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Nützliche Hilfe für Feuerwehr Nützliche Hilfe für Feuerwehr: "Kinder-Finder" als Lebensretter

Von Anke Losack 12.08.2014, 12:33
Danny Suck (links) und Jugendwart David Schmidt von der Eisleber Feuerwehr mit dem Aufkleber.
Danny Suck (links) und Jugendwart David Schmidt von der Eisleber Feuerwehr mit dem Aufkleber. Jürgen Lukaschek Lizenz

Eisleben/MZ - Es ist die Horrorvorstellung jedes Feuerwehrmannes: Brand in einem Haus, die Erwachsenen können das Gebäude verlassen, das Kind fehlt. Es hat sich aus Angst vor dem Feuer versteckt. Doch wo? Minuten können über Leben oder Tod entscheiden. Die Einsatzkräfte suchen. Vergeblich. Das Kind kommt in den Flammen um.

Die Freiwillige Feuerwehr der Lutherstadt Eisleben hat ihren Sitz im Breiten Weg 105. Die Kinderfeuerwehr trifft sich an jedem zweiten Mittwoch, die Jugendfeuerwehr immer freitags ab 16 Uhr. Zu diesem Termin verteilt David Schmidt auch die Aufkleber, und es können Termine für Brandschutzseminare verabredet werden.

David Schmidt von der Freiwilligen Feuerwehr Eisleben hat ein ähnliches Szenario schon einmal miterlebt. Ein Vierjähriger kam Ende der 1990er in Eisleben ums Leben. „Wir haben den Jungen damals etwa fünf Minuten gesucht. Er hatte sich aus Angst unter dem Bett versteckt. Er hat es leider nicht mehr geschafft“, sagt Schmidt. Im Nachhinein sei festgestellt worden, dass der Junge schon bei Eintreffen der Feuerwehr tot war. Das ist kein Trost für den 32-Jährigen, der Vater von Zwillingen ist. Beide vier Jahre alt. So wie der Junge, der damals ums Leben kam.

Kostenloses Angebot

Dieses negative Erlebnis in seinem Leben und gleichzeitig seine Berufung, als Feuerwehrmann auch Leben zu retten, hat den Jugendwart der Eisleber Wehr zu einem besonderen Engagement bewogen. Schmidt hat 100 „Kinder-Finder“-Aufkleber bei der Feuerwehrunfallkasse bestellt und will diese in kostenlos angebotenen Brandschutzkursen an Eltern verteilen. Die Aufkleber sind nützliche Helfer für die Einsatzkräfte. Auf ihnen sind die Namen der Kinder, die im Zimmer wohnen, einzutragen und dann an der Tür anzubringen. Damit wissen die Feuerwehrleute im Brandfall schnell, wo das Kinderzimmer ist und wie viele Kinder sich darin aufhalten könnten.

Der Eisleber David Schmidt ist seit 1992 in der Freiwilligen Feuerwehr der Lutherstadt aktiv, zunächst in der Jugendfeuerwehr, danach im aktiven Dienst. Seit 2008 war er stellvertretender Jugendwart bei den Eislebern, seit diesem Jahr hat er das Amt des Jugendwarts inne.

Er hat 38 Jugendliche, davon sechs Mädchen, unter sich. Mit den zehn- bis 18-Jährigen macht er einmal die Woche eine zweistündige Ausbildungseinheit, und sie nehmen regelmäßig an Wettkämpfen und Veranstaltungen wie Zeltlagern oder dem Stadtfest teil. Schon der Opa von David Schmidt war bei der Feuerwehr - sein Vater, seine Brüder und seine Schwester sind ebenfalls aktive Mitglieder. Die Schwester leitet die Kinderfeuerwehr (sechs bis zehn Jahre).

„Ziel ist es, den Erwachsenen nahezubringen, wie wichtig es für uns Feuerwehrleute ist, zu wissen, wo das Kinderzimmer ist“, sagt Schmidt. Denn nicht selten bekämen die Einsatzkräfte Ansagen wie zum Beispiel zweite Etage, zweite Tür rechts gemacht. „Wir müssen dann meist trotzdem alle Türen öffnen und nachschauen.“ Zum „Kinder-Finder“-Aufkleber gehört noch ein zweiter Klebeabschnitt, ein leuchtender Wegweiser mit der Notrufnummer der Feuerwehr, der in der unteren Türecke angebracht werden soll. „Damit die Atemschutzträger den Aufkleber sehen können“, sagt Schmidt.

Konzept gefordert

Die „Kinder-Finder“ bekommt nicht jeder Feuerwehrmann einfach so von der Unfallkasse in die Hand gedrückt. „Ich musste ein Konzept schreiben, wofür ich die Aufkleber verwenden will“, berichtet der Eisleber. Auf einer A 4-Seite habe er seine Vorstellungen zusammengetragen und gleichzeitig 100 Stück bestellt. Das Konzept hat überzeugt. Er bekam die Aufkleber umgehend zugeschickt.

30 ist er in den vergangenen zwei Wochen schon losgeworden. Bei der Freiwilligen Feuerwehr im Breiten Weg verteilt er sie immer freitags ab 16 Uhr an Erwachsene, die Bedarf haben. „Ich erkläre dazu dann immer noch was“, sagt er. Am liebsten würde Schmidt aber einstündige Brandschutzseminare durchführen - vor einer Gruppe Eltern etwa in Kindertagesstätten oder Schulen. „Denn es soll schon richtig vermittelt werden, was es mit dem Aufkleber auf sich hat und was damit anzufangen ist“, sagt der 32-Jährige, der bereit ist, auf Anfrage die Seminare kostenfrei durchzuführen.