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Neues Leben in "Alter Post" Neues Leben in "Alter Post": Flaschenpost als Ausstellungsstück

Von Daniela Kainz 18.09.2019, 07:00
Hereinspaziert: Ines Schlemmer richtet die Zimmer für die Pensionsgäste her.
Hereinspaziert: Ines Schlemmer richtet die Zimmer für die Pensionsgäste her. Jürgen Lukaschek

Wimmelburg - „Nun hat es doch länger gedauert. Fast zweieinhalb Jahre.“ Andreas Tautrim steht an der Rezeption seiner kleinen Pension „Zur alten Post“ in Wimmelburg. Nach langwierigen Aus- und Umbauarbeiten im historischen Gebäude empfing er vor wenigen Tagen die ersten Gäste. Die meisten von ihnen waren wegen des Eisleber Wiesenmarktes angereist.

Bis zu zehn Gäste können fortan in den Zimmern und Appartements übernachten. Die Bauarbeiten im Gebäudeensemble, in dem sich früher das Gasthaus „Zur alten Post“ befand, sind immer noch nicht ganz abgeschlossen, sie neigen sich aber allmählich dem Ende entgegen.

Erste Feiern bereits gebucht

Tautrims Sohn Johannes richtet zurzeit noch den großen Saal her. Zwischen 40 bis 50 Leute sollen hier Platz zum Feiern und Tanzen finden. Nicht mehr lange, und insgesamt drei Räume in verschiedenen Größen für Familien- oder Firmenfeiern werden dann den Pensionsgästen zur Verfügung stehen.

Dass in dem historischen Gasthaus wieder Leben eingezogen ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Erste Interessenten für Feiern haben sich bereits angemeldet. „Sogar schon für nächstes Jahr zum Schulanfang“, erzählt Ines Schlemmer.

Die 49-Jährige ist in der Pension angestellt und kümmert sich um die Gäste. Sie bereitet ihnen das Frühstück zu und hält die Zimmer in Ordnung.

Flaschenpost in Mauerwerk entdeckt

Schon vor zwei Jahren, als Tautrims noch am Anfang des Umbaus steckten, waren ihre Aktivitäten Gesprächsstoff im Ort. Erst recht, als der Fund einer Flaschenpost die Runde machte. Sie steckte in einer Wand.

Ein zusammengerollter Zettel mit einer Nachricht aus dem Jahre 1933 in Sütterlinschrift und ein Pfennig, ebenfalls aus jener Zeit, kamen beim Öffnen zum Vorschein.

Geschrieben hatte die Zeilen, die als Gruß an die Nachwelt gedacht waren, der Maurer Otto Kehl. Er war damals mit seinem Kollegen Werner Kramer am Bau des Hauses beteiligt.

Kindheitserinnerungen geweckt

Das Fundstück weckte schließlich Kindheitserinnerungen bei der Sangerhäuserin Roswitha Wäldchen. Durch einen Beitrag in der Mitteldeutschen Zeitung wurde die Rentnerin auf die Flaschenpost aufmerksam.

Sie erkannte die Schrift ihres Großvaters Otto Kehl. Dass ihr Opa eine Flaschenpost beim Bau des Hauses in die Wand gesteckt hatte, war für sie eine echte Überraschung. Die Familie hatte davon nichts gewusst.

Die Gaststätte „Zur alten Post“ spielte im Leben des Großvaters nicht nur aus beruflichen Gründen eine Rolle. Sein Neffe und später dessen Kinder sollen dort über viele Jahre die Wirtsleute gewesen sein. So ging der Großvater oft mit seiner Frau und seiner Enkelin zum Sonntagskaffee in das an der Ortsdurchfahrt gelegene Lokal.

Keine weiteren Fundstücke entdeckt

Weitere Überraschungen wie die Flaschenpost fand Inhaber Tautrim beim Ausbau nicht mehr. Die anderen Fundstücke waren eher von baulicher Natur, wie das oft vorkommt, wenn ein altes Gebäude saniert wird. So entdeckte er beispielsweise alte Dielen unter einer Betonschicht.

Die alte Flaschenpost hat Tautrim selbstverständlich an prominenter Stelle platziert. Sie steht auf einem Regal an der Theke im Frühstücksraum. Sichtbar für alle Gäste. (mz)

In das Gebäudeensemble der "Alten Post" in Wimmelburg ist wieder Leben eingezogen.
In das Gebäudeensemble der "Alten Post" in Wimmelburg ist wieder Leben eingezogen.
Lukaschek