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Hoftanzmeister hat Schule gegründet

Von JÖRG MÜLLER 10.10.2008, 15:32

EISLEBEN/MZ. - Das Familienunternehmen feiert in diesem Jahr ein stolzes Jubiläum: Es ist vor 125 Jahren in Eisleben gegründet worden - und damit nach eigenen Angaben die älteste Tanzschule in Sachsen-Anhalt.

Es war der "Königliche Hoftanzmeister" Oscar Hölzer, der 1883 die Schule in Eisleben gründete. Seine Tochter Paula Hölzer wurde ebenfalls Tanzlehrerin und führte das Geschäft mit ihrem Mann Erich Triebel weiter. Dieser war eigentlich Kaufmann, ließ sich dann aber auch zum Tanzlehrer ausbilden. Paula Hölzer starb, einige Jahre später heiratete Erich Triebel zum zweiten Mal. Die Ehe ging 1954 allerdings auseinander; Ruth Triebel und ihr Sohn Ralf zogen nach Blankenburg / Harz. "Ich habe BMSR-Mechaniker gelernt und wollte eigentlich in Mittweida studieren", erzählt Ralf Triebel. Doch während er noch seinen Armeedienst leistete, starb sein Vater 1968 plötzlich. Erich Triebel habe die Tanzschule bis dahin allein geführt; in den Kursen tanzte er mit Gisela Weser. "Frau Weser war aber nie am Unternehmen beteiligt", so Triebel. Dazu und zum Namensrecht habe es nach der Wende sogar Auseinandersetzungen vor Gericht mit Frau Weser gegeben.

"Mein Vater hatte mich schon früher immer mal gefragt, ob ich die Tanzschule weiterführen will", erzählt Triebel. Nach dem Tod des Vaters warf er sein geplantes Ingenieurstudium über den Haufen und absolvierte statt dessen eine insgesamt vierjährige Ausbildung an der Tanzschule Graf in Dresden und der Leipziger Fachschule für Tanz. Ab 1972 war Triebel dann als Tanzlehrer tätig - und zwar vor allem für das Mansfeld Kombinat. Auf Honorarbasis gaben er und seine Frau - die beiden haben 1971 geheiratet - Kurse im Eisleber Kulturhaus der Bergarbeiter sowie in Hettstedt, Sangerhausen und Gerbstedt. "Das war eine schöne Zeit", erinnert er sich. "Wir sind vom Kombinat gut unterstützt worden." Weitere Kurse auf privater Basis boten Triebels in Aschersleben an. Auch im Tanzsport waren sie erfolgreich: 1974, 1975 und 1976 wurde das Paar DDR-Meister. "Wir hatten damals auch eine Turniertanz-Gruppe."

Mit der Wende änderte sich zwar vieles, die Tanzschule entwickelte sich aber positiv weiter. Tochter Sirka Triebel ist nach einer vierjährigen Ausbildung in Köln und Berlin ebenfalls ins Unternehmen eingestiegen und gibt eigene Kurse. Und auch die nächste Generation - die Enkel Lucas (11) und Jonas (9) - übt sich schon im Kindertanz und beim HipHop. Die Zukunft ist also gesichert, auch wenn Ralf und Regina Triebel noch nicht an Ruhestand denken. "Wir sind noch fit."

Seit einigen Jahren hat die Tanzschule in Eisleben am Markt 34 ihr Domizil: Ein historisches Gewölbe im Hinterhaus, das zu DDR-Zeiten als Kohlenkeller der Apotheke genutzt wurde, ist saniert und zu einem Tanzcafé ausgebaut worden. Hier laufen nicht nur verschiedene Kurse; auch der 1973 gegründete Ehepaar-Club, dem zwölf Paare angehören, trifft sich jeden Dienstagabend zu Tanz und Geselligkeit. Solche Clubs gibt es auch in Sangerhausen und Aschersleben. Und sie sind beliebt: Auf insgesamt rund 300 schätzt Triebel die Zahl der Mitglieder in den Clubs.

Gut angenommen werden nach wie vor auch die klassischen Tanzkurse für Jugendliche. "Das machen immer noch viele mit." Nicht zuletzt, weil damit ja auch eine Einweisung in Umgangsformen verbunden ist. "Die Jugendlichen sind da ganz dankbar", so Triebel.