Nachruf für Joachim Herrmann Nachruf für Joachim Herrmann: Retter des Klosters Helfta ist verstorben

Eisleben - Trauer um den Retter des Klosters Helfta: Der Kunsterzieher, Heimatforscher, Maler und Grafiker Joachim Herrmann ist am Freitag im Alter von 85 Jahren verstorben. Das hat die Eisleber Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) beim Rathausgespräch am Reformationstag mitgeteilt.
Sie bat die Anwesenden um eine Schweigeminute zum Gedenken an den Verstorbenen. Herrmann, dessen große Verdienste 2007 mit der Ehrenbürgerschaft der Lutherstadt Eisleben gewürdigt worden waren, hatte seine letzten Lebensjahre im Caritas-Pflegezentrum am Kloster verbracht. Er hatte Ende 2005 auf einem Spaziergang einen Schlaganfall mit Herzstillstand erlitten und war ins Wachkoma gefallen.
Herrmann saß für Kulturbund im Kreistag
Herrmann war gebürtiger Helftaer - katholisch getauft, dann evangelisch und später schließlich ein „frommer Heide“, wie er selbst sagte. Nach dem Abitur an der Erweiterten Oberschule „Martin Luther“ in Eisleben hatte er in Greifswald Kunst studiert. Seine berufliche Laufbahn als Lehrer begann auf der Insel Rügen, ehe er 1972 wieder ins Mansfelder Land zurückkehrte. Er unterrichtete in Lüttchendorf und an der Eisleber Lademannschule, war Fachberater für Kunsterziehung und gehörte mit dem Mandat des Kulturbundes dem Kreistag an. Viele Jahre leitete er den Förderzirkel der Hochschule Burg Giebichenstein.
In seiner Funktion als Kreistagsmitglied machte er sich 1988 gegen die geplante Sprengung der letzten Reste des mittelalterlichen Klosters Helfta stark. Die Anlage war seit der Auflösung des Klosters als landwirtschaftliches Staatsgut, in der DDR-Zeit das Volkseigene Gut „Walter Schneider“, genutzt worden. 1988 sollten die Mauerreste der Klosterkirche beseitigt werden, um dort eine Lagerhalle zu bauen.
Herrmann gelang es mit seinem Widerspruch und der Ankündigung, bis nach Berlin Lärm zu schlagen, die Sprengung zu verhindern. Er selbst hat später aber immer betont, dass er es nicht allein gewesen sei, der das Kloster gerettet habe. Sein Engagement wurzelte in der tiefen Verbundenheit zu seinem Heimatort - die er auch damit zum Ausdruck brachte, dass er sich „Herrmann Helfta“ nannte.
Herrmann baut Orts- und Ordensmuseum im Liboriushaus auf
1991 gehörte Herrmann zu den Gründern des Kuratoriums Kloster Helfta und wurde dessen Vorsitzender - einer von vier Vereinen, die sich in den folgenden Jahren für den Wiederaufbau des Klosters einsetzten. Mit Erfolg: 1998 begannen erste Baumaßnahmen; seit 1999 leben und arbeiten wieder Zisterzienserinnen in Helfta. 2004 öffnete das von Herrmann aufgebaute Orts- und Ordensmuseum im Liboriushaus. Sein Sohn Hans Herrmann führt das Werk des Vaters seit einigen Jahren weiter. (mz)
