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Landesbühne Eisleben Landesbühne Eisleben: Schauspieler Lutz Potthoff verlässt Theater

Von detlef liedmann 20.05.2014, 18:27
Segelt zu neuen Ufern: Schauspieler Lutz Potthoff.
Segelt zu neuen Ufern: Schauspieler Lutz Potthoff. detlef liedmann Lizenz

eisleben/MZ - Weinhändler war er vor dem Schauspielstudium. Und der Birk Borkasohn in seiner ersten Rolle am Eisleber Theater. Den „Mansfeld-Oskar“ als beliebtester Schauspieler hat er auch gewonnen. Würde es an der Landwehr für Mimen eine Inventarnummer geben, er hätte eine: Nach 14 Jahren nimmt Lutz Potthoff Abschied von der Landesbühne. „Aber ich werde bestimmt noch oft als zuschauender Gast hier sein“, so der gebürtige Soester. Wohin es ihn nun zieht?

„Das kann ich Ihnen nicht sagen. Das wird sich ergeben.“ Denn auch Eisleben habe sich damals ergeben. „Ich hatte hier ein Vorsprechen neben anderen. Und ich hätte nach dem Schulprojekt sagen können, das war es. Oder nach meiner ersten Rolle. Habe ich aber nicht. Weil ich gemerkt habe, es passt.“

Noch auf der Bühne

An was er sich besonders erinnern wird? „An alles. Sowohl, was den Mikrokosmos Theater betrifft, als auch den Makrokosmos Eisleben. Die Landesbühne und die Lutherstadt sind ein großes Kapitel meines Lebens. Und jetzt wird ein neues aufgeschlagen.“ Potthoff segelt also davon. Doch vorher segelt er ab Donnerstag als Dr. Livesey und Pirat noch einmal über die Bühne des großen Saals des Theaters. Zudem ist er in der Eisleber Inszenierung des Stückes „Die Schatzinsel“ der Assistent von Regisseur Justus Carriere. „Mit ihm zu arbeiten, ist für mich noch einmal eine neue Erfahrung“, sagt er. Und kaum ist die eine Arbeit abgeschlossen, wechselt Potthoff schon wieder an die Seite von Ann-Kathrin Hanss, welche für die Inszenierung „Gottes Narr und Teufels Weib“ verantwortlich zeichnet. Potthoff wird also bis zu seinem letzten Arbeitstag in Eisleben gut zu tun haben. So wie es immer war. Und so, wie es Potthoff liebt. Kollegen beschreiben ihn als akribisch, insbesondere, was die Erarbeitung der von ihm verkörperten Figuren angeht.

Eine Zeit lang im Stadtrat

Zudem sei Potthoff einer, der nicht nur mitmacht, sondern mitzugestalten versucht. Eine Zeit lang sogar als Eisleber Stadtrat. Bis er gemerkt hat, dass sich abendliche Sitzungen zu oft mit Vorstellungen oder Proben überschnitten haben. Und Potthoff ist einer, der den Mund aufmacht, wenn es gilt, gegen braunes Gedankengut oder rechte Gewalt aufzustehen. Aber in erster Linie wird er den Eislebern und ihren Gästen natürlich als Schauspieler in Erinnerung bleiben. Köstlich war er als Uncle Sam in „Cash“ oder als Jäger im „Rotkäppchen Report“. Mischte im Kultstück „Hamse mal ne Mark“ mit. Er brillierte als „Elling“. Suchte die schauspielerische Herausforderung als nebulöser Polizist Erich in „Hallo Nazi“. Und es hat ihn nie gestört, auf der Bühne zu stehen, wenn andere feiern. Silvester zum Beispiel. Wie oft er in Eisleben auf der Bühne gestanden hat? „Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass es den Gästen und mir Spaß gemacht hat“, sagt er da. Und: „Eisleben war gut.“ Ja, Potthoff hat die Stadt sich verändern sehen. Auch und vor allem das Theater dieser Stadt. Und er hat am Haus und in Eisleben Freunde gefunden, zu denen er engen Kontakt hält und halten wird. Denn Lutz Potthoff, der auch dann ernst dreinschaut, wenn er versucht, seinen Gegenüber gehörig auf die Schippe zu nehmen, steht zu seinem Wort. Wenn er also sagt, er würde künftig als zuschauender Gast im Theater zu erleben sein, dann macht Potthoff es auch.

Die Schatzinsel (englischer Originaltitel: Treasure Island) ist der bekannteste Roman des schottischen Autors Robert Louis Stevenson. Er erzählt von der hindernisreichen Suche nach einem vergrabenen Piratenschatz – einem beliebten Thema solcher Abenteuerromane – und wurde vor allem als Jugendbuch, aber auch durch seine inzwischen über zwanzig Verfilmungen populär. Die Zeichnung einer Schatzkarte lieferte die Inspiration für Stevensons ersten Roman, den er für seinen kleinen Stiefsohn Lloyd Osbourne schrieb und diesem auch widmete. Die Angaben darüber, wer von beiden mit dem Zeichnen der Schatzkarte begonnen hat, sind widersprüchlich.

Der Erstdruck der Erzählung erfolgte in der Zeit vom 1. Oktober 1881 bis 28. Januar 1882 als Mehrteiler in der Zeitschrift „Young Folks“. Die englische Erstausgabe in Buchform erschien 1883 in London, eine deutsche Übersetzung erstmals 1897. Ursprünglich sollte der Roman „The Sea Cook: A Story for Boys“ heißen. Charaktere und Motive sind, nach Stevensons eigenen Angaben, unter anderen von Daniel Defoe, Edgar Allan Poe und Washington Irving beeinflusst. 

Aber erst mal macht er noch selbst Theater. Gleich drei Rollen besetzt er in „Die Schatzinsel“. Seine fünf Kollegen nicht weniger. „Wir werden dann sehen, ob wir alles richtig gemacht haben“, sagt Potthoff. Ob er immer alles richtig gemacht hat? „Mit Eisleben bestimmt. Sonst wäre ich doch nicht so lange hier geblieben.“ Sagt es und holt ein Requisit für das (vermutlich) letzte Foto in der MZ.

Premiere „Die Schatzinsel“ am Donnerstag, 9.30 Uhr, großer Saal.