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Die anrührende Geschichte von Vater und Sohn

Von GUDRUN RIEDEL 01.02.2009, 16:12

EISLEBEN/MZ. - Woher kommt das große Interesse an diesem Film, der seine bundesweite Premiere im November 2008 äußerst erfolgreich in Halle hatte? Sind es die so authentischen von Nähe und Sorge getragenen Vater-Sohn-Geschichten, die wirklichkeitsgetreuen Milieustudien, die schönen aber auch betroffen machenden Bilder über Menschen einer historisch bedeutenden Industrieregion? Wohl alles zusammen macht die reale, nachvollziehbare und nachdenkliche Glaubwürdigkeit dieser Zweier-Beziehung aus.

Das Besondere an einem außergewöhnlichen Film ohne Schauspieler ist: Hauptdarsteller sind Menschen wie du und ich. "Wir kennen ,Helbra', den ersten Film von Marcus Schneider, und nun sind wir gespannt, was der neue Film zu bieten hat", so die Eisleber Philipp Quenzel und Gregor Majewski vor der Filmaufführung im Eisleber Hotel "Graf von Mansfeld", die am Ende mit herzlich dankbarem Beifall bedacht wurde. Beide sprachen danach vor einem guten, humorvollen und erlebnisreichen Film, der viel Menschliches über zwei Mansfelder zu berichten wusste. Für die Eheleute Gohlke aus der Lutherstadt war es ein "schöner Film der humorvoll Ernsthaftes und Überdenkenswertes" aufzeigte.

Der rote Faden des Films ist schnell erzählt: Heinz, der Vater und Fred, der Sohn, wohnen, leben und arbeiten zusammen auf eigenem Grundstück, an einer Schlackenhalde am Fuße des Sturzes der August-Bebel-Hütte, nahe Ahlsdorf. Sie gehen keiner geregelten Arbeiten nach, sondern arbeiten ohne Auftrag nur für sich aus Lust, Liebe und Freude. Ihr Arbeitsplatz ist ein über Jahrzehnte zusammengetragener Schrotthaufen aus alten Baggern, Traktoren, Maschinen und reparierten Fahrzeugen.

Beide lassen Filmemacher und Zuschauer in ihr Sinn erfülltes Alltagsleben schauen. Rhythmisch genau konzipiert beschreibt der Film ihre Existenz und das Aufeinanderangewiesensein vom Aufstehen bis zum ins Bettgehen. Eine Fülle von Details lässt den Zuschauer zudem an ihrer kleinen, märchenhaft anmutenden Welt teilhaben. Diese enthält nichts Aufgesetztes, sondern Natürlichkeit und Verständnis für ihre Art zu leben. Zurecht vergab die bundesdeutsche Filmbewertungsstelle dem Dok-Film das Prädikat "besonders wertvoll".

Regisseur und Drehbuchautor Marco Schneider (38) in Helbra geboren, liebt die "Dickschäddel" und vor allem die kaum nachzuahmende Sprache und die so herzerwärmend erfrischend-erfindungsreichen Wortschöpfungen. So war es ein großer Gewinn, den bekannten Eisleber Mundartsprecher Klaus Foth in den Film als Kommentator zu integrieren, der auch das umfangreiche Manuskript in die verständliche mansfeldische Mundart übersetzte. Foths sprachliche Einmaligkeit an Ausdruck, Stimmklang, Sprachgeschwindigkeit und die so herrlichen Wortfindungen, verleihen dem Film viel Authentizität, Wärme und ein starkes Heimatgefühl.

Wenn das Besucherinteresse unvermindert anhält, davon ist auszugehen, wird es weitere Aufführungen geben.