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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Bäcker schiebt Kassler in den Ofen

Von DANIELA KAINZ 10.02.2011, 17:53

WIMMELBURG/MZ. - Wenn drei Bäckermeister unter einem Dach arbeiten, kann das gut gehen? Es kann. Familie Müller aus Wimmelburg ist das beste Beispiel. Volker Müller, der Chef in der Backstube, arbeitet Hand in Hand mit Ehefrau Helga und Tochter Katrin. Die Frauen teilen sich den Dienst im Laden. Bis vor zwei Monaten stand auch immer noch Elfriede Müller, die 86-jährige Mutter des Bäckers, von morgens bis abends mit Begeisterung in der kleinen Bäckerei.

Jetzt endlich gönnt sie sich etwas mehr Ruhe. Die Freude am Bäckerhandwerk teilt sie mit ihrem Sohn. "Es ist ganz klar, es gibt nichts Schöneres", meint Volker Müller. Jeden Tag aufs Neue habe er seine Erfolgserlebnisse. "Wenn ich sehe, wie alles gelingt, bin ich rundum zufrieden", beschreibt er seine Faszination für all das, was in der Backstube entsteht.

Die Warenpalette reicht über süßes Naschwerk, Kuchen, Torten, Brote und Brötchen hinaus. Für seine Kunden schiebt Bäckermeister Müller auch Schweinekeulenbraten und Kasslerbraten in den Ofen. "Das sind die Nischenprodukte, mit denen ich mich von der Masse abheben will", sagt der 53-Jährige über die Angebote des hauseigenen Partyservices.

Volker Müller führt die Wimmelburger Bäckerei in der zweiten Generation. Zu seinem Team zählen sieben Mitarbeiter, die auch in der Filiale am Eisleber Bahnhof beschäftigt sind. Im November 1987 übernahm Müller die Wimmelburger Bäckerei gemeinsam mit seiner Frau, die er auf einem Meisterlehrgang kennen gelernt hatte. Vorab führte Vater Kurt die Geschäfte in der Bäckerei, die seit 1957 im Familienbesitz ist.

Sein Erbe ist im heilig. "Unser Brot wird noch mit Sauerteig produziert. Es kommt auch keine Chemie dran. Das wirkt sich auf den Geschmack und die Haltbarkeit aus", sagt Volker Müller. Die Kunden greifen in seiner Bäckerei gern zu. "Bei mir lassen sich die Brote noch unterscheiden, die einen mögen lieber ein helles Brot, andere ein scharf gebackenes", weiß der 53-Jährige. Anders als in Großbäckereien, wo Brot oder Brötchen von der Stange seien, könne er auf diese speziellen Wünsche reagieren. Aus diesem Grund halten ihm viele Kunden schon seit Jahren die Treue. Seine Qualitätsarbeit wurde ihm erst kürzlich mit einem Zertifikat der Bäcker-Innung bestätigt.

Als ein Backwaren-Discounter in seiner Nähe ein Geschäft eröffnete, war das Bäckermeister Müller nicht einerlei: "Ich hatte Angst, dass die Konkurrenz zu stark wird und meine Bäckerei nicht mithalten kann." Diese Sorge bestätigte sich aber nicht. Auf seine Kundschaft kann sich Müller verlassen.

Manchem Käufer ist schon der achttägige Jahresurlaub des Bäckermeisters im Sommer zu lang. Viele würden ihn danach mit den Worten begrüßen: "Schön, dass Sie wieder da sind." Nach acht Tagen Urlaub - der wird entweder an der Ostsee oder in Bayern verbracht - zieht es Volker Müller selbst wieder in die Backstube. Länger hält er es ohne seine Arbeit nicht aus und bekommt Entzugserscheinungen. Der Urlaub sei für ihn eine Umstellung. "Meine innere Uhr spielt verrückt. Ich bin es doch gewöhnt beizeiten aus den Federn zu steigen", erzählt er. Eine halbe Stunde vor Mitternacht beginnt Volker Müller täglich sein Tagewerk, das bis in die frühen Morgenstunden dauert.

Einmal in der Woche bekommen er und seine Frau Besuch von Enkel Markus. Diese Oma-Opa-Tage bestehen meist auch aus einem Ausflug in die Backstube. Da wird nicht nur zugeschaut, sondern schon kräftig mitgemischt: Die nächste Bäckergeneration steht in den Startlöchern.