Probleme bei der Freiwilligen Feuerwehr Probleme bei der Freiwilligen Feuerwehr: Kleine Wehren vom Aussterben bedroht?

Eisleben/ Gerbstedt - Ein Eklat in der Einheitsgemeinde Stadt Gerbstedt: Die Freiwillige Feuerwehr der Ortschaft Adendorf bleibt führungslos. Die Floriansjünger haben keinen Chef, auch ein Vize-Chef fehlt. Zwar gibt es für beide Ehrenämter bereitwillige Kandidaten. Und deren Ernennung stand auch schon auf der Tagesordnung in der jüngsten Sitzung des Stadtrates. Doch alles umsonst: Die Stadträte mussten die Entscheidung aufschieben, weil beide Kandidaten nicht die erforderliche Qualifikation besitzen.
Bekanntes Problem in der Region
Für Steffen Hohmann, Brandmeister des Landkreises Mansfeld-Südharz, ist die Geschichte keine Überraschung. „Das Problem ist in der Region bekannt“, sagt er. Vor allem gehe es dabei um kleinere Feuerwehren. „Nach der Laufbahnverordnung kann nur jemand ein Wehrleiter werden, der mindestens die Qualifikation eines Gruppenführers hat“, schildert Hohmann die Vorschriften. „Sie muss bei einem Lehrgang erworben werden. Und ein Lehrgang - das sind zwei Wochen an einem Stück plus die Abschlussprüfung. Wer kriegt als Berufstätiger eine solche Freistellung?“ Und eine allzu große Personalauswahl gebe es in kleineren Feuerwehren nicht.
Eine Arbeitsstelle oder eine Ausbildung auswärts und deshalb zumindest in der Woche kaum Zeit für Qualifizierung und sogar für Einsätze - Feuerwehrleute stehen oft vor der Wahl: Job oder Brandbekämpfung. Kein Wunder, dass die Wahl zugunsten von Job ausfällt. Je kleiner die Ortsfeuerwehr, desto stärker spürt sie die Auswirkungen dieses Dilemmas. Für viele von ihnen ist dabei die Schmerzgrenze längst überschritten. „Wir haben im Landkreis Mansfeld-Südharz insgesamt 131 Feuerwehren“, nennt Hohmann die nüchternen Fakten. „79 davon sind in der Woche zwischen 6 und 18 Uhr nicht einsatzbereit, weil ihre Mitglieder auswärts beschäftigt sind. Abberode, Aseleben, Augsdorf... bei den betroffenen Orten kann man einfach quer durch das Alphabet gehen.“
Hilfsfrist wird eingehalten
Insgesamt seien die Sicherheit und der Brandschutz zwar trotzdem gewährleistet, so der Kreisbrandmeister. Die größeren Feuerwehren sorgen dafür. Die sogenannte Hilfsfrist - also die Zeit, in der die alarmierte Feuerwehr am Brand- oder Unglücksort sein muss - werde also auf jeden Fall eingehalten. Die liege bei zwölf Minuten. Natürlich hätten auch die größeren Feuerwehren ihre Personalprobleme. Auch an ihnen geht die Bevölkerungsabwanderung nicht spurlos vorüber. Hohmann: „Ende des vergangenen Jahres zählten die Feuerwehren in Mansfeld-Südharz 2 678 Mitglieder. Das sind 41 weniger als im Jahr davor.“ „Die Mitgliederstärke sinkt. Das ist keine erfreuliche Entwicklung“, bedauert der Kreisbrandmeister. Und die ersten Opfer seien dabei eben die kleineren Ortsfeuerwehren.
Zeitweilige Zusammenlegung
Was passiert nun mit solchen Feuerwehren wie der in Adendorf? „Jemand kann erst einmal kommissarisch mit den Aufgaben des Leiters beauftragt werden“, schildert Hohmann die eine Möglichkeit. „Oder die Feuerwehr wird zeitweilig mit einer anderen zusammengelegt, bis jemand in den eigenen Reihen die erforderliche Qualifikation erwirbt.“ So etwas habe es bereits gegeben. „Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Schmalzerode zum Beispiel “, so Hohmann. „Sie musste zeitweilig mit der Feuerwehr in Helfta zusammengelegt werden.“ Und wenn sich niemand findet, der sich qualifiziert? Wenn die Mitgliederzahl in einer Feuerwehr über die Schmerzgrenze hinaus sinkt? Wird sie aufgelöst? Oder werden die Wehren benachbarter Orte zusammengelegt?
Eine Zusammenlegung will Hohmann in der Zukunft nicht ausschließen. „Bereits heute werden Mannschaften aus Wehren, die nicht einsatzfähig sind, bei Einsätzen zusammengelegt“, sagt er. Also taugt dies auch als eine mögliche generelle Option für die Zukunft. Was die Feuerwehr von Adendorf betrifft, so ist hier noch eine Wende zum Besseren in absehbarer Zeit nicht ausgeschlossen. Die Kandidaten für die Wehrleitung haben sich für einen Lehrgang bereiterklärt, hieß es. (mz)