Gertrud ist der Favorit Kloster Helfta: Nonnen stellen ihre eigene Seife her

Eisleben - Am beliebtesten bei den Schwestern ist Gertrud mit Mandelmilch und Pfirsicharoma. Elisabeth schäumt dank der Hafermilch besonders cremig. Teresa duftet nach Schoko und Banane. Und Benedikt pflegt die Haare mit Brennnessel-Tee. Gertrud, Elisabeth, Teresa und Benedikt sind vier der insgesamt zehn Seifen, die in der Klostermanufaktur im Zisterzienserinnen-Kloster Helfta hergestellt werden. Und das, wie der Name Manufaktur besagt, komplett in Handarbeit - vom Anrühren der Seife bis zum Verpacken und Beschriften.
Kloster Helfta: Kloster-Seife ist sehr beliebt
Nachdem zunächst nur für den eigenen Gebrauch ausprobiert und herumexperimentiert wurde, sind die Seifen seit einigen Monaten in Klosterläden und weiteren Geschäften in ganz Deutschland erhältlich. „Die Nachfrage ist enorm“, freut sich Schwester Pauline Klimach, die die Seifenherstellung etabliert hat.
In dieser Woche werden zum Beispiel mehr als 1.000 Stück nach Norddeutschland geliefert. Sie habe natürlich gehofft, dass die Seifen angenommen werden, sagt Schwester Pauline. Aber mit dieser großen Resonanz habe sie nicht gerechnet. Weil sie die Arbeit deshalb auch nicht mehr allein schafft, wird sie von den Schwestern Mirjam, Gertrud und Gratia unterstützt.
Schwester Pauline, die aus dem Hunsrück stammt, lebt seit drei Jahren in Helfta. Ihre Begeisterung für Naturwissenschaft kommt daher, dass sie vor ihrem Eintritt ins Kloster Physik studiert habe, wie sie erzählt. Die Seifenherstellung habe sie bei einem Aufenthalt in einem norwegischen Kloster kennengelernt.
Seifenherstellung: Idee stammt aus norwegischem Kloster
„Ich habe gemerkt, wie schön das ist“, so die 34-Jährige. In Helfta fing sie dann an, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Sie las Bücher, recherchierte im Internet, nahm an einem Seifenkurs teil und probierte verschiedene Verfahren aus. „Ich habe mich da langsam herangetastet.“
Das Einfachste sei, eine fertige Seifenmasse zu kaufen, die man dann färben und beduften kann. Das Seifensieden dagegen ist die Herstellung von Seife aus Lauge und Fetten. Je nach der Temperatur werden das Kaltrührverfahren und das Warmsieden unterschieden.
„Meine erste Seife war eine kaltgerührte Seife mit Zitrone und Salbei“, erzählt Schwester Pauline. Mittlerweile arbeite sie ausschließlich mit dem Warmsiede-Verfahren. Dabei sei der Vorteil, dass der Prozess viel schneller verlaufe. Außerdem werden die Düfte und andere Zusätze erst nach abgeschlossener Verseifung hinzugefügt und können sich deshalb nicht mehr durch den chemischen Prozess verändern.
Kloster Helfta in Eisleben: Ideen für weitere Seifen
Zunächst wird Fett, wie etwa Kokos- oder Mandelöl, in einem Topf geschmolzen. Dann wird verdünnte Lauge eingerührt und die Verseifung beginnt. Zum Schluss kommen die Zusätze hinein, und die Seifenmasse wird in eine Holzform eingefüllt.
Nach einem Tag ist die Seife fest und kann aus der Form geholt werden. Nach einem weiteren Tag Lagerung wird der Block in Stücke geschnitten, die gestempelt und in Schachteln verpackt werden. Das Stempelmotiv ist ein Detail des Fensters der Gertrudkapelle. Das Design für die Schachtel hat die Sangerhäuser Werbeagentur New Face entworfen.
Ein Seifensiede-Kurs wird im Kloster Helfta vom 7. bis zum 9. Februar 2020 angeboten. Referentinnen sind Schwester Pauline und Ilka Hofmann vom Unika-Atelier Mühlhausen. Die Teilnehmer lernen Methoden der Seifenherstellung kennen und fertigen eigene Seifen, die sie mit nach Hause nehmen können. Die Kursgebühr inklusive Übernachtung im Einzelzimmer, Vollpension und Materialkosten beträgt 285 Euro.
Der Kurs ist nur eines von zahlreichen Angeboten im kommenden Jahr im Kloster. So gibt es zum Beispiel verschiedene Formen von Meditationstagen, unter anderem mit Tanz oder Bogenschießen; Entspannungskurse, Fasten und Singen, Ikonen-Kurse, einen Gesangsworkshop und Kräuterbuschenbinden. Im Kurs „Ora et labora“ können Teilnehmer den klösterlichen Rhythmus erleben. Auch zu den Kar- und Ostertagen sowie zum Jahreswechsel sind Gäste eingeladen.
›› Informationen zu den Kursen gibt es unter Telefon 03475/711 400 oder auf www.kloster-helfta.de
Bei den zehn Seifen - je drei Hand-, Haar- und Duschseifen sowie eine Naturseife - soll es nicht bleiben. „Ich habe schon weitere Ideen“, sagt Schwester Pauline. „Mir macht das sehr viel Spaß, ich kann mir keine schönere Arbeit vorstellen.“
›› Der Klosterladen ist Dienstag bis Samstag, 10 bis 11.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, sowie nach Vereinbarung unter Telefon 03475/711 470 geöffnet. (mz)

