Wenn leibliche Eltern überfordert sind Wenn leibliche Eltern überfordert sind: Gute Pflegeeltern gesucht
Bernburg/MZ. - 53 Kinder aus dem Landkreis Bernburg leben zurzeit in Pflegefamilien. Von ihnen haben 44 in 35 Familien innerhalb des Kreises ein neues Zuhause gefunden. Das Verhältnis hält sich inzwischen fast die Waage mit jenen Kindern, die in Heimen untergebracht sind. Landesweit leben über 2 000 Kinder in mehr als 1 300 Pflegefamilien.
Geeignete Pflegefamilien, in denen das Kind in eine bestehende soziale Einheit hinein wachsen kann, werden immer gesucht. Sie helfen indirekt, die Kosten für die wesentlich aufwendigere Heimunterbringung zu senken, die Anfang der 90er Jahre noch dominiert hat. Dabei geht es in der Regel in beiden Fällen darum, dass Kinder zu ihrem eigenen Schutz von den leiblichen Eltern auf Zeit getrennt werden, weil ihre Entwicklung ansonsten gefährdet ist.
Wer sich um eine Pflegeelternschaft bewirbt, muss beim Jugendamt des Landkreises die Entwicklung der eigenen Familie und den Grund für die Bewerbung darlegen. Die Behörde verlangt Einblick in die wirtschaftlichen Verhältnisse. Ein polizeiliches Führungszeugnis und ein Gesundheitszeugnis mit neurologischem Gutachten werden ebenfalls gefordert.
Ziel ist es, dem Kind in der Pflegefamilie einen geordneten Tagesablauf zu ermöglichen - vom Frühstück über regelmäßige Schulbesuche bis zu gemeinsamen Unternehmungen in der Freizeit. "Wichtig ist, dass auch der Kontakt zur Ursprungsfamilie zugelassen wird", erläutert Jugendamtsleiterin Christel Wenzel. In vielen Fällen ist bei diesen Treffen eine Sozialarbeiterin des Amtes dabei. Kontakte sind aber auch durch Briefe oder Telefonate möglich. Die Einzelheiten werden in dem individuellen Jugendhilfeplan fest gelegt.
"Pflegefamilien müssen zusehen, dass sie auch ihre eigene Familie am Laufen halten", erläutert Adrian Einecke eine grundsätzliche Schwierigkeit. Der 30-jährige Diplompädagoge ist Leiter der Pflegeelternschule, die von der Stiftung Ev. Jugendhilfe St. Johannis (Bernburg) getragen wird. Diese Einrichtung bietet diverse Fortbildungskurse an für künftige Pflegeeltern oder solche, die es bereits sind.
Die Pflegeelternschule hat Tages- oder Wochenend-Seminare im Programm. Darüber hinaus können Interessenten über die Homepage detaillierte Hinweise bekommen. Sie beruhen auf Forschungsergebnissen wie auf Erfahrungswerten aus dem Alltag der Pflegeeltern. Dabei sind neben pädagogischen und juristischen Ratschlägen auch die aktuellen Sätze der Pflegegeldverordnung des Landes sowie Fachartikel und juristische Grundsatzurteile veröffentlicht.
Nähere Informationen unter www.pflegeelternschule.org