Zwischen Ossekop und Spinnekopje
Dessau/MZ. - Gezeigt werden niederländische Fliesen aus zwei Privatsammlungen und dem Couvenmuseum Aachen. Den Anlass nutzte Peter P. van Wulfften Palthe, Botschafter des Königreichs der Niederlande, zu einem Antrittsbesuch. Schließlich seien Fliesen Teil der niederländischen Identität.
Und wo wäre dieser Teil besser aufgehoben als an diesem Ort, der Nischwitz hieß, bevor ihn Johann Georg II. von Anhalt-Dessau seiner Frau Henriette Catharina von Oranien zum Geschenk machte. Die Fliesen, beinah ausnahmslos Einzelstücke aus dem 16. bis 19. Jahrhundert, korrespondieren zudem bestens mit dem Sommerspeisesaal, wo die Welten im Quadrat ihr beschauliches Universum bilden.
Besonderer Fliesentisch
Zur Ausstellung zeigt die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz auch einen restaurierten Fliesentisch, dessen Tischplatte aus niederländischen Fliesen (um 1730 bis 1740) besteht. Als Besonderheit gelten die Tischbeine, welche sich nebst Zwischenstücken aus chinesischen Vasen und Koppchen der Ming-Periode zusammensetzen.
"Bei der Fliesenkeramik, die unter spanischem Einfluss seit Beginn des 16. Jahrhunderts in Europa auftritt, handelt es sich meist um Fliesen aus Fayence", schreibt Belinda Petri, Kuratorin der Ausstellung, die zuvor in Aachen zu sehen war, im Katalog. Da ist zu lesen vom "Goldenen Zeitalter", vom Ton- und Glasurbrand, oder von der Chinamode, der monochromen Dekoration in Blau auf Weiß. Maureske oder Burgundische Lilie, Ochsenkopf oder Spinnenköpfe: die zeitliche Einordnung könne meist nur anhand der Eckmotive erfolgen.
Dekoratives Ganzes
"Ein geöffnetes Bilderbuch im eigenen Haus", nannte Petri die Fliesen, die im Barock Teil eines dekorativen Ganzen waren. Die losen Seiten, die nach dem Brandschwund 13 mal 13 Zentimeter messen, sind nun nach Motiven sortiert: Blumen, Ornamente, Tiere, Kinderspiele, Soldaten, Seefahrt, Landschaft, Bibel und Mythologie. Und vielleicht ist der Bischof das Schwein.
Einige Vorlagen der Vorzeichnungen sind ausgemacht. Im Katalog führt Ulrike Hartmann etwa das Fabelbuch von Marcus Gheeraerts an. Die Illustration mit dem Schwein wurde auch als Vorlage für ein Pamphlet genutzt. Hier gilt Erzbischof Christoph Bernhard von Galen, Bischof von Münster, als das unreine Tier. Im Ganzen ist die Ausstellung jedoch vor allem reizend, ob nun Kinder auf Steckenpferden reiten, Musketiere Musketen tragen oder der Kopf des Johannes serviert wird - bis zum 18. Oktober kann man all dies im Schloss Oranienbaum betrachten.