der Rollsdorfer Winzer Renè Schwalbe hat jetzt oberhalb der Stelle einen Weinberg mit Rebsorten aus Luthers Zeit angelegt.

Was nicht verschwiegen werden soll: Luther hat den Juden die Schuld für seinen Zusammenbruch gegeben und die Mansfelder Grafen aufgefordert, sie zu vertreiben. (mz)