Erste "Milchtankstelle" am Süßen See Erste "Milchtankstelle" am Süßen See in Aseleben: Frische Milch selbst gezapft

Bösenburg/Aseleben - Frische Milch aus dem Automaten gibt es künftig im Hofladen des Obsthofes „Am Süßen See“ in Aseleben. Landwirt Karsten Scheffler (42) aus Bösenburg eröffnet hier am Freitag seine erste „Milch-Tankstelle“. Drei weitere werden in Halle folgen. Scheffler hofft, mit dem neuen Angebot einen Teil seiner Milch zu einem kostendeckenden Preis absetzen zu können. In den vergangenen Jahren sind die Erlöse der Milchbauern in Deutschland kontinuierlich gesunken, so dass die Betriebe mittlerweile mit immer größeren Verlusten produzieren.
Ein Liter Milch für einen Euro
„Die Milch hier ist immer garantiert frisch: gestern gemolken, heute beim Kunden“, sagt Scheffler. Bei der Supermarkt-Milch würden da schon mehrere Tage vergehen. Die täglichen Restmengen aus dem Automaten werde er an die eigenen Kälber verfüttern. Die Milch, die in dem Gerät auf einer Temperatur von circa 3,5 Grad Celsius gehalten wird, kann in die bereit stehenden Ein-Liter-Glasflaschen oder jede andere mitgebrachte Flasche abgefüllt werden. Bezahlen können die Kunden mit 50-Cent-, Ein- oder Zwei-Euro-Münzen. Der Preis: Ein Liter Milch kostet einen Euro. Scheffler beziehungsweise ein Mitarbeiter wird die Milch täglich aus Bösenburg anliefern.
Milch wird pasteurisiert
Der Bösenburger Landwirt, der den von seinem Vater 1991 gegründeten Betrieb seit 2010 führt, hält 85 Kühe. Derzeit würden jeden Tag 1 300 bis 1 400 Liter Milch gemolken, so Scheffler. Geplant habe er, an allen vier Automaten insgesamt 600 Liter Milch täglich zu verkaufen - „wenn es gut läuft“. Um die Milch außerhalb seines Hofes anbieten zu können, muss er sie pasteurisieren. Dabei werden durch kurzzeitige Erwärmung Krankheitserreger abgetötet.
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Nicht pasteurisierte Milch darf nämlich nur auf dem Hof verkauft werden - so wie es die meisten Direktvermarkter machen. Auch Scheffler selbst bietet in Bösenburg Rohmilch an. Zu seinen langjährigen Kunden gehöre zum Beispiel die Betreiberin des Eiscafés „Madeira“ in Eisleben, Karin Hoffmann. Im Vergleich zum Hof-Verkauf sind die Milch-Tankstellen mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden. So hat Scheffler in die vier Automaten, die aus der Schweiz kommen, sowie in den Pasteur und ein Kühlfahrzeug nach eigenen Angaben insgesamt rund 100 000 Euro investiert.
Fettgehalt bei vier Prozent
Außer der vorgeschriebenen Pasteurisierung wird die Milch nicht behandelt. Insbesondere verzichtet Scheffler auf die Homogenisierung. „Es ist eine ursprüngliche Milch“, so der Landwirt. Der Fettgehalt liege bei circa vier Prozent.
Der Obsthof habe den Standplatz für die Milch-Tankstelle gern zur Verfügung gestellt, so Geschäftsführer Philipp Moser. „Ich finde das eine Super-Sache.“ Schließlich seien die Obstbauern in der gleichen Situation wie die Milchbauern.
"Geld landet beim Bauern"
Durch die Direktvermarktung könnten die Betriebe bessere Erlöse erzielen. „Der Zwischenhandel wird ausgeschaltet“, so Moser. Er sei sehr gespannt, wie die Kunden das Angebot annehmen werden. „Viele Leute sagen ja immer, sie würden auch mehr bezahlen, wenn es wirklich den Landwirten zugute kommt.“ Und das sei ja hier der Fall. „Das Geld, das in den Milch-Automaten gesteckt wird, landet komplett beim Bauern.“ (mz)

