Ehrenrunde mit Lanz um Eiffelturm
HELBRA/MZ. - Mit dem legendären Traktor sind Christoph, sein Vater Steffen (43) und Opa Claus Goldacker sowie Heiko Prinzler (43) von Helbra in die französische Hauptstadt getuckert - und natürlich auch wieder nach Hause.
Geboren wurde die Idee für diese ungewöhnliche Tour bereits 2003, als Steffen Goldacker den Lanz Bulldog kaufte. Es handelte sich um einen australischen Re-Import Baujahr 1939, einen Zweitakter mit 10,3 Liter Hubraum und 55 PS. "Wir haben uns erst einmal daran gemacht, den Lanz wieder flott zu kriegen", erzählt Steffen Goldacker, der in seinem Vater einen begeisterten Helfer fand. Rund zwei Jahre später rollte das Schmuckstück erstmals in der Öffentlichkeit - im Festumzug zur 850-Jahr-Feier in Helbra. "Unser Lanz hatte aber noch viele Macken. Sie zu finden und abzustellen, dabei hat uns Dieter Möbes aus Gorenzen unheimlich geholfen", erzählt Goldacker. Und die Idee, wie einst der "Eiserne Gustav" nach Paris zu fahren, hat die Familie dann so richtig gepackt. "Wir wollten zeigen, dass so ein altes Teil auch eine solche Leistung bringen kann, gerade in der heutigen Wegwerfgesellschaft, in der ein Auto nach acht bis zehn Jahren auf dem Schrott landet", so Steffen Goldacker. Einen weiteren Verbündeten fand er in seinem Schulfreund Heiko Prinzler, der ebenfalls ein Faible für alte Technik hat und auch selbst einen Lanz besitzt.
"Rund drei Monate haben wir gebraucht, um alles für die Tour auf die Reihe zu kriegen", erzählt Steffen Goldacker. Ein alter Hänger wurde aufgemöbelt und mit Klappliegen ausgerüstet, inklusive des nötigen Campingmobiliars. Einige Handwerker und Gewerbetreibende aus der Region konnten als Sponsoren gewonnen werden. Und dann ging es los - mit Navigerät und Karten an Bord und zur Sicherheit Claus Goldacker mit dem Pkw dabei. 248 Kilometer lang war die erste Etappe von Helbra bis Winterberg, das sie nach rund zehn Stunden erreicht hatten. Der Lanz sei wunderbar gelaufen, berichtet Prinzler, der sich während der gesamten Tour um den Oldtimer kümmerte, Öl und Benzin nachfüllte und alle Schmierstellen mit Fett versorgte. Opa Claus bewährte sich als Koch, unterstützt von seinem Enkel. Das Ziel der zweiten Etappe, Euben, war nach 233 Kilometern und rund zehn Stunden erreicht. Am dritten Tag passierten sie nach 50 Kilometern die Grenze nach Frankreich, nach weiteren 203 Kilometern machten sie in Rumigny Station. Auf dieser Etappe gab es allerdings Probleme: Die Gänge fielen immer raus. Nach anderthalb Stunden Arbeit bei brütender Hitze war der Schaden gefunden und behoben: Ein so genannter Kerbstift hatte sich gelöst, der durch eine einfache Schraube ersetzt werden konnte.
Die vierte Etappe brachte die Lanz-Fahrer nach 207 Kilometern bereits in die Nähe von Paris. In Gonesse, einem Vorort der Hauptstadt in unmittelbarer Nähe des Flughafens "Charles de Gaulle", trafen sie auf viele begeisterte Franzosen, darunter der Landwirt Jaques Proix, der sie auf sein Grundstück einlud. Am fünften Tag schließlich hatten sie nur noch 69 Kilometer zu absolvieren - das kürzeste Teilstück der insgesamt 935 Kilometer langen Tour führte das Lanz-Team ins Zentrum von Paris, über die Champs-Élysée, durch den Arc de Triomphe bis zum Eiffelturm. Dort schwangen sich Claus, Steffen, Heiko und sogar Christoph der Reihe nach in den Fahrersitz und drehten eine Ehrenrunde um den Eiffelturm. Das war natürlich für den 15-Jährigen das Größte.
Ja, und dann begann eigentlich das Abenteuer Frankreich erst richtig. Keiner der Vier hatte auch nur einen Schimmer Französisch-Kenntnisse. "Nach dem vielen Büchsenfutter wollten wir endlich mal richtig Essen gehen - französisch", erzählt Christoph. Im Restaurant gab es allerdings einige Verständigungsprobleme - mit dem Ergebnis, dass die Vier statt Fisch und Fleisch, wie gewünscht, nur Salat bekamen. "Und dabei hatten wir und so auf ein richtiges Essen gefreut." Als größtes Problem erwies es sich freilich die Suche nach einem Parkplatz für das Gespann.
Natürlich sei der Lanz immer von Schaulustigen umlagert gewesen und unzählige Fotoapparate hätten geklickt, erzählt Claus Goldacker. "Es war ein schönes Gefühl, überall so begeistert aufgenommen zu werden." Die Rückreise verlief dann ohne Probleme und war mit 961 Kilometern sogar etwas länger, weil sie eine andere Route wählten. Und kaum zurück, haben die Vier schon wieder neue Pläne. "Mal über die Alpen könnte ich mir vorstellen", sagt Steffen Goldacker. Aber das wolle erst einmal gründlich überlegt sein.