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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Erbsbär ist Hochwasser entkommen

Von HELGA LANGELÜTTICH 16.01.2011, 18:05

FRIESDORF/MZ. - "Bis Samstag hing unser Großneujahrsfest noch an einem seidenen Faden: Hochwasser drohte, und fünf der Hauptakteure sind Mitglieder der Feuerwehr, hätten also im Einsatz sein müssen. Wir hatten aber Glück, am Abend gab es Entwarnung" freute sich Peter Miosge, Vorsitzender des Heimatvereins.

Großneujahr wird in Friesdorf immer am zweiten Januar-Wochenende gefeiert, seit wann weiß niemand. So war im Gasthof "Zur Sonne" bereits vor 8 Uhr am Sonntagmorgen reger Betrieb: An einigen Tischen waren Frauen dabei, leckere Häppchen herzustellen, werden doch die Umzugsteilnehmer sicherlich hungrig ankommen.

Inzwischen half Karin Scharwey ihrem 17-jährigen Sohn Philip in sein Erbsbär-Gewand, das er bereits zum zweiten Male trägt: Das Erbsstroh wird gebündelt, gewickelt und dann auf einen Overall aufgenäht.

Weniger Probleme mit dem Ankleiden haben die Hexe, zum dritten Male verkörpert vom 18-jährigen André Rickert, der mit Maske, Kiepe, Schürze und natürlich einem Besen gar nicht gefährlich aussieht, und der 16-jährige Alex Thiel, der den Erbsbär im Trommelrhythmus als Bärenführer begleitet. Ernst und schwarz gekleidet gehören die drei Burschen zu den Hauptpersonen, die dafür sorgen, dass die mit einem Ständchen geehrten Bürger zu ihrem Ehrenschnaps kommen, und die die Spenden in Empfang nehmen.

Für flotte Musik sorgen zum ersten Mal die im Mansfelder Land bekannten "Thüringer Oldies", die auch den anschließenden fröhlichen Frühschoppen und den Pflichttanz von Hexe und Erbsbär musikalisch begleiten.

Inzwischen haben sich viele Einwohner versammelt, die gemeinsam mit dem Erbsbär und seiner Begleitung durchs Dorf ziehen. Ersten Halt gibt es nicht weit von der "Sonne", wo der Umzug beginnt: Hier wohnen Rosi und Erwin Möseritz, ehemalige Besitzer der Gaststätte und nun Rentner. "Wir möchten, dass die Tradition erhalten bleibt. Und jedes Jahr freuen wir uns auf das Ständchen, das meine Mutter bis zu ihrem 96. Lebensjahr bekam", erzählt Rosi Möseritz.

Der Umzug bewegt sich weiter zu den Familien Spiller, dem Geflügelhof Ziehme und dem Gastronom in Ruhestand Horst Retzlaff. Obwohl der Senior erst nachts von einer Kur nach Hause kam, wollte er nicht aufs Ständchen verzichten.

Nicht nur mit dem Umzug wird Großneujahr in Friesdorf begangen: Am Vorabend gibt es bis in die frühen Morgenstunden Tanz mit Disco-Musik, auch in diesem Jahr wieder ein Renner, und viele Einwohner kommen zum Frühschoppen, bei dem regelmäßig neu Zugezogene oder Jugendliche durch "Bengeln" zu richtigen Friesdorfern werden. Früher habe es mehr Teilnehmer gegeben, so der Vorsitzende. Auch für den Heimatverein hätte man gern vor allem jüngere Mitglieder, zeichnet der Verein doch auch verantwortlich für das Heimatfest. Doch bei 354 Einwohnern sei das nicht einfach.