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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Lehrer ist fasziniert von Kelterei

Von KATHRIN LABITZKE 05.08.2010, 18:42

SEEBURG/MZ. - "Die Baugenehmigung zur Errichtung eines Erdkellers für eine Weinlagerung war für die Behörden schon eine Herausforderung", sagt Hobbywinzer Michael Titzmann. Seit hundert Jahren ist er der erste, der den Nachbau eines historischen Weinkellers in Trockenbauweise in Seeburg wagte.

Sein Interesse und seine Liebe zu Weinen wurden schon in seiner Studentenzeit geweckt. Geboren in einem kleinen Ort in Thüringen und später wohnhaft in Meißen wanderte er schon in seiner Jugendzeit gern durch Weinberge und war fasziniert von der Kelterei und allem was dazu gehört. In der historischen Weingaststätte "Vincent Richter" in Meißen freundete er sich mit Weinbauern an und lernte die Vorzüge einheimischer Weine kennen und auch schätzen.

Ende der 70er Jahre begann er erste Obstweine herzustellen und Mitte der 80er Jahre verschlug es ihn nach Seeburg ins Rösetal. Der promovierte und diplomierte Lehrer für Biologie und Chemie pflanzte erste eigene Rebstöcke in seinem Garten dort an und hoffte auf eine gute Ernte. Als diese ausblieb und ihm seine Weinstöcke eingingen, wurde ihm bewusst, dass Weinanbau komplexer ist als er dachte. "Ich habe anfänglich viele Fehler gemacht" sagt er, doch sein Ehrgeiz wurde dadurch richtig geweckt und er las sich immer mehr in die Weinthematik ein.

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und die Jahre nach dieser Flaute hatte er immer ein glückliches Händchen, seine Weinreben begannen sich prächtig zu entwickeln. Im Jahr 2001 wagte er dann den nächsten Schritt, denn er begab sich auf die Suche nach einem eigenen Weinberg. Seine Suche lohnte sich und Michael Titzmann begann einen verwilderten Obsthang mit viel Mühe zu roden und mit dreihundert Pflanzen aufzureben. Sein Weinberg befindet sich auf der Gemarkung Egypten. Diese kuriose Bezeichnung erhielt das Flurstück vermutlich, weildort im Mittelalter die Zigeuner - damals Aegypter genannt - durch die geschützte Lage und angenehmen Temperaturen ihr Winterlager hatten.

Die Anfänge des Weinbaus und die Entstehung der Weinbergshütten im Mansfelder Land sind mit den Klostergründungen der Benediktiner und Zisterzienser eng verbunden. Im Urkundenbuch der Klöster der Grafschaft Mansfeld ist 1272 der Kauf eines Weinberges durch das Kloster Helfta belegt. In der Zeit nach der Reformation gehörte der größte Teil des Weinbaugebietes an den Mansfelder Seen zum Amt Seeburg und in dieser Zeit erhielten die Weinberge durch terrassenförmige Trockenmauern ihren typischen Charakter. Die darin eingebetteten Weinberghütten sind wahrscheinlich etwas später entstanden. Solch eine Hütte befindet sich auch auf dem Weinberg von Michael Titzmann, die vermutlich aus der Mitte des 1900 Jahrhunderts stammt. Diese Hütte ist leider nicht mehr begehbar, deshalb begann sich der Weinanbauer Gedanken zu machen, eine Weinberghütte nach diesem alten Bauverfahren nachzubauen. "Ich bin fasziniert von der Trockenbauweise, die diese Landschaft prägt", so der Hobbywinzer. Er begann bei Abbruchbauten Buntsandsteine zu sammeln, saß viele Abende mit einem Bauingenieur zusammen und seine Ideen nahmen immer mehr Form an.

Nachdem Vorstellung und Planung seiner Hütte im Rösetal auf dem Papier waren, begann er Schritt für Schritt mit dem Bau. "Es war aufregend vom ersten bis zum letzten Stein", schildert Michael Titzmann und ist heute stolz über sein gelungenes Bauwerk. Liebevolle Details zieren die Mauern dieser Weinberghütte und im cirka 20 Quadratmeter Innenraum lagern nicht nur seine edlen Tröpfchen, sondern er führt auch alle Arbeitsschritte selbst durch - vom Keltern bis hin zur Abfüllung in die Flaschen und verschenkt sogar auch mal ein Fläschchen Wein an gute Nachbarn.