Gebete und Trompete Dirk Sterzik ist der neue Pfarrer in der Gemeinde Brücken-Hackpfüffel

Brücken-Hackpfüffel - Was macht ein Pfarrer, der keine Gottesdienste geben kann? Er spielt Trompete. Zumindest, wenn er Dirk Sterzik heißt. Bereits im ersten Lockdown im Frühjahr des letzten Jahres habe er damit gehadert, dass er sonst nur zu Hause sitze, sagt der neue Pfarrer der Gemeinde Brücken-Hackpfüffel.
„Ich hatte damals auch eine halbe Schul-Pfarrstelle. Man ging nicht in die Schule, man hatte keine Gottesdienste, man konnte keine Besuche machen. Bevor ich hier zu Hause sitze und den Kopf gegen die Wand schlage, habe ich mir dann eben solche Sachen ausgedacht“, erläutert Sterzik. Das Trompetenspiel ersetze quasi die Besuche. „Wenn jemand etwa Geburtstag hat, gehe ich hin, klingele und rufe über den Gartenzaun meine Glückwünsche und frage, ob ich musikalisch einen kleinen Gruß geben kann.
Dirk Sterzik ist der neue Pfarrer in der Gemeinde Brücken-Hackpfüffel
So komme ich durch die Dörfer und lerne dabei auch die Menschen kennen“, so Sterzik. Wenn er beispielsweise an einem Sonntag in Brücken spiele, habe er manchmal bis zu sechs verschiedene Orte, an denen er Trompete spielt. „Da kommen dann von überall die Leute her, da erreiche ich 50 bis 60 Menschen. Die sind auch richtig dankbar dafür“, erzählt Sterzik.
Seit dem 1. September 2020 ist der 56-Jährige der neue Pfarrer in der Gemeinde Brücken-Hackpfüffel. Viele Gottesdienste konnte er aufgrund der Corona-Pandemie aber noch nicht leiten. „Wir haben schon zu Weihnachten die Notbremse gezogen und bis Mitte März keine Gottesdienste stattfinden lassen“, sagt Sterzik. „Wir haben erst am letzten Sonntag vorsichtig wieder damit begonnen, Gottesdienste in den großen Kirchen, wo man mit genügend Abstand sitzen kann, abzuhalten.“ Die Menschen seien sehr vorsichtig. „Es kommen auch einige nicht, das merkt man deutlich“, sagt Sterzik. Bei den Gottesdiensten müssten die Anwesenden eine Schutzmaske tragen. Zudem sei kein Gesang erlaubt und der Gottesdienst auf 30 Minuten beschränkt. „Ich spiele trotzdem einen Choral auf der Orgel, um dem Ganzen auch einen musikalischen Rahmen zu geben“, so der Pfarrer.
Gottesdienste für Ostern geplant
Für Ostern habe man ebenfalls bereits Gottesdienste geplant. „Aber wir haben das Programm jetzt schon gestutzt. Es gab in der Vergangenheit hier immer einen Ostermorgen früh um 6 Uhr mit Frühstück. Das geht zurzeit natürlich alles nicht.“ Der Gottesdienst zu Ostern werde, wenn überhaupt, maximal eine halbe Stunde dauern. Im Falle eines erneuten Lockdowns könne aber jederzeit wieder die Notbremse gezogen werden, sagt der Pfarrer.
Beruflich hat Sterzik bereits einiges erlebt. Auf der einen Seite habe er als Gemeindepfarrer gearbeitet, auf der anderen Seite als Gefängnisseelsorger. „Dann bin ich in Erfurt Jugendpfarrer gewesen und zuletzt war ich Militärseelsorger. Das sind alles spannende Geschichten und sehr abwechslungsreiche.“ Der Pfarrberuf mache ihm viel Spaß. „Er erfüllt mich so sehr, dass ich jeden Tag mit Freude angehe“, sagt Sterzik. Der Kontakt mit den Gemeindemitgliedern sei ihm dabei besonders wichtig. Ursprünglich hätte er sich damals beinahe für ein Baustudium entschieden.
Pfarrberuf statt Baustudium
In Weimar habe er bereits sogar einen Studienplatz gehabt. „Als das immer näher kam, habe ich dann Beklemmungen bekommen und bin dann abgesprungen, da ich eher mit Menschen arbeiten wollte“, so Sterzik. Daraufhin habe er sich entschieden, Pfarrer zu werden. Zu der Pfarrstelle in Brücken-Hackpfüffel kam er ebenfalls über Umwege: „Ich hatte mich auf die Entlastungsstelle Sömmerda beworben. Da ich nördlich von Erfurt wohne, dachte ich, da hast du dann weniger Fahrten. Als ich dann die Stelle angetreten bin, hieß es dann: In Brücken-Hackpfüffel geht gerade unerwarteterweise die Pfarrerin. Und das war dann meine neue Marschrichtung.“
Zu seinem Aufgabenbereich gehöre unter anderem auch die Organisation des Kultursommers. „Wir arbeiten daran, 18 Konzerte anzubieten mit dem Ziel, Künstlern Auftritte zu ermöglichen, die gerade durch die Pandemie finanziell abgeschnitten sind. Dazu steht ein Budget zur Verfügung, damit wir hoffentlich irgendwann in diesem Sommer die Konzerte stattfinden lassen können, um den Künstlern und den Gemeinden zu helfen“, so Sterzik. (mz)