Große Bestürzung Anschlag Halle Saale: Synagogenverein Eisleben kritisiert Polizei

Eisleben - Große Bestürzung über den Anschlag in Halle herrscht am Tag danach auch beim Synagogenverein in Eisleben. „Es ist fürchterlich, was dort passiert ist und moralisch verwerflich“, sagt Rüdiger Seidel, Vorsitzender des Synagogenvereins.
Der jüdischen Gemeinde in Halle und dessen Vorsteher Max Privorozki habe Seidel in einem Schreiben seine Gedanken und sein Mitgefühl ausgedrückt. Gleichzeitig kritisiert er, dass an Yom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, die Synagoge in Halle nicht durch entsprechende Polizeimaßnahmen geschützt war.
Ehemalige Synagoge Eisleben wurde mehrfach angegriffen
Sich als Reaktion auf die Ereignisse künftig aber abzuschotten oder gar zu verschanzen, halte Seidel für falsch. „Wir müssen offensiv leben und hoffen, dass der Rechtsruck in unserer Gesellschaft irgendwann aufhört.“
Die ehemalige Synagoge in Eisleben war in der Vergangenheit selbst Zielobjekt von Anschlägen geworden: 2015 nagelten Unbekannte ein Schweineohr an die Tür, in den Jahren zuvor wurde das Gebäude mit Hakenkreuzen und anderen Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen beschmiert.
Gemeinsam mit der Evangelischen Kirchengemeinde wird der Eisleber Synagogenverein am Freitagabend einen Gedenkmarsch von der Petrikirche zur ehemaligen Synagoge in Eisleben durchführen und dort Kerzen entzünden. Zuvor wird um 18 Uhr ein Friedensgebet in der Petrikirche abgehalten. Auch Eislebens Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD) wird daran teilnehmen. (mz)