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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Ruhestand auf dem Bauernhof

Von KATHARINA THORMANN 28.06.2011, 17:59

BIESENRODE/MZ. - Allmorgendlich das gleiche Ritual: Der Frühstückstisch für Egbert Lösel ist in der Gemeinschaftsküche schon gedeckt. Wurst, Käse, Marmelade stehen auf dem Tisch. Das Weißbrot hängt im Toaster. Während sich der gehandicapte Frührentner für den Tag stärkt, blöken draußen schon die Schafe und gackern aufgeregt die Hühner. Eben das alltägliche Bauernhof-Idyll, das Marina und Reinhard Ulrich aus Biesenrode seit Herbst mit ihm und zwei weiteren Senioren teilen.

Betreutes Wohnen auf dem Lande nennen es die beiden. "Klein, gemütlich und familiär" soll es sein, beschreibt es Reinhard Ulrich. Dabei hätten sich der 57-jährige Maler und seine 51-jährige Frau, eine Altenpflegehelferin, so etwas bis vor zwei Jahren nicht im geringsten träumen lassen.

Dann stand aber das Bauernhaus auf dem eigenen 1 300 Quadratmeter großen Gelände direkt neben dem Wohnhaus leer. Was tun? "Unsere Kinder waren ausgezogen. Da kam uns die Überlegung, das Haus für betreutes Wohnen für Senioren umzubauen", sagt Ulrich.

Es sollte Arbeitsgrundlage der Tochter werden, eine gelernte Altenpflegerin. Der Liebe wegen zog sie aber kurzfristig weg. Glücklichweise hatte Reinhard Ulrich nach der Arbeitslosigkeit ebenfalls in einen Pflegeberuf umgeschult. So dass das Ehepaar nun als Angestellte des Hettstedter Pflegedienstes Wendt allein die kleine Betreuungseinrichtung betreibt. Drei Zimmer gibt es. Zwei davon sind schon vermietet.

Vieles musste dafür umgebaut werden. Wo jetzt Schrankwand und Bett im rollstuhlgerechten Zimmer im Erdgeschoss stehen, reihten sich früher Trockenhaube und Waschbecken aneinander. "Das war eigentlich ein Friseursalon", sagt Ulrich. Aus dem Kinderzimmer wurde die Gemeinschaftsküche. Die Bewohner sollen sich aber nicht nur im alten Bauernhaus wohlfühlen, sondern auch auf dem großen Außengelände. Hasen, Katzen und Kamerunschafe übernehmen dort die Tagesgestaltung.

Sie möchten gefüttern werden und brauchen ihre Streicheleinheiten. "Die Bewohner können uns auch bei der Gartenarbeit helfen, wenn sie wollen", sagt Marina Ulrich. Auch Marmelade wird nach der Ernte eingekocht. Das Wichtigste dabei: "Sie sollen sich nicht einsam fühlen." Deshalb wird nachmittags auch gemeinsam auf der Terrasse Kaffee getrunken.

Bis 21 Uhr hat sich das Paar den Dienst im Zwei-Schicht-System eingeteilt. Danach sind sie aber weiter per Pieper erreichbar. Montag bis Sonntag, rund um die Uhr. Den ersten Urlaub haben die Ulrichs im August gebucht. Dann wird der Frühstückstisch für Egbert Lösel, der auf den Rollstuhl angewiesen ist, ausnahmsweise von der Vertretung gedeckt.