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Der Kröten-Retter in Seeburg Der Kröten-Retter in Seeburg: Tim Appel bewahrt die Tiere vor dem Unfalltod

Von Daniela Kainz 30.03.2017, 11:00
Hinter dem Krötenzaun sammelt Tim Appel die gestrandeten Tiere ein. Das Hindernis schützt die Kröten, von Autos überfahren zu werden.
Hinter dem Krötenzaun sammelt Tim Appel die gestrandeten Tiere ein. Das Hindernis schützt die Kröten, von Autos überfahren zu werden. Jürgen Lukaschek

Seeburg - Das ist nicht jedermanns Sache, weil eine glitschige und schleimige Angelegenheit: Tim Appel rettet Kröten und anderes Kriechgetier vor dem Unfalltod. Der studierte Naturschutz- und Landschaftspfleger zählt zu den etwa zehn Freiwilligen im Altkreis Mansfelder Land, die den Tieren auf ihrem Weg zu den Laichplätzen sicher über die Straße helfen.

Tim Appel betreut Krötenzaun am Ortsausgang von Seeburg in Richtung Neehausen

Appel überlegte nicht lange, als die Anfrage aus der Kreisverwaltung kam, ob er den 300 Meter langen Krötenzaun in Seeburg betreuen würde. „In der Ökologie hat jedes Wesen seinen Platz.“ Wenn eines fehle, gerate die Nahrungskette durcheinander, erklärt er.

Der 46-Jährige ist nun täglich an der Straße am Ortsausgang von Seeburg in Richtung Neehausen anzutreffen. Er sammelt die Erdkröten ein, die sich vom benachbarten Rollsdorf über den Mühlbach auf den Weg zum Süßen See aufgemacht haben und am Krötenzaun in Eimern aufgefangen werden. Das Hindernis steht aus gutem Grund dort. Bietet es den Tieren doch den notwendigen Schutz, um nicht von Autos oder Motorrädern überfahren zu werden.

Die Erdkröte ist in Mitteleuropa die häufigste Kröte. Die Paarung beginnt Ende März/Anfang April. Wenn es wärmer wird, wandern die Weibchen an die Laichgewässer. Dort treffen sie auf die Männchen. Diese klettern den Weibchen auf den Rücken und lassen sich tragen. Am Laichplatz gibt es meist mehr männliche als weibliche Kröten, darum werden weibliche Kröten von mehreren Männchen bedrängt. Zu den Laichplätzen wandern die Kröten oft eine Strecke von 500 bis 1.500 Meter, manchmal bis zu drei Kilometer. Im Altkreis Mansfelder Land wurden dieses Jahr zehn Krötenzäune aufgestellt - zwischen 100 und 600 Meter lang.

Appels Aufgabe besteht darin, die hinter dem Zaun gestrandeten Tiere einzusammeln und sie die letzten Meter bis zum Süßen See zu bringen. Bevor es losgeht, streift er sich rechts noch einen Handschuh über. Die Kröten, mitunter aber auch Teichmolche oder Grünfrösche, sollen ihm nicht durch die Finger rutschen.

Etwa 20 Minuten dauert die tierische Sammelaktion in der Regel. Dann ist es geschafft. Appel schätzt, dass er maximal noch drei Wochen jeden Tag am Krötenzaun nach dem Rechten sehen muss: „Danach wird wohl die Wanderzeit der Tiere zu ihrem Laichgewässer beendet sein.“

400 Kröten hat Tim Appel 2016 eingesammelt und gerettet

Die Zahl der Kröten, die jeden Tag über die Straße gebracht werden, fällt recht unterschiedlich aus. „Mal sind es nur drei. Aber ich habe auch schon 75 in einem Eimer gehabt“, so Appel. Da kommt ganz schön was zusammen. Im vergangenen Jahr trug er etwa 400 Kröten ans sichere Ufer.

Bei dieser Gelegenheit wiederholt sich oft ein- und dasselbe Naturschauspiel. Die Männchen lassen sich von den Weibchen huckepack mitnehmen. „Manchmal sitzen gleich bis zu drei Männchen auf einem Weibchen“, sagt Appel.

Weshalb mal mehr und mal weniger Tiere in seinem Eimer landen, kann der Kröten-Retter schnell erklären. Das hängt von den Temperaturen ab. „Bei Nachtfrost werden die Tiere faul.“ Acht Grad in der Dunkelheit seien dagegen ideal für ihre Wanderschaft. Weil es in den nächsten Tagen deutlich wärmer werden soll, rechnet Appel mit einem explosionsartigen Anstieg. Er wird wohl viel zu tun bekommen. Nicht nur wochentags sammelt Appel die Kröten ein, auch am Wochenende ist er vor Ort. Er erhält dann tatkräftige Unterstützung von seiner Tochter Tabea. Der 21-jährigen Studentin liegt die Krötenrettung auch am Herzen. (mz)

Am Zaun werden die Tiere in Eimern aufgefangen.
Am Zaun werden die Tiere in Eimern aufgefangen.
Jürgen Lukaschek
Die Krötenmännchen lassen sich gern von Weibchen huckepack nehmen.
Die Krötenmännchen lassen sich gern von Weibchen huckepack nehmen.
Jürgen Lukaschek