Für mehr Freude im Leid Wie Corona die Arbeit des Jugendhospizdienstes „Lila Wolke“ in Dessau durcheinandergewirbelt hat

Dessau - Begeistert sitzt Jel auf seinem Fahrrad, neben ihm seine Mutti Patricia Bielke. Alles bereit für den ersten gemeinsamen Ausflug!
Das Therapiefahrrad ist ein Geschenk des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes „Lila Wolke“, finanziert aus Spendengeldern der Aktion „Biker mit Herz“ im vorigen Jahr. Für Jel und seine Mutti konnte damit ein großer Wunsch erfüllt werden. Auch Annett Simroth freut sich darüber sehr. „Es war ein sehr schönes Ereignis“, sagt die Koordinatorin der ehrenamtlichen Familienbegleiter des Hospizdienstes über die Übergabe.
Gegründet im Oktober vorigen Jahres hat der ambulante Hospizdienst vor einem halben seine Arbeit aufgenommen
Überhaupt habe man dank der durch die Biker gesammelten Spenden von insgesamt 44.000 Euro schon vielen Familien ein bisschen Freude bringen können, sagt Simroth. Wie zum Beispiel einer Familie mit schwerstkranken Zwillingen in Zerbst, die ein Holzhaus für den Garten mit behindertengerechten Spielmöglichkeiten bekommen haben.
Gegründet im Oktober vorigen Jahres hat der ambulante Hospizdienst vor einem halben seine Arbeit aufgenommen. Er gehört zur Anhaltischen Hospiz- und Palliativgesellschaft, die auch das Hospiz für Erwachsene betreibt. Derzeit drücken Annett Simroth Sorgen. „Wir bekommen keine neuen Anfragen von Familien, die unsere Hilfe brauchen würden“, so die Koordinatorin. Durch die Coronasituation hätten sich die Menschen zurückgezogen. Auch könnten sie die Familien nicht so unterstützen wie sie es gerne machen würden. Die Geschwisterarbeit zum Beispiel sei wegen der Kontaktbeschränkungen kaum möglich.

15 ausgebildete Familienbegleiter stehen dem ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst derzeit zur Verfügung
15 ausgebildete Familienbegleiter stehen dem ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst derzeit zur Verfügung. Sie begleiten aktuell vier Familien, die lebensverkürzend erkrankte Kinder haben. „Das ist immer eine individuelle Hilfe nach den Bedürfnissen der Familien“, erklärt Simroth. Das könne die Betreuung des kranken Kindes ebenso sein wie die Beschäftigung mit den Geschwisterkindern oder die psychosoziale Betreuung der Eltern.
Immer zwei Ehrenamtliche kümmern sich um eine Familie, wobei die Begleitung oft über mehrere Jahre geht. Es sei also eine sehr intensive Arbeit, so dass „wir weitere Ehrenamtliche brauchen“, sagt Annett Simroth. Zu den Aufgaben des Kinder- und Jugendhospizdienstes gehört auch die Trauerbegleitung von Kindern, die ihre Eltern verloren haben oder wo ein Elternteil lebensbedrohlich erkrankt ist.
Im Erdgeschoss des Mutterhauses der Anhaltischen Diakonissenanstalt werden Räumlichkeiten hergerichtet
„Aber auch das ruht wegen Corona“, bedauert Simroth. Damit die Arbeit nach der Pandemie mit voller Kraft aufgenommen werden kann, möchte die Koordinatorin noch in diesem Jahr einen neuen Ausbildungskurs für Ehrenamtliche starten. Der 100 Stunden umfassende Kurs soll in Präsenz stattfinden. „Ich hoffe, dass das in der zweiten Jahreshälfte möglich ist“, sagt Annett Simroth. Wer interessiert ist, könne sich bei ihr melden. Auch Fragen beantwortet sie gerne.
Eine Adresse hat der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst noch nicht. Das wird sich aber in Kürze ändern. Im Erdgeschoss des Mutterhauses der Anhaltischen Diakonissenanstalt werden Räumlichkeiten hergerichtet, die das Domizil des Dienstes werden sollen. Die Eröffnung ist zum 1. Juni geplant. „Wir wollen den Familien hier einen Anlaufpunkt bieten, wo sie sich treffen können, wo es gemeinsame Feste und Aktionen gibt, wo sie einen Ort der Ruhe finden“, erklärt Annett Simroth. „Dann wissen die Menschen, wo sie uns finden“, ist sie froh über diesen nächsten Schritt. Die lila Wolken hat sie schon in die Fenster geklebt. (mz)
Kontakt: Annett Simroth, Tel. 0152/08926193 oder E-Mail an: [email protected].