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Mann zeigt Zivilcourage Mann zeigt Zivilcourage: 45-Jähriger erkennt Reifenstecher wieder und ruft die Polizei

Von Jörg Müller 22.12.2017, 11:41
Steffi Schwan dankt Hans-Joachim Witzmann.
Steffi Schwan dankt Hans-Joachim Witzmann. Jürgen Lukaschek

Eisleben - „Wir sind froh, dass wir solche engagierten Bürger haben“, sagte Ulrich Föller, Leiter des Revierkriminaldienstes im Polizeirevier Mansfeld-Südharz. „Es ist wichtig, das einmal zu würdigen.“ Föller und die Pressesprecherin des Reviers, Steffi Schwan, hatten am Donnerstag Hans-Joachim Witzmann eingeladen, um sich bei ihm zu bedanken. Denn der 45-jährige Eisleber hat als Zeuge zur Aufklärung mehrerer Straftaten beigetragen.

Reifenstecher rennt Hans-Joachim Witzmann in Eisleben fast in die Arme

Witzmann und seine Frau waren im Oktober mit ihrem Hund in Eisleben unterwegs. „Wir sind aus dem Park gekommen, und da ist uns der Mann sozusagen in die Arme gelaufen“, erzählt Witzmann. Der Mann hatte gerade die Reifen eines Autos zerstochen. Witzmann wollte ihn zunächst festhalten, aber weil der Täter noch das Messer in der Hand hielt, ging er lieber kein Risiko ein.

„Das hat er genau richtig gemacht“, so Polizeisprecherin Schwan. „Denn niemand sollte sich selbst in Gefahr bringen.“ Und man könne ja schließlich auch nicht wissen, wie ein Täter reagiere. „Es kann zum Beispiel sein, dass jemand unter Drogen steht.“ Deshalb sollte eine Festnahme unbedingt den Polizeibeamten überlassen werden.

Der Verdächtige ergriff die Flucht, und Witzmann verständigte die Polizei. „Uns sind vor etwa anderthalb Jahren auch mal die Reifen zerstochen worden“, berichtet er. Die Polizei suchte vor Ort zwar noch nach dem Täter, konnte ihn an dem Abend aber nicht ermitteln. Das gelang dann einige Tage später - wiederum mit Hilfe des Augenzeugen. „Ich habe den Täter in der Stadt gesehen und ihn sofort wiedererkannt“, sagt Witzmann.

Ermittlungsverfahren gegen Reifenstecher aus Eisleben ist abgeschlossen und liegt nun bei der Staatsanwaltschaft

Er informierte die Polizei, die umgehend eine Streife schickte. „Die Beamten konnten den Mann feststellen“, so Sprecherin Schwan. Er habe die Tat dann auch zugegeben. „Das Ermittlungsverfahren ist mittlerweile abgeschlossen und zur Staatsanwaltschaft gegangen.“ Ohne den Zeugen wäre die Aufklärung der Tat kaum möglich gewesen, wie die Polizeisprecherin sagte. Denn es sei kein gezielter Angriff gewesen. „Oft finden wir bei solchen Sachbeschädigungen den Täter im privaten Umfeld“, so Schwan. In diesem Fall aber habe der Täter einfach irgendein Auto genommen.

Nicht nur das: Laut Kripo-Leiter Föller werden dem Verdächtigen noch mehrere ähnliche Fälle von Sachbeschädigung zur Last gelegt. „Durch sein umsichtiges Handeln hat Herr Witzmann zur Aufklärung dieser Taten beigetragen.“ Als kleines Dankeschön überreichten die Polizeibeamten dem Eisleber einen Einkaufsgutschein über 25 Euro.

Polizei lobt die Zivilcourage, denn heutzutage würden viele Bürger bei Straftaten eher weggucken

„Diese Zivilcourage ist schon bemerkenswert“, so Schwan. Leider würden viele Bürger heutzutage weggucken, wenn sie nicht selbst betroffen seien. Dabei seien Zeugen oft die einzige Möglichkeit, Taten aufzuklären - gerade, wenn es nur wenige Spuren gebe. „Bei Fällen, die die Leute besonders bewegen, bekommen wir auch mehr Hinweise“, so Schwan, die als jüngstes Beispiel den Motorradfahrer nennt, der in Hettstedt einen Polizisten angefahren und schwer verletzt hatte.

Für Witzmann ist es selbstverständlich, nicht wegzugucken. „Da muss man doch etwas machen“, so der gelernte Gleisbauer, der heute im Verkauf tätig ist. (mz)