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Dreckschweinfest bei Sonnenschein

Von Hans-Joachim Paduch 12.05.2008, 16:28

Hergisdorf/MZ. - Im Gegenteil. Das Dreckschweinfest an der Wildbahn hatte wieder hunderte Zuschauer angelockt, und die als Parkplatz genutzte große Wiese am Waldrand hatte bald ihre Aufnahmegrenze erreicht.

Kein Wunder bei diesem, endlich mal herrlichen Pfingstwetter, das geradezu zur Waldpartie eingeladen hat. Besonders die als Dreckschweine agierenden Pfingstburschen waren vom Wetter angetan, hatte doch die Sonne der großen Schlammpfütze, dafür waren an Morgen des Pfingstmontag extra 3 000 Liter Wasser in das Loch gebracht worden, das sich mit der roten Erde zu einem wunderbaren Matsch verbunden hatte.

Bereits 7 Uhr waren die Pfingsttänzer, begleitet von vielen Fans, zur Wildbahn los gezogen und hatten ihre Nummern aufgebaut, Karussell mit Klappstühlen, Seilbahn oder die Gruppe Abba. Die Gaudi begann dann aber erst richtig mit der Taufe der Dreckschwein-Neulinge, die Pfarrer Hartmut Kirchner, seines Zeichens erster Vorstand der 38 Mitglieder zählenden Hergisdorfer Pfingstgesellschaft, mit seinen Gehilfen in die Suhle rief. Uwe Schulze, Stefan Colawo und Marcel Hildebrandt hatten nichts zu lachen.

Nach einem Keks gab es ein fürchterliches Gebräu aus Boonekamp, Korn, Lebertran, Pfeffer, Salz und anderen Zutaten, und statt Weihwasser eine große Ladung Schlamm auf den Kopf. Und dann ein Vollbad, für das drei hinter den im Schlamm knienden Täuflingen sorgten. Damit nahm dann das Spektakel in der Suhle seinen Lauf und die Dreckschweine ließen es wieder krachen, dass die Spritzer meterweit flogen und die Zuschauer schnell auf Distanz gingen.

Es dauerte seine Zeit, ehe die weiß gekleideten Läufer die den Winter verkörpernden Dreckschweine aus ihrer Suhle getrieben hatten und damit das Ende der kalten Jahreszeit einläuten konnten. Das machte sich auch in der Anzugsordnung der Pfingstburschen bemerkbar. Trugen sie zum Festumzug am Sonntag noch Schwarze Hosen zum weißen Hemd, so erschienen sie am Montag zum Umzug nach der Waldpartie ganz in Weiß. Für flotte Unterhaltung während der Waldpartie sorgten die Kliebigtaler Blasmusikanten.

Fast die gleiche Situation am Brandholz. Dorthin hatten die Ahlsdorfer Pfingstburschen zur Waldpartie eingeladen und natürlich aus wieder jede Menge verrückter Nummern vorbereitet. So luden die "Ludolfs" zu einer Fahrt auf dem Handwagen ein, andere zur Peep-Show in ein Zelt und wieder andere als Rothäute kostümiert zum Bullriding.

Mit dem Schlamm haben die Ahlsdorfer allerdings nichts am Hut. Ihre winterlichen Gesellen springen dafür in den Fischteich. Und auch hier gab es so manchen Peitschenhieb zu verdauen, als die Läufer versuchten, sie aus dem Wasser zu kriegen. Aber das musste sein, denn zum Festumzug mussten alle geduscht, geschniegelt und gebügelt wieder an der Turnhalle sein. Denn da gab es, wie bei allen Treffs der Pfingstburschen, die so genannte Verlesung, der namentliche Aufruf aller Pfingsttänzer. "Wer zu spät kommt, muss eine Geldbuße entrichten", so Amtmann Steffen Bonk. Das sei eigentlich bei allen so üblich, so Bonk, der die Geschäftsgewalt für die Pfingstfeiertage vom ersten Vorstand Carsten Ecke übernommen hatten, ebenso in Hergisdorf, wo sie Jürgen Colawo von Hartmut Kirchner übernahm.

Das ist in Ziegelrode nicht üblich, denn dort behält der 1. Vorsitzender der Pfingstgesellschaft, Marcel Stange, die Fäden in der Hand. Auch die Ziegelröder hatten zur Waldpartie auf die Pfingstwiese eingeladen, und auch hier haben die Pfingstburschen für jede Menge Überraschungen gesorgt. Für die Unterhaltung der Besucher sorgten der Ziegelröder Spielmannszug und die Blaskappelle Mühlhausen.

Die Ziegelröder hatten es sich auch nicht nehmen lassen, den Pfingstburschen in Annarode einen Besuch abzustatten, die ihr 60-jähriges Gründungsjubiläum feiern konnten. Und aus diesem Anlass hatten die Ziegelröder auch ein Fass Bier im Gepäck. Der Vereinsgeburtstag war den Annarödern auch Grund genug, während der Tanzveranstaltung an Sonnabend ein großes Höhenfeuerwerk aufsteigen zu lassen.

Im Unterschied zu den Pfingstgesellschaften im Mansfelder Grund gibt es bei ihnen keine Läufer, allerdings zwei Mitglieder, die mit der langen Peitsche genau so gut umgehen können.