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Widerstand Widerstand: Bürger protestieren gegen Windanlagen

Von Heiko Wigrim 26.03.2002, 17:55

Elsnigk/MZ. - Investoren und Genehmigungsbehörde sollten sich warm anziehen. Ein Proteststurm gegen die zwischen Osternienburg und Köthen geplanten 23 Windkraftanlagen im "Windpark Köthen" weht ihnen entgegen. Am Montagabend fand in der Elsnigker Sportgaststätte am See eine Informationsveranstaltung statt, auf der der Widerstand gegen das Vorhaben organisiert wurde. Eine Bürgerinitiative soll ins Leben gerufen werden.

Eingeladen zur Informationsveranstaltung hatte das Verwaltungsamt der Verwaltungsgemeinschaft Osternienburg. Weit mehr als 100 Bürger aus den betroffenen Gemeinden - Osternienburg, Würflau, Elsnigk, Sibbesdorf, Pißdorf und Porst - waren gekommen. Und keiner war unter ihnen, der an dem Vorhaben auch nur einen positiven Aspekt erkennen konnte.

Wolfgang Hemmerling, Leiter des Verwaltungsamtes, moderierte die Informationsveranstaltung und erläuterte zu Beginn den aktuellen Sachstand. Demnach seien die betroffenen Kommunen von dem jetzt geplanten Ausmaß überrascht. "Es lagen bislang nur drei Einzelanträge für Anlagen in Elsnigk, Osternienburg und Köthen vor. Doch nun wurden uns elf weitere Anlagen in das Gebiet hineingeplant."

"Ich bin dagegen, dass wir hier die 23 Windkraftanlagen her bekommen", sagte auch Osternienburgs Bürgermeister Gerd-Peter Bartosch. Er kündigte an, dass auch der Osternienburger Gemeinderat den Protest gegen die Anlagen "tatkräftig unterstützen" will. Nach Bartoschs Worten haben die Gemeinderäte von Osternienburg und Elsnigk zu jeweils drei Windkraftanlagen auf ihrer Gemarkung das Einverständnis erklärt. Vier seien auf Köthener Gemarkung hinzugekommen. Diese Situation bekräftigte auch der Elsnigker Bürgermeister Harald Swillus. Aufgrund der gesetzlichen Lage könnten die Gemeinden die Aufstellung der Windkrafträder auf den vom Land ausgewiesenen Windeignungsflächen nicht grundsätzlich verhindern. "So hatten wir nur die Wahl, uns zwischen Pest und Cholera zu entscheiden." Also hätten sich die Gemeinden Osternienburg und Elsnigk zu einzelnen Anlagen bekannt, "nicht aber gleich zu 23". Planungsrechtliche Probleme für die Zulassung der Windkraftanlagen sah auch Werner Georges, Planer bei der Stadt Köthen. "Ich habe den persönlichen Wunsch, dass die Windkraftanlagen in einem solch dicht besiedelten Raum nicht zugelassen werden", meinte Georges. Er schloss nicht aus, dass dennoch einige Anlagen vom Regierungspräsidium genehmigt werden.

Der Osternienburger Jens Fricke stellte den Anwesenden seine Bedenken gegen den "Windpark Köthen" dar. So gebe es akute Gesundheitsgefahren - beispielsweise durch die Lärmbelästigung. Periodischer Schattenwurf und Disko-Effekt seien weitere Gründe gegen die Anlagen. "Und es gibt sicherheitstechnische Bedenken", sagte Fricke. Beispielsweise Eisanhaftungen im Winter bei Ruhe der Rotoren. "Die Energie der Rotoren bewirkt, dass sie Eiszapfen mehrere hundert Meter weit katapultieren." Zudem sinke der Wert der Grundstücke in Sichtweite der Anlagen. Und auch der Naturschutz leide - Rotoren seien eine Gefahr für Vögel, Boden werde durch die Anlagen versiegelt, das Landschaftsbild beeinträchtigt.

Die Teilnehmer der Info-Veranstaltung wurden darauf hingewiesen, dass sie ihre Bedenken individuell und schriftlich geltend machen müssen, damit sie Beachtung finden. Noch liegen die Unterlagen zur Einsichtnahme in den Verwaltungen aus. Als Vorbereitung zur Gründung einer Bürgerinitiative erklärten sich aus jeder betroffenen Kommune Bürger bereit, als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen.