Trolle spielen Streiche Eisleber Musiker und Kleinkünstler Werner Schulz hat als John W. Schulz ein Kinder- und Jugendbuch veröffentlicht

Eisleben/MZ - Wer - wie Werner Schulz - seinen Lebensunterhalt normalerweise als Musiker und Kleinkünstler verdient, hat es zur Zeit nicht leicht. Und der 65-jährige Eisleber ist sogar noch doppelt gebeutelt. Nicht nur, dass es wegen Corona kaum noch Auftrittsmöglichkeiten gibt - seit circa zwei Jahren macht ihm auch noch eine Krankheit das Leben schwer.
Trotzdem hat er die Zeit so gut es geht genutzt und ein Projekt zum Abschluss gebracht, das er sich schon länger vorgenommen hatte: Unter dem Künstlernamen John W. Schulz hat er sein Kinder- und Jugendbuch „Im Jahr der Trolle“ veröffentlicht. Erschienen ist es im Verlag epubli und kann im Internet oder über den Buchhandel bestellt werden (Preis: 23,99 Euro).
Geschrieben hat Schulz die Geschichte bereits vor einigen Jahren. Er nahm damit auch am Literaturwettbewerb „Karoline von Humboldt“ der regionalen Humboldt-Gesellschaft teil und stellte seine Arbeit in Lesungen vor. „Das kam sehr gut an“, sagt er. In zwei Teilen erzählt Schulz die Geschichte des Insektenforschers und Märchenliebhabers Hans Krautwurm, der sich 1857 an einem norwegischen Fjord auf die Suche nach Trollen macht.
Ohne es zu ahnen, wird er von zwei alten Trollen entdeckt, die ihm Streiche spielen. Denn es ist Trollgesetz, Menschlinge nicht mehr als einen Steinwurf an sich heranzulassen. Im zweiten Teil geht es dann nach Thüringen, wo Krautwurm in einem Dorfgasthof von seinen merkwürdigen Erlebnissen erzählt. Währenddessen treiben die Trolle, die sich in seinem Gepäck versteckt hatten, Schabernack und versetzen das Dorf in Aufregung. Dann fliegt auch noch die ganze Trollsippe aus Norwegen ein.
„Im Jahr der Trolle“ ist nicht sein erstes literarisches Werk. „Ich habe immer etwas geschrieben, mich aber kaum ums Verlegen gekümmert“, sagt der freiberufliche Künstler. „Ich schreibe eher für mich.“ Entstanden sind unter anderem Kurzgeschichten und Lyrik sowie die Theaterstücke „Hinter Gardinen“ (in Berlin aufgeführt) und „Der glatte Sänger“, das aber laut Schulz „nicht aufführbar“ ist. In den 1980er Jahren hat der Eisleber mehrere Semester im Fernstudium am renommierten Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig absolviert. „Ich wollte aber kein Schriftsteller werden“, sagt er. Ihm sei es darum gegangen, seine Liedtexte „auf ein höheres Niveau zu heben“. Denn vor allem war er damals als Musiker und Kleinkünstler mit den erfolgreichen Folklore- und Klamauk-Gruppen „HKSMV“ (Hallesche Kneipen- und Straßenmusiziervereinigung mit beschränkter Haftung) und „Ssälawih“ unterwegs.
Der gebürtige Eisleber, der bis heute in seinem Elternhaus am Friedrichsberg wohnt, hatte nach der Schule beim Kraftverkehr Kfz-Schlosser gelernt. Danach diente er als Zeitsoldat drei Jahre bei der DDR-Volksmarine. „Als Kind bin ich immer wasserscheu gewesen“, erzählt Schulz. „Mit 14 Jahren haben ein Freund und ich uns selbst im Süßen See das Schwimmen beigebracht. Da haben wir dann beschlossen: Wir gehen zur Marine.“ Während der Armeezeit fing er an, mit einem Kameraden Musik zu machen - nachdem er als Kind zwei Jahre Gitarrenunterricht gehabt hatte. „Unseren ersten Auftritt hatten wir 1977 zum Frauentag im Fischwerk Sassnitz. Die Gage: 20 Mark und eine Kiste Fisch.“
Nach dem Wehrdienst studierte er an der Fachschule für Klubleiter in Meißen. „Das hat mir gefallen. Wir waren ein lockerer Haufen.“ Zurück in Eisleben, wurde Schulz Leiter für künstlerische Volkskunst in den Kulturhäusern des Mansfeld-Kombinats. „Nach vier Jahren wurde mir das zu viel.“ Er kündigte, war vier Wochen arbeitslos und konnte dann als Schlosser am Eisleber Theater anfangen, wo er bis 1989 arbeitete, zuletzt aber nur noch halbtags, weil die Musik immer größeren Raum einnahm. Bis 2003 trat Schulz noch mit „Ssälawih“ auf, seitdem allein. Bis heute ist er unter anderem regelmäßig auf Schloss Trebsen bei Grimma in Aktion.