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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Winzer wollen kein Weinlied haben

Von RALF BÖHME 30.07.2010, 18:45

SEEGEBIET/MZ. - Wollen wir ihn reinlassen? Christian G. Ebert, der singende Weinkenner, steht mit einer Hymne auf das nördlichste Anbaugebiet vor der Tür. Doch die Winzer, die dort die süßen Trauben anbauen, wollen nichts davon hören. Ihnen entgehen bislang drei Minuten und 31 Sekunden volkstümliche Blasmusik, die einen Text tragen, der den Wein vom Kelterberg hymnisch verewigt.

Diese Ablehnung kann der Künstler aus Teutschenthal-Bahnhof nicht verstehen. Für ihn ist das die blanke Ignoranz, die seiner Meinung nach letztlich die ganze Weinbauregion schädige. Denn er ist sich sicher, dass sein Weinlied "In einem Winzerdorf auf Bergeshöhen" sogar verkaufsfördernd wirken würde. Und vielleicht stimmt das sogar. Ebert, der auf eine 40-jährige Bühnenerfahrung verweisen kann, stimmte Noten und Text gut aufeinander ab. "Es soll kein Experiment, sondern ein Volltreffer sein", meint der 70-jährige Sänger, der seine größten Erfolge in Eisleben sowie auf Bühnen in Chemnitz und Greifswald feierte. Bekannt sind auch seine Lieder- und Operettenabende im Teutschenthaler Schloss und im Kulturzentrum auf dem Schafberg.

Mit Trompeten und Keyboard-Klängen beginnt das umstrittene Weinlied - und mit einem Bekenntnis des Sängers zu Höhnstedt. Mit ganzer Kraft tönt dieser: "Ich bin so gern an einem Ort". Seinem Lieblingsdorf an der Weinstraße Mansfelder Seen widmet Ebert, der seine Zeilen auf eine bereits vorhandene Melodie auflegt, quasi eine Liebeserklärung. Für ihn ist es der Platz an der Sonne schlechthin, wo - wie er singt - "Äpfel, Kirschen, Pfirsiche und Aprikosen gedeihen".

Nichts aber geht Ebert über den funkelnden Wein im Glas. Schunkeln ist angesagt, unterbrochen von getragenen Passagen mit Rückblicken auf die frühen Zeiten des Höhnstedter Weins und Kaiser Karl und seine Mannen, die sich schon vor über 1 000 Jahren daran gelabt haben sollen.

Für den Sänger, der sich auch als künstlerischer Leiter der Carl-Loewe-Festtage in Löbejün einen Ruf erarbeitet hat, ist Marketing "kein Fremdwort". Ihm schwebt beispielsweise vor, dass die Vinothek und die verschiedenen Weingüter künftig das Lied auf Mini-CD als Extra zu den Flaschen anbieten. Auf einen finanziellen Vorteil sei er jedoch nicht aus. "Es ist einfach ein Geschenk."

Trotz alledem bleiben ihm Türen und Ohren in Höhnstedt bislang verschlossen. Marion Krüger von der Tourist-Information führt dafür vor allem die Kostenfrage ins Feld. Alles in allem würde der Aufwand mehr als 1 000 Euro betragen, die vermutlich Musikverlag und Liedverwerter in Rechnung stellen würden. Insofern gebe es auch am Winzer-Stammtisch bisher kein allzu großes Interesse, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Vielmehr freue man sich, so Krüger, dass die Trauben in diesem Sommer besser wachsen würden als im vergangenen Jahr. Im Übrigen seien sämtliche Kräfte und vor allem alles Geld des Weinbauvereins bereits fest gebunden; unter anderem für die Tage des offenen Weinbergs am 7. und 8. August in der Weinstraße "Mansfelder Seen" sowie für das traditionelle Winzerfest am 4. und 5. September.

Erst auf Nachfrage der MZ sollen Lied und Sänger nun dennoch eine Chance bei den Höhnstedter Winzern erhalten. Krüger sagte: "Herr Ebert hat von uns das Angebot bekommen, sein Lied auf dem Winzerfest vorzutragen." Bei einer positiven Resonanz könne man danach weiter reden.