Ein Künstler im Home-Office Eisleben: Corona-Pandemie erwischt auch Entertainer Nico Moree / Nico Moree

Eisleben - Der Terminkalender ist wie leer gefegt. Der Eisleber Sänger und Entertainer Nico Moree ist für keine Veranstaltung gebucht. Wenn in der vergangenen Zeit das Telefon klingelte, ging es oft darum, dass eine Veranstaltung abgesagt wurde oder aufs nächste Jahr verschoben. Für Künstler und Kulturschaffende ist der Lockdown nicht leicht. Ganz im Gegenteil. Er ist existenzbedrohend.
Nico Mohr ist seit 30 Jahren als Künstler unterwegs
Wenn Nico Moree nicht auch ein bürgerliches Leben als Nico Mohr und einen Beruf hätte, so würde es gänzlich mau aussehen. Journalist ist er und hat vor 30 Jahren auch mal bei der Telekom gelernt. Damals startete er aber auch seine Bühnenkarriere, nämlich bei der Einweihung einer neuen Oberpostdirektion in Frankfurt am Main. „Ich spielte ja schon immer ein Instrument, war in Frankfurt auch in einer Band und trat an dem Tag zum ersten Mal als Sänger in Erscheinung.“ Drei Titel habe er gesungen und merkte: „Davon will ich mehr.“
Jetzt sagt er, sei es ein Glück, dass er die Musik nicht zu seinem einzigen Standbein gemacht hat, denn dann würde er diesen Lockdown kaum überstehen. „Es sind so viele, die auf der Strecke bleiben werden, weil es keine öffentlichen Veranstaltungen mehr gibt“, sagt er und denkt dabei vor allem an die vielen Hilfskräfte hinter der Bühne, an die Techniker und all diejenigen, die dafür sorgen, dass Leute wie er im richtigen Licht stehen und beim Publikum auch akustisch gut ankommen.
Musikbranche leidet unter der Corona-Pandemie
Weil eine ganze Branche darunter leidet, haben sich auch die Großen zu Wort gemeldet - Roland Kaiser, Peter Maffay und andere - die darauf aufmerksam machen, dass es still wird in unserem Land, wenn es Kunst und Kultur nicht mehr gibt. „Das muss ein großer Rettungsschirm sein, den die Regierung da aufspannt“, sagt der 46-Jährige und sieht diesen Schirm noch lange nicht. Das seien so viele Leute, die dort drunter müssten.
Es finde ja eben aktuell gar nichts mehr statt. Keine Eisleber Wiese, kein Karneval, nicht mal Chöre dürfen auftreten. „Man kann noch gar nicht abschätzen, welche Auswirkungen das haben wird. Wer weiß, wen man im kommenden Jahr überhaupt noch auf der Bühne erleben wird“, sagt er, denn aus jahrzehntelanger Erfahrung weiß er, dass man ganz schnell von der Bühne wieder weg sein kann, wenn man längere Zeit nicht aufgetreten ist.
Eisleber Entertainer arbeitet an eigenem Album
Klar, jetzt seien es alle, die nicht auftreten dürfen, aber sobald es wieder möglich sei, wollen auch alle gleichzeitig zurück auf die Bühnen. Und das werde nicht möglich sein. „Ich bin mir zwar nicht zu schade, auch auf privaten Feiern aufzutreten und ich denke auch, dass diejenigen, die Musik wirklich leben, sich auch irgendwie durchbeißen werden. Aber es wird nichts mehr so sein wie vor Corona“, mutmaßt er. Ein bisschen Angst habe er vor diesem gesellschaftlichen Neustart und hofft darauf, dass er im nächsten Jahr kommt.
Solange er nicht auf die Bühne zurückkehren kann, probt er und feilt an seinem neuen Album. „Mein Traum“ ist dies überschrieben und enthält zum ersten Mal auch eigene Texte, in denen er sich mit der Vergangenheit beschäftigt und auch in die Zukunft blickt. Zum 30-jährigen Bühnenjubiläum darf man das schonmal. „Ich glaube an mich selbst“, sagt er, denn in den 30 Jahren hat er sich schon einmal von ganz unten wieder aufgerappelt, nachdem er 2004 er zwei Hirnblutungen erlitt und einen Hirninfarkt überstand. Drei Jahre später kehrte er zurück auf die Bühne. Und wenn es gar nicht anders möglich sei, dann lasse er sich eben selbst etwas einfallen, kündigt er an. „Wenn sowieso kein Geld mehr da ist, dann mache ich mein eigenes Projekt. Wir Menschen haben singen, tanzen und lachen gelernt. Und wenn die Musik verstummt, dann verstummt auch das gesellschaftliche Leben. Das merken wir doch bereits jetzt.“ (mz)