Zwischen den Meisterhäusern Zwischen den Meisterhäusern: Kurt-Weill-Gesellschaft feiert Sommerfest

Dessau/MZ - Das ältere Ehepaar ist eigens aus Magdeburg angereist, nun sitzt es unter einem Zeltdach im Garten zwischen den Meisterhäusern Feininger (alt) und Moholy-Nagy (neu) und staunt über eine Personalie: Katharina Thalbach wird 2015 zum Kurt-Weill-Fest erwartet. Besonders die Frau ist hin und weg. Sie habe Thalbach vor Jahren mal in Magdeburg erlebt - und schwärmt noch immer.
Sag’s mit Blumen
Es ist Donnerstagabend, die Kurt-Weill-Gesellschaft Dessau hat zum traditionellen Sommerfest geladen - und etwa 200 Gäste sind der Einladung gefolgt. Nachdem meteorologischen Reinfall im vorigen Jahr, als Sturm und Regen eine unheilige Allianz eingegangen waren, was die Besucher aus dem Garten in die Meisterhäuser trieb, stimmt an diesem 19. Juni alles - obschon es gern ein bisschen wärmer sein dürfte. 2013 steckte auch das Diana-Labrenz-Quartett im Stau auf der A 9.
Diesmal sind sie da und spielen pünktlich um 19.30 Uhr den ersten Titel. Zu diesem Zeitpunkt sollten die Reden schon gehalten sein, doch es geht auf 20 Uhr zu, als Thomas Markworth die Bühne betritt. Der Präsident der Weill-Gesellschaft verteilt Blumen. Einen Strauß erhält Dessaus scheidender Oberbürgermeister Klemens Koschig mit der Bitte, der Kurt-Weill-Gesellschaft weiter treu zu bleiben.
Später am Abend führt Markworth eine ziemlich große Gruppe der Sommerfestgäste durchs neue Haus Moholy-Nagy. Auch die Magdeburger, Mitglieder der Weill-Gesellschaft, sind mit von der Partie und erfahren, dass bei den Planungen des Hauses, in das sich das Weill-Zentrum ausdehnen wird, offenbar nicht immer alles nach Plan gelaufen ist.
Aus einem in Aussicht gestellten Konzertraum im Souterrain werde nun ein Mediazentrum. Allenfalls experimentelle Musikveranstaltungen könnten in dem unten verschachtelten, aber nach oben praktisch bis unters Dach offenen Raum realisiert werden. Markworth scheint das inzwischen gelassen zu nehmen, zumindest ist sein Vortrag im Keller überaus launig.
Komponist trifft Dichter
Gut gelaunt ist vor dem spontanen Rundgang auch der Intendant des Weill-Festes vor die Gästeschar im Garten getreten, um einen Ausblick auf die 22. Auflage des von vielen Partnern und Förderern mitgetragenen Musikfestivals zu geben. Nach dem Städtedreisprung von 2011 bis 2013 wird also der 2014 mit „Weill und die Medien“ begonnene thematische Zyklus fortgesetzt. Das Motto 2015 lautet „Vom Lied zum Song“. Die Erinnerung an Weills Leistung auf diesem Gebiet wird dabei verschränkt mit dem literarischen Schaffen eines anderen bekannten Dessauers - Wilhelm Müller nämlich, Schöpfer u. a. der Gedichtzyklen „Die schöne Müllerin“ und „Winterreise“.
Was die Stars des kommenden Festivals betrifft, so darf man sich nicht nur auf Schauspielerin Thalbach freuen, die im Film schon Preußenkönig Friedrich II. und auf der Theaterbühne die Betty aus der Dreigroschenoper am Berliner Ensemble gespielt hat. Auch die Musical-Darstellerin Ute Lemper, die international u. a. für ihre Weill-Programme gefeiert wird, kommt. Zu erleben ist sie zweimal: am Theater Magdeburg, das erstmals mit dem Kurt-Weill-Fest kooperiert, und im Anhaltischen Theater Dessau.
Noch mehr Möglichkeiten zur Begegnung gibt es mit Cornelia Froboess. Als Sängerin von Liedern wie „Zwei kleine Italiener“ ist sie manchem in Erinnerung. Vielen bekannt sein dürfte sie als Charakterdarstellerin auf deutschen Bühnen. 2015 ist Froboess Artist-in-Residence des 22. Weill-Festes. Präsentieren wird sie vier facettenreiche musikalisch-literarische Programme (siehe „Von Brecht bis BBC“). Facettenreich war übrigens auch das Sommerfest am Donnerstag. Die letzten Gäste sind dem Vernehmen nach erst gegen 1 Uhr nachts gegangen.

