1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Die Christliche Versammlung Eisleben bezieht ihr neues Domizil

Erste Gottesdienste gefeiert Die Christliche Versammlung Eisleben bezieht ihr neues Domizil

Die Christliche Versammlung Eisleben ist in ihren Neubau an der Karl-Fischer-Straße umgezogen. Die Gemeinde hat viele Arbeiten selbst erledigt.

18.04.2021, 08:00

Eisleben

Es fällt sofort auf: das gläserne Kreuz, das in die Wand eingelassen ist. Und es wirkt nach innen und nach außen. Den Passanten auf der Eisleber Karl-Fischer-Straße zeigt es an, dass das Haus gegenüber der Rettungswache offensichtlich einer christlichen Gemeinde gehört. Und drinnen im Saal lässt das durchfallende Tageslicht das Kreuz für die Gläubigen leuchten.

Gründung der Christlichen Versammlung in Eisleben im 19. Jahrhundert

Auch wenn noch letzte Restarbeiten zu erledigen sind, kann die Christliche Versammlung Eisleben ihr neues Gemeindehaus bereits nutzen. „Seit Anfang des Monats feiern wir hier Gottesdienst“, freut sich Vorstandsmitglied Daniel Brust. Der Umzug aus dem bisherigen Gemeindehaus in der Größlerstraße war in der Corona-Zeit noch dringlicher geworden. Denn wegen der Abstandsregeln ging es in dem ohnehin kleineren Domizil noch beengter zu. „Wir mussten die Gemeinde teilen und sonntags zwei Gottesdienste feiern“, sagt Brust. Der Saal im neuen Haus bietet - in normalen Zeiten - 80 bis 100 Menschen Platz. Er kann auch noch vergrößert werden, denn hinter einer beweglichen Wand gibt es noch einen kleinen Raum für bis zu 40 Menschen.

Die Christliche Versammlung steht in der Tradition der evangelischen Brüdergemeinden, die aus einer Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert in England hervorgegangen sind. Weltweit zählt diese freikirchliche Bewegung, deren regionale Gemeinden zum Teil unterschiedliche Namen haben, heute etwa eine Million Mitglieder, in Deutschland sind es mehrere Zehntausend. Die Gemeinden sind selbstständig und agieren als eingetragene Vereine; hauptamtliche Pfarrer und Mitarbeiter sowie einen Dachverband gibt es nicht. In Eisleben wurde die Christliche Versammlung bereits im 19. Jahrhundert gegründet; sie hatte auch zu DDR-Zeiten Bestand, damals organisiert im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden. Heute zählt die Gemeinde circa 100 Mitglieder aus Eisleben und Umgebung, darunter auch aktiver Nachwuchs.

Viel Eigenleistung für das neue Gebäude

Nachdem die Gemeinde in den vergangenen Jahren einen Zulauf erlebt hatte, war die Entscheidung für den Neubau an der Karl-Fischer-Straße gefallen. 2016 begannen die Arbeiten. Wegen der schwierigen Bodenverhältnisse war zunächst eine aufwendige Gründung mit circa 15 Meter langen Betonpfählen erforderlich. Die Fertigstellung war damals für 2018 geplant. „Da waren wir etwas zu optimistisch“, sagt Vorstandsmitglied Christian Sachse. „Alles, was möglich war, haben wir selbst gemacht.“ In der Regel habe sich das Bauteam jeden Samstag zu Arbeitseinsätzen getroffen. Einige handwerklich begabte Mitglieder hätten die anderen angeleitet. Mit dem Rohbau, den Dach- und Fußbodenarbeiten, Türen und Fenstern, Elektro-, Heizungs-, Lüftungs- und Sanitäranlagen sowie dem Außengelände wurden Firmen aus der Region beauftragt.

Auf dem rund 2.000 Quadratmeter großen Grundstück ist ein zum Teil zweigeschossiges Gebäude mit 350 Quadratmetern Grundfläche entstanden. Neben dem Saal mit einer Empore gibt es eine Wohnung, die an ein Ehepaar aus der Gemeinde vermietet ist. Zum einen trage das zur Finanzierung des Projekts bei, so Brust. „Zum anderen merken wir auch schon, dass es gut ist, wenn das Objekt bewohnt ist.“ Geplant hat das Gebäude Stefan Pischel vom Büro Tragwerk in Lychen (Brandenburg). Pischel gehört einer befreundeten Gemeinde an. „Er hat Erfahrung mit Gemeindehäusern“, sagt Brust. Die Baukosten beziffert er mit rund 950.000 Euro. Etwa zwei Drittel hätten Mitglieder und Freunde gespendet. „Wenn das wieder möglich ist, wird es noch eine Einweihung geben“, so Brust. Interessierte Gäste seien jederzeit willkommen. (mz/Jörg Müller)