Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Nackte Wanderer weihten neue Route ein
WIPPRA/MZ. - Es ist ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, wenn 20 Frauen und Männer, lediglich bekleidet mit Wanderschuhen und einem Rucksack auf dem Rücken, durch den Wald wandern. Ein Anblick, den es auf dem ersten Nacktwanderweg Deutschlands zwischen Wippra und Dankerode in Zukunft öfter zu sehen geben wird.
Am Samstagmittag hatten sich die Nacktwanderer aus dem gesamten Bundesgebiet an der Staumauer der Wipper eingefunden, um mit dem obligatorischen Banddurchschnitt den Harzer Naturistenstieg zu eröffnen und die acht Kilometer lange Strecke einzuweihen. Nach mehr als vier Stunden kehrten sie von ihrer ersten Wanderung über 16 Kilometer an den Ausgangspunkt zurück.
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit war die Einweihung des Nacktwanderweges über die Bühne gegangen, denn die Naturisten wollten nicht "den großen Bahnhof", so Horst Kehm, einer der Initiatoren dieses Projektes. Lieber wollen sie unbehelligt und unbekleidet Wandern, als daraus nun eine "große Sache zu machen", so der 52-jährige aus Frankfurt / Main.
Daher wollen wohl auch die meisten Nacktwanderer ihre Namen nicht preisgeben. So wie das Ehepaar aus Osnabrück, die seit Jahren der Freikörperkultur frönen. Aber allein beim Nacktbaden wollten sie es nicht belassen. Und so seien sie unter anderem über das Internet auf Gleichgesinnte gestoßen.
So oder so ähnlich gehen fast alle Geschichten der Nacktwanderer. Auch ein 51-Jähriger aus Dortmund wollte nicht mehr nur ohne Badehose ins Wasser, sondern auch ohne Bekleidung die Natur beim Wandern "mit dem gesamten Körper erfühlen". Der Dortmunder ist deshalb auch einer der wenigen, die selbst auf die Schuhe beim Wandern verzichten.
Offener mit seiner Identität geht der 47-jährige Jörg Ebner von Eschenbach aus Butzbach bei Frankfurt / Main um. 2002 habe er sich der Nacktwanderbewegung angeschlossen, weil er es satt hatte, "faul auf einem Handtuch rumzuliegen", so der leidenschaftliche FKK-Anhänger. Mittlerweile bade und wandere er nicht nur nackt, sondern fahre auch mit dem Fahrrad splitternackt durch die Natur. Und da dies in Deutschland kein Straftatbestand sei, gehe er seiner Leidenschaft unbehelligt nach. Natürlich würden die Nacktwanderer prinzipiell Rücksicht auf "die Bekleideten" nehmen und nur auf sehr abgelegenen Wegen in den deutschen Waldgebieten wandern. Zudem habe Ebner von Eschenbach noch nie schlechte Erfahrungen bei seinen nackten Unternehmungen gemacht. Vielmehr sei er immer wieder mit Neugierigen ins Gespräch gekommen. Allerdings räumt er ein, dass die Nacktwanderer auch immer mal wieder in eine bestimmte Ecke gestellt würden. "Aber wir machen allen schnell deutlich, dass wir kein Swingerclub sind", so der 47-Jährige.