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Historische Anlage Historische Anlage: Wie ein alter Weinberg neu auflebt

Von Jörg Müller 15.06.2019, 08:00
Thomas Neie und Johanna Hofmann öffnen alle zwei Wochen ihre Besenwirtschaft.
Thomas Neie und Johanna Hofmann öffnen alle zwei Wochen ihre Besenwirtschaft. Maik Schumann

Unterrissdorf - Das Stückchen Land hat Geschichte. „Es ist eine historische Weinberglage, die mal zum Kloster Helfta gehörte“, sagt Thomas Neie. „Ganz in der Nähe sind ja auch das Nonnental und der Bischofsberg.“

Neie und seine Frau Johanna Hofmann haben sich hier, im Freßbachtal bei Unterrißdorf, einen Traum erfüllt. Sie haben den Weinberg, der seit langem nicht mehr bewirtschaftet worden war, neu aufgerebt.

Seit diesem Jahr betreiben sie in der Sommersaison auch eine Besenwirtschaft. Auf der Terrasse, die einen schönen Blick über die Landschaft bietet, laden sie alle zwei Wochen samstags - bis auf eine Urlaubpause - zu Wein und einem kleinen Imbiss ein.

Weinbaugebiet endet hier

„Ich staune selbst manchmal, wie viele Leute hier unterwegs sind“, sagt Neie. Denn der idyllische Winzergarten liegt etwas abseits des Ortes und auch nicht an einem der großen ausgewiesenen Wander- oder Radwege.

Von Unterrißdorf aus geht es erst einmal am Wertstoffhof vorbei und dann weiter auf einem huckeligen Weg neben der Bundesstraße. Man biegt rechts ab und folgt dem Weg in Richtung Wald - bis plötzlich linkerhand ein Tor mit einem kleinen Schaukasten auftaucht. Wenn dort ein Besen hängt, ist man richtig: Das traditionelle Zeichen besagt, dass die Besenwirtschaft geöffnet ist.

Weinberg jahrelang nicht bewirtschaftet

Neie stammt aus Aschersleben und arbeitet als Rechtsanwalt mit eigener Kanzlei in Leipzig, seine Frau ist Arbeitspsychologin und bei einem Bildungsträger beschäftigt. „Wir hatten früher einen Kleingarten in Leipzig. Den haben wir aber aufgegeben“, erzählt der 49-Jährige.

Weil er sich schon länger für Wein interessiert habe, sei die Idee mit einem eigenen Weinberg entstanden. „Wir haben gesucht und das Grundstück hier gefunden, das zum Verkauf stand“, so Neie. „Hier endet das Weinbaugebiet Saale-Unstrut, wir sind das vorletzte Grundstück.“ Wann der Weinberg zuletzt bewirtschaftet worden sei, könne er nicht sagen. „Das ist bestimmt 100 Jahre her.“ Auf jeden Fall sei alles zugewachsen gewesen.

Erst einmal Bücher gekauft

Wie fängt man als Laie mit dem Weinbau an? Zu allererst musste mit der zuständigen Behörde, damals das Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten, die Frage der Rebrechte geklärt werden. „Ich habe mir dann erst einmal viele Bücher gekauft“, sagt Neie.

Außerdem habe er Freunde gefragt, die Weinbau betreiben. „Das Amt hat uns auch sehr unterstützt.“ Angefangen haben die Hobby-Winzer mit 150 Weinstöcken. „Weil wir nicht jeden Tag hier sind, haben wir uns für Regent, einen widerstandsfähigen Rotwein, entschieden.“

2017 erstmals 300 Flaschen abgefüllt

Auf einem zweiten Berg haben sie Traminer, einen Weißwein, gepflanzt. „Außerdem haben wir Quittenbäume gesetzt“, so Neie. Daher kommt auch das Motto des Winzergartens: „Regent küsst Quitte“. Insgesamt ist auf dem ein Hektar großen Grundstück auf 1 400 Quadratmetern Wein angebaut.

„2012 haben wir gepflanzt, 2014 zum ersten Mal ein bisschen Wein gemacht“, erzählt Neie. 2017 hat dann Winzer René Schwalbe vom Weingut Rollsdorfer Mühle 300 Flaschen Regent abgefüllt.

Und wie schmeckt der eigene Wein? „Es ist ein trockener, dichter Rotwein mit einem Kirscharoma“, so Neie. „Ich mag es, wenn Wein einen intensiven Geschmack hat.“ Im nächsten Jahr werde dann vielleicht der erste Weißwein kommen. (mz)

Die Besenwirtschaft ist am 15. Juni von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Von Unterrißdorf aus ist der Weg ausgeschildert. Kontakt unter Tel. 0160/171 25 02.