Wie sich die Rede wendet
Dessau/MZ. - Was man nicht alles so sagt, und was es besagt, so man das, was man alles so sagt, beim Wort nimmt, wird derzeit genüsslich im Dessauer Puppentheater zubereitet. "Wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen" heißt die erste Koproduktion der Puppentheater Dessau und Magdeburg, die am Sonntagnachmittag Premiere feierte. Regisseurin Melanie Sowa hat das beinah gleichnamige Bilderbuch von Kathrin Schärer, "Wenn Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen", für die Bühne bearbeitet.
Man sagt es halt so. Warum die Möhre krumm sei, wisse der Geier. Der verbrannte Kuchen sei für die Katz. Dennoch freuen sich Helga und Hartmut, Hasenmama und Hasenpapa, endlich einmal auszugehen, auch ohne Kuchen für die Gastgeber. Schließlich wohne man dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Den drei Sprüchen im trauten Hasenheim folgen drei märchenhafte Stationen.
Denn allein gelassen, nimmt das Hasenkind die Eltern beim Wort: Es bringt der Katze, die keinen verbrannten Kuchen mag, den verbrannten Kuchen; stellt dem Geier, der keine Antwort weiß, die Möhrenfrage; wünscht dem Fuchs eine gute Nacht, was problematisch ist, weil dieser, wie im Vorspiel ausgiebig gierig ausgeführt, großen Hunger leidet und nur auf einen Leckerbissen wartet. Dennoch erzählt der vermeintlich schlaue Fuchs dem Hasenkind eine Gute-Nacht-Geschichte und schläft, wie es Erzählern solcher Geschichten zuweilen ergeht, vor dem Hasenkind, was ein Happy End zur Folge hat.
Das Lehrstück über die leeren Worte wird im Dessauer Puppentheater ebenso illuster wie zügig erzählt. Man riecht allzeit den Hasenbraten. So bleibt der Spannungsbogen gespannt. Dabei trifft, schließlich geht es um eine Gute-Nacht-Geschichte, kuschelweiche Plüschtierromantik auf makabere Delikatessen. Die Katze ist eine nette Zicke - so ein langhaariges Rassetier ganz in Weiß - und gehört, wie der köstlich schräge Vogel und die kauzige Hasenfamilie zur lauschigen Gattung der Plüschtiere. Nur im Fuchsfell steckt ein Mensch, was recht natürlich scheint.
Die Bühne ist schlicht und beschaulich und dabei wandelbar. Wie von Station zu Station die Früchte des Feldes wachsen, wie sie so wohl proportioniert sind, das hält malerisch Maß. Drei Ebenen werden, ohne Haken zu schlagen, bespielt. Für die Katz ist dabei nichts. Auch wenn sie's tun, sagen sich Fuchs und Hase hier keineswegs gute Nacht, weil die Geschichte so lebendig, so pfiffig, so beschaulich ist. Und die Moral? Höre nicht, was dir die Eltern sagen, nicht wörtlich, oder nicht wirklich. Weiß der Geier. Aber wann? Und dann hat man doch noch was zu knabbern. Zum Kuckuck.
Eine Familienvorstellung gibt es am Sonnabend dieser Woche, 11 Uhr, im Dessauer Puppentheater (Karten an den Theaterkassen, Telefon 0340 / 2 51 13 33). Zudem gastiert die Inszenierung Dienstag und Mittwoch, jeweils 9 und 10.15 Uhr, im Studio des Bernburger Theaters.