Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Viel Zuversicht auf dem Ziegenhof
Pfeiffhausen/MZ. - Während Arbeiter in dem großen Stall noch damit beschäftigt sind, Brandspuren zu beseitigen, richtet Voigt bereits den Blick nach vorn. "Wenn das Dach erst wieder
zu ist, haben wir keine Probleme mehr", sagt er.
Das Dach ist für ihn das Wichtigste. Doch bevor es in Angriff genommen werden kann, muss noch alles seinen behördlichen Gang gehen. "Sobald die Baugenehmigung da ist, geht es los", kündigte der in Köln lebende Eigentümer an, dessen Wurzeln sich jedoch in Pfeiffhausen befinden.
Großvater war Bürgermeister
Wilfried Voigt wurde 1943 auf dem Hof geboren, sein Großvater war in der Gemeinde, die kaum mehr als 60 bis 80 Einwohner zählte, vor dem Krieg Bürgermeister. Er stammte aus dem benachbarten Thaldorf, das heute wie Pfeiffhausen ein Ortsteil von Ihlewitz ist, also zur Stadt Gerbstedt gehört.
Es gibt sehr viel Vergangenes, was Wilfried Voigt mit Pfeiffhausen verbindet. 1951 musste er als Neunjähriger erleben, wie seine Familie enteignet wurde. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte. "Für uns hieß es damals: Ab in den Westen", erinnert sich Voigt, der dort Kaufmann geworden ist, zunächst bei Siemens, dann in den Johannes Seniorendienste e.V., deren Vorstandsvorsitzender er viele Jahre war.
Jetzt lebt er zwar im Ruhestand, ist aber weit davon entfernt, die Hände in den Schoß zu legen. Nicht zuletzt nimmt ihn der Ziegenhof in Anspruch, dessen Wiederaufbau nach dem Brandunglück für ihn immer außer Frage stand. Wieviel es kosten wird, sämtliche Schäden zu beheben, vermag er zwar immer noch nicht genau zu sagen, aber mit 300 000 bis 350 000 Euro in etwa rechnet er schon.
Viel Lob für die Feuerwehr
Mit der Versicherung gibt es diesbezüglich keine Probleme, zumal als Brandursache eindeutig ein technischer Defekt ermittelt werden konnte. Ausgangspunkt war der Motor des Aggregats der Kühlzelle in der Käserei. Dort hat es geknallt, es kam zu einem Schwelbrand, und als danach in aller Eile die Tore geöffnet wurden, um die Tiere zu retten, fachte der frische Sauerstoff das Feuer an.
Alles hätte aber noch viel schlimmer kommen können, wenn nicht die Feuerwehr so schnell gewesen wäre. Ihr ist es zu danken, dass die Flammen nicht auf das benachbarte Wohnhaus übergriffen. Weder Menschen noch Tiere sind zu Schaden gekommen, und das ist für Wilfried Voigt und seine Frau Brigitte das Wichtigste, die Wert darauf legen, die wenigen Balken, die das Feuer überstanden haben, wieder zu verwenden. Das äußere Bild mit seinem malerischen Fachwerk soll wieder so werden, wie es einmal war, versichern sie.
Wenn Anfang des nächsten Jahres auf dem Hof die Ziegen wieder Nachwuchs erwarten, wird nach Lage der Dinge auch der Wiederaufbau des Stalles und der Käserei abgeschlossen sein. Die Mitarbeiter der Evangelischen Stadtmission Halle, die den Hof betreibt, freuen sich schon darauf.
Auf dem Hof arbeiten Menschen mit und ohne Behinderungen in verschiedenen Projekten. Wer in der Käserei tätig war, fand nach dem Brand in anderen Werkstätten der Stadtmission eine neue Aufgabe. Doch die Rückkehr dieser Menschen zur Arbeit nach Pfeiffhausen ist nur noch eine Frage der Zeit. Die Eheleute Voigt sind sehr zuversichtlich. Sie haben bereits ein Jubiläum im Blick: im Jahr 1912 gelangte der Hof in Familienbesitz. Der 100. Jahrestag steht also schon bald ins Haus.