"ZDF@Bauhaus" "ZDF@Bauhaus": Lobby-Arbeit für Kult-Reihe in Dessau

Dessau/MZ - Die Stühle von Breuer. Die Lampe von Wagenfeld. Das Haus von Gropius. Geht mehr Bauhaus? Geht mehr Botschaft? „Das Bauhaus ist der Rahmen für Musik pur“, sagt Volker Weicker. Der Regisseur setzt „Wetten, dass...“ und „Günther Jauch“ ins Bild - und seit 60 Folgen nun „ZDF@Bauhaus“.
Im Januar 2011 hatte die kleine, aber feine Live-Musik-Reihe ihre Premiere im Welterbe. Bosse machte den Anfang. Milow folgte, Gentleman, Dick Brave, Silbermond, Clueso, Silly, Revolverheld, Casper, Tim Bendzko. Es gibt kaum einen deutschen Künstler, der noch nicht auf der historischen Bühne gestanden hatte. „Die Reihe ist fest verankert in der Musikszene. Es ist ein Highlight. Es macht Laune“, sagt Weicker, der bei allen „ZDF@Bauhaus“-Folgen selbst am Regiepult saß und diese Woche Roger Cicero, Flo Mega, Passenger und Annett Louisan sah und hörte. Louisan war Konzert Nummer 60 - und Anlass für eine kleine Feier.
ZDFKultur ist ein Fernsehkanal des ZDF und Teil des digitalen Fernsehprogramm-Angebots. ZDFKultur ersetzte am 7. Mai 2011 den ZDFTheaterkanal und sendet seither ganztägig ein Programm, das sich an die Zielgruppe der 20- bis 40-Jährigen richtet. Derzeit ist ZDFkultur allerdings nur noch ein Abspielkanal von alten Sendungen.
Am Montag, 2. Juni, 23.20 Uhr, ist ZDF@Bauhaus zu sehen: Gezeigt wird dann das Konzert mit Silbermond.
Ringen um die Zukunft
Die Feier war bewusst organisiert. ZDFKultur, der bisherige Heimatsender von ZDF@Bauhaus, ist ein Auslaufmodell und zu einer reinen Abspielstation verkommen. Die Einladung nach Dessau war deshalb auch ein Stück Lobby-Arbeit für die Zukunft der Live-Musik-Reihe aus dem Welterbe.
„Das ZDF ist eine Anstalt der Länder. Wichtig, ist, dass das ZDF auch in den Ländern präsent ist“, sagte Rainer Robra, Chef der Staatskanzlei in Magdeburg - und Mitglied im ZDF-Fernsehrat und im Programmbeirat von Arte Deutschland. In der Diskussion um ZDFKultur hatte Robra die Sorge beschlichen, die Dessauer Reihe „ZDF@Bauhaus“ könnte verloren gehen. „ZDF@Bauhaus ist eine Erfolgsgeschichte. Ich hoffe, dass die Sendung in der erweiterten Familie eine Zukunft hat.“
Unterstützt in seinem Werben wurde Robra von Kultusminister Stephan Dorgerloh. „Die Reihe erzählt das Bauhaus auf sehr lebendige Art weiter“, sagt Dorgerloh, der auch Stiftungsratschef des Bauhauses ist. „ZDF@Bauhaus“ sei längst kein Geheimtipp mehr. Kerstin Bittner, stellvertretende Bauhausdirektorin, bestätigte das. „Wir sind nicht nur ein Museum. Die Konzerte sind eine willkommene Zutat. Wir öffnen uns damit für andere Zielgruppen.“ Eintrittskarten sind nur schwer zu bekommen.
Konkrete Zusagen aber gab es am Mittwoch nicht. Obwohl mit Gottfried Langenstein, Chef von 3sat, Arte und ZDFKultur, und 3sat-Koordinatorin Dinesh Chenchanna zwei prominente Entscheider extra nach Dessau gekommen waren. Beide blieben zurückhaltend.
Langenstein lobte die „Avantgarde-Funktion“ des Bauhauses und die besondere Stimmung in dem Haus selbst. „Es war für uns Anlass zu sagen, da müssen wir wieder hin.“ 60 einstündige Sendungen, mehr als 25 Tage Material und viele, viele positive Reaktionen sind das Ergebnis. Aber: „Wir müssen das neue Format in die neue Senderumgebung einpassen“, sagte 3sat-Koordinatorin Chenchanna. Die richtige Stelle ist noch nicht gefunden. Hatte „ZDF@Bauhaus“ bei ZDFKultur am Montag 21 Uhr einen festen Sendeplatz, fehlt dieser bei 3sat. Die Konzerte liefen dort bislang nie vor 1 Uhr nachts. „Wir sind am Ausprobieren, am Testen“, sagt Chenchanna - und beruhigt: „Wir sind eine Kultur-Plattform, die Experimente zulässt.“ Man überlege, zwei, drei Konzerte im Block zu senden. „Wir brauchen etwas Zeit. Das Gute ist, dass wir die bei 3sat auch haben.“
Allen Beteuerungen zum Trotz stellt sich allerdings auch 3sat die Kosten-Nutzen-Frage - und damit die Quotendiskussion. „Wichtig ist, mit bestimmten Angeboten die Gruppen zu erreichen, die man erreichen will“, wollte Robra die Einschaltquote nicht in den Vordergrund stellen. Langenstein machte darauf aufmerksam, dass die Intention bei „ZDF@Bauhaus“ eh eine andere sein müsse. Es müsse darum gehen, im Internet eine Community aufzubauen, die Live-Mitschnitte teilbar zu machen. Denn die Zielgruppe von ZDF@Bauhaus wartet nicht, bis das Konzert ihrer Lieblingsband irgendwann nachts über den Fernseher flimmert. Die wollen die Aufzeichnung sehen, wenn Zeit dafür ist. „Wir“, gab Langenstein zu, „brauchen eine Verbreitungsstrategie.“
Oberbürgermeister zuversichtlich
Dessau-Roßlaus Stadtoberhaupt Mittwoch jedenfalls verbreitete Zuversicht. „Als Oberbürgermeister könnte ich mir keinen besseren Ort für ein solches Format vorstellen“, sagte Koschig. „Ich freue mich auf die nächsten 60 Konzerte.“
