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Kloster Helfta Kloster Helfta: Schwestern ziehen Fazit nach Einzug der Asylbewerber

Von Jörg Müller 25.12.2016, 09:00
Saad Zaidi und Machmut Mcisdo helfen Hausmeister Burkhard Preylowski beim Aufstellen eines Weihnachtsbaums.
Saad Zaidi und Machmut Mcisdo helfen Hausmeister Burkhard Preylowski beim Aufstellen eines Weihnachtsbaums. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Wird es nicht Probleme geben, wenn muslimische Flüchtlinge ausgerechnet auf dem Gelände eines katholischen Klosters leben? Diese Frage beschäftigte viele Menschen in Eisleben und Umgebung, als im Herbst vergangenen Jahres bekannt wurde, dass Asylbewerber nach Helfta kommen werden.

Herrenhaus des Zisterzienserinnen-Kloster St. Marien als Flüchtlingsunterkunft

Das Zisterzienserinnen-Kloster St. Marien hatte dem Landkreis Mansfeld-Südharz das Herrenhaus als Flüchtlingsunterkunft angeboten. Das Gebäude war Teil des kurz zuvor geschlossenen Hotels An der Klosterpforte gewesen. Auf einer Informationsveranstaltung in der Klosterkirche äußerten damals viele Bürger ihre Sorgen und Ängste, aber auch grundsätzliche Kritik - in einer zum Teil sehr feindseligen Atmosphäre.

Heute, ein Jahr nach dem Einzug der ersten Asylbewerber ins Herrenhaus, können Priorin Christiane Hansen und ihre Mitschwestern ein überaus positives Fazit ziehen. „Es ist eine schöne Erfahrung. Wir haben die Flüchtlinge als sehr freundliche, liebenswürdige Menschen kennengelernt“, sagt die Priorin. Schwester Klara Maria Hellmuth fügt hinzu: „Sie sind äußerst zuvorkommend und fragen immer, ob sie helfen können.“

So zum Beispiel auch jetzt, wenn auf dem Klostergelände Weihnachtsbäume gefällt und unter anderem in der Kirche aufgestellt werden. Zwei Syrer gehen dabei dem Hausmeister Burkhard Preylowski zur Hand. Als Muslime feiern sie selbst Weihnachten nicht, aber „sie nehmen es als Fest wahr“, so die Priorin. „Sie registrieren auch das Läuten zu unseren Gebetszeiten und zählen die Glockenschläge mit.“

Vor allem syrische Asylbewerber mit Familien im Kloster untergebracht

Der Landkreis hat von Anfang an vor allem syrische Asylbewerber, darunter viele Familien, im Kloster untergebracht. „Wir hatten uns das auch gewünscht“, sagt die Priorin. Damals - auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle - sei das Herrenhaus „von heute auf morgen gefüllt“ gewesen. Die 48 Menschen, die Hälfte davon Kinder, hätten natürlich für Leben auf dem Gelände gesorgt. Probleme habe es dabei nicht gegeben. „Wir haben gegenseitig Rücksicht genommen. Es war auch immer gut, dass sie das Gefühl hatten, ihr eigenes Haus zu haben, wo sie uns nicht stören.“

Für die Betreuung der Asylbewerber im Kloster Helfta ist die Beschäftigungsgesellschaft GSG zuständig. „Wir hatten schon Respekt vor der Aufgabe“, sagt Geschäftsführerin Siegried Bärwinkel. „Es sind ja nun einmal Menschen aus einem anderen Kulturkreis.“ Die Mitarbeiter seien mit „Ruhe und Besonnenheit“ herangegangen. „Es hat sich sehr gut entwickelt.“ Auch, weil man „Regeln vorgegeben“ habe. (jm)

Auch die Bewohner des Gertrudstifts und des Caritas-Pflegeheims sowie die Hausgäste und die Anwohner des Klosters hätten ihre Berührungsängste sehr schnell überwunden. „Wir werden immer wieder darauf angesprochen, wie freundlich die Flüchtlinge grüßen“, sagt Schwester Klara Maria. Viele Bürger haben auch Hilfe angeboten und Spenden abgegeben, darunter Fahrräder, Spielzeug, Bücher und Unterrichtsmaterialien.

Denn die Priorin und Schwester Katharina Gutlederer haben vor allem in der ersten Zeit Deutsch-Kurse gegeben. „Wir haben dabei auch selbst dazu gelernt“, so Christiane Hansen, die mittlerweile „ein paar Brocken Arabisch“ sprechen kann. Einfach sei das alles zwar nicht immer gewesen. „Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.“ Auch Schwester Klara Maria möchte diese Zeit nicht missen. „Die Schicksale der Menschen sind mir oft zu Herzen gegangen. Das werde ich nicht vergessen.“ (mz)

Das Herrenhaus ist mittlerweile nicht mehr voll belegt.
Das Herrenhaus ist mittlerweile nicht mehr voll belegt.
Jürgen Lukaschek