Eisleben Eisleben: Reparierte Luther-Büste wieder aufgestellt

Eisleben/MZ. - Die Büste von Martin Luther steht wieder an ihrem angestammten Platz. Der Eisleber Restaurator Wolfgang Conrad und der Steinmetzmeister Uwe-Sven Prudlik hoben das Denkmal Mittwoch mit einem Flaschenzug auf den Sandstein-Sockel im Hof von Luthers Geburtshaus. Unbekannte Täter hatten die Büste im Oktober vergangenen Jahres von ihrem Sockel gestoßen. Zum Glück wurde sie dabei nur leicht beschädigt: An einigen Stellen platzte die Farbe ab. Da die Büste aber ohnehin restaurierungsbedürftig war, beauftragte die Stiftung Luthergedenkstätten Wolfgang Conrad mit einer grundhaften Instandsetzung.
Die Büste wurde 1817 - zum 300. Jahrestag des Thesenanschlags - von der Mansfeldischen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft für das Geburtshaus gestiftet. Es handelt sich um eine Eisenguss-Replik eines Denkmals, das der der Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow (1764 bis 1850) 1806 entworfen hatte. Von diesem Modell seien mehrere Abgüsse gefertigt worden, so Christian Philipsen von der Stiftung Luthergedenkstätten; unter anderem einer in Bronze, der in der St. Andreaskirche steht. Die Eisenguss-Büste für das Geburtshaus sei wahrscheinlich in Berlin entstanden, so Philipsen. Interessant dabei: Wie sich bei der Restaurierung herausgestellt habe, sei die Eisenguss-Büste in
Details anders gestaltet als der Bronze-Guss in der Andreaskirche. "Das ist ein eigenständiges Kunstwerk", so Philipsen. Und eines mit großer kunsthistorischer Bedeutung: Die Büste sei das erste öffentlich aufgestellte Luther-Denkmal in Eisleben gewesen.
Restaurator Conrad ließ zunächst in einer Leipziger Werkstatt die drei Farbschichten entfernen, die das Denkmal bei der letzten Sanierung 1983 erhalten hatte. Dazu kam eine spezielle Methode zum Einsatz: die Backpulverbestrahlung. "Backpulver ist ein sehr weiches Material", so der 61-Jährige. "Damit ist ein ganz feines Abstrahlen möglich." Auf diese Weise wurden auch Roststellen im Inneren der Skulptur entfernt. Danach untersuchte Conrad die Büste auf Schäden im Material, wie zum Beispiel Risse. "Ich habe aber keine gefunden." Schließlich trug er nach dem historischen Vorbild wieder drei Schichten auf: eine Grundierung mit Öl-Bleimennige, eine Zwischenschicht und die schwarze Farbfassung.
Dazu kam noch eine Innenkonservierung sowie - besonders wichtig - eine neue Verankerung. 1983 war die Büste noch einzementiert worden - was heutzutage nicht mehr üblich ist. Conrad brachte innen Verbindungsstäbe an. Diese dienen dazu, die Büste mit dem Sandstein-Sockel zu verkleben. Wie Steinmetzmeister Prudlik erläuterte, komme ein spezieller Stein-Metall-Kleber zum Einsatz. "Das hält absolut fest, da kann nichts mehr passieren." Die alte Zement-Verankerung sei praktisch nicht mehr vorhanden gewesen, so der Mitarbeiter des Eisleber Steinmetzbetriebs Kieselbach. Am Sockel selbst sei keine Restaurierung notwendig gewesen.
Dass die Büste durch das Herunterstoßen keinen Schaden genommen habe, sieht Wolfgang Conrad auch als eine kuriose historische Parallele an. Schließlich gebe es ein heute als "Unverbrannter Luther" bekanntes Tafelbild, das den Brand des Geburtshauses 1689 überstand. "Die Büste ist nun der Unzerbrochene Luther", so Conrad.