Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Michael Hirte begeistert Besucher der Jakobikirche

HETTSTEDT/MZ. - Das hat es wohl in Hettstedt noch nie gegeben: Fast zwei Stunden vorm Konzertbeginn mit Michael Hirte, dem "Jungen mit der Mundharmonika" sammelten sich Hunderte Konzertbesuchern vor der Jakobikirche, um geduldig auf die Öffnung ab 18.30 Uhr zu warten und dann wieder geduldig stehen zu bleiben, um ein Foto mit Unterschrift von dem Mann zu bekommen, der in kürzester Zeit vom arbeitslosen Lkw-Fahrer, Hartz-IV-Empfänger und Straßenmusikanten zu einem umjubelten Volksmusiker wurde.
Pünktlich 19.30 Uhr konnte Hausherr Pfarrer Sebastian Bartsch das Auditorium begrüßen und das Konzert eröffnen: Im Altarraum hatte die Band von Mario Frank mit fünf Musikern Platz genommen, die seit 2008 den Mundharmonika-Solisten begleiten. Von begeistertem Beifall begleitet, betrat dann Hirte den Raum und gab dem Publikum zunächst Informationen über sein Instrument: Er erzählte, wie viele Tonarten und wie viele Arten von Mundharmonikas es gibt. "Das habe ich auch erst vor ein paar Jahren erfahren", erklärte der Musiker, der selbst durch das Programm führte. Dann begann das Konzert mit "Morning has broken", womit Hirte die Vielseitigkeit der "Maulorgel" beweisen konnte, waren doch hierzu drei verschiedene Tonarten nötig. Mit dem kleinen Instrument füllte Hirte den großen Kirchenraum - es hätte keines Verstärkers bedurft. "Es ist Wahnsinn, was der Kerl aus dem kleinen Instrument rausholt", kommentierte ein begeisterter Zuhörer.
Dann gab es einen weiteren Höhepunkt des Abends: Als zweiter Solist betrat Ronny Weiland das Podium. Der ehemalige Steinmetz mit einer herrlichen Bassstimme ähnlich der des unvergesslichen Ivan Rebrov riss das Publikum zu Begeisterungsstürmen hin mit dem Ohrwurm "Butterfly", vielen der Zuhörer so bekannt, dass sie den Text als eine Art Background-Chor leise mitsangen.
Weiland war erst vor wenigen Jahren gleichfalls durch einen Auftritt im Fernsehen in die Öffentlichkeit gekommen und hatte nur wenige Wochen Gesangsunterricht an der Weimarer Hochschule. Dass sein Stimmvolumen fast vier Oktaven umfasst, bewies er als "Tewje, der Milchmann" aus Anatevka mit dem bekannten "Wenn ich einmal reich wär" - da kannte die Begeisterung keine Grenzen.
Wie gut das meisterhaft gespielte kleine Instrument und die schöne menschliche Stimme zusammen passen, bewiesen Hirte und Weiland zuerst mit dem selbst verfassten neuen Text zur Melodie von "Moon River", dessen Titel lautete "Lebe deinen Traum" - und der das zum Ausdruck brachte, was beide erlebt haben.
Im zweiten Teil des Konzerts gab es wieder viele musikalische Höhepunkte: Weiland, in Kosaken-Kleidung, füllte den Kirchenraum mit dem herrlichen russischen Lied "Oh Abendklang" in der Originalsprache. Dann vereinten sich Stimme und Instrument zum Choral "Ich bete an die Macht der Liebe". Eine eigene Komposition von Hirte mit dem Titel "Jenny's Song", eine Hommage an Michaels Lebensgefährtin, von Mario Frank bearbeitet, erlebte eine Premiere. Mucksmäuschenstill waren die Hunderte Menschen in der Kirche, als Hirte das "Ave Maria" spielte, als erstmals live das "Halleluja" erklang: Der Abschlussbeifall wollte kein Ende nehmen, stehend applaudierten die begeisterten Menschen - und sie erreichten, was sie sich gewünscht hatten: Ganz allein auf der Bühne, spielte Hirte ein Medley von Wanderliedern, wobei er selbst durch die Gänge wanderte. Dann wurde es noch einmal still: Als Abschluss erklang der Song des Abends, dem verstorbenen Bernd Clüver gewidmet: "Der Junge mit der Mundharmonika".