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Dreckschweinfeste im Mansfelder Grund Dreckschweinfeste im Mansfelder Grund: Tausende Besucher bei Schlammpartys

Von Anke Losack 09.06.2014, 17:42
Die Kreisfelder Pfingstburschen bei einer Rutschpartie im Schlamm.
Die Kreisfelder Pfingstburschen bei einer Rutschpartie im Schlamm. Lukaschek Lizenz

Hergisdorf/MZ - In seinem Eselskostüm saß der Hergisdorfer Pfingstbursche Kevin Schöttner am Rand der „Dreckschwein“-Kuhle. Die Hose schon eingesaut, war obenrum das Grau seines Kostüms noch gut zu erkennen. Bis ihn Oliver Krause von hinten überwältigte und beide im Schlamm lagen.

Ob in Hergisdorf an der Wildbahn, in Kreisfeld am Katharinenholz oder in Ahlsdorf am Fischteich - bei den „Dreckschweinfesten“ gestern im Mansfelder Grund blieb keiner der als Winter getauften Pfingstburschen sauber. Das Fest geht auf einen Jahrhunderte alten Brauch zurück. Die „Dreckschweine“, die sich in einer Schlamm-Kuhle wälzen, verkörpern den Winter. Die sogenannten Läufer, weiß gekleidete Gestalten, lehren ihnen mit knallenden Peitschen das Fürchten und wollen so die dunkle Jahreszeit vertreiben und den Sommer begrüßen.

Dieses Jahr eigentlich überflüssig. „Diesmal hat uns die Natur überholt“, sagte Jürgen Colawo, der Vorsitzende der Pfingstgesellschaft Hergisdorf angesichts der hochsommerlichen Temperaturen. Und er freute sich, dass das Wetter dem Besucheransturm keinen Abbruch tat. Tausende Gäste sind zu den archaischen Volksfesten geströmt - mit in die Kuhle dürfen sie aber nicht, meinte Colawo.

Für Oliver Krause war es ein besonderes Erlebnis: Er wurde von „Pfingst-Pfarrer“ Hartmut Kirchner getauft und durfte erstmals in der braunen Brühe mitbaden. „Es war schön, erfrischend. Das Wetter passt dieses Jahr“, sagte er, verschlammt von oben bis unten. Seine Freunde und Verwandten hätte er am liebsten umarmt, doch die nahmen Reißaus vor ihm. Immer wieder stiegen die „Dreckschweine“ aus der Kuhle und scheuchten die um das Rund versammelte Menschenmasse auf.

Manchmal kam auch Schlamm geflogen. Wer nicht Acht gab, wurde eingesaut. Mit einem großen braunen Fleck auf dem weißen Hemd musste Holger Rohde die Rückreise in die Altmark antreten. Egal. „Wir sind hier voll auf unsere Kosten gekommen“, meinte der gebürtige Eisleber, der nach der Lehre das Mansfelder Land verließ. Das „Dreckscheinfest“ habe er im Film „MansFeld“ gesehen. „Der Film war sehr anrührend. Es war interessant zu sehen, was aus den Kindern mal wird.“ Denn schon in jungen Jahren werden diese mit den Bräuchen vertraut gemacht.

So ist Kevin Timm (8) schon fünf Jahre Läufer bei den Hergisdorfern, wie er sagte. Die jungen Burschen tragen den Brauch weiter - den Brauch, der die Menschen aus nah und fern begeistert. Geht es nach den Pfingstgesellschaften soll er Unesco-Welterbe werden.

Heimatliebe mit Abkühlung: Beim Dreckschweinfest in Hergisdorf suhlen sich die Teilnehmer im Schlammloch um die Wette.
Heimatliebe mit Abkühlung: Beim Dreckschweinfest in Hergisdorf suhlen sich die Teilnehmer im Schlammloch um die Wette.
dpa Lizenz