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Weihnachtliches Hobby Weihnachtliches Hobby: Wo gedrechselt wird, wachsen Pyramiden

Von Ilka Hillger 23.12.2002, 15:19

Dessau/MZ. - Lautlos drehen sich die vier Etagen im Kerzenschein. Eine Eisenbahn, beladen mit Geschenken, huscht vorbei, Räuchermännchen machen die Runde und weihnachtliche Figuren. Sind es tatsächlich nur die zwölf Kerzen, die diese Riesenpyramide bewegen. Steffen Peinert lacht. "Nein, nein", sagt er und zeigt nach hinten auf die Steckdose. Ein kleiner Motor treibt die weihnachtliche Szenerie lautlos an. Und Steffen Peinert ist der Stolz ins Gesicht geschrieben.

"Das ist die Arbeit eines Jahres", erzählt der 42-Jährige. Und: "Ich bin von Natur aus ein Holzwurm." Tischler wurde er deshalb allerdings nicht, sondern Bauingenieur. "Ich hab das aber immer bedauert und wohl den Beruf verfehlt." So machte er eben seine Leidenschaft zum Hobby, das ihm zu DDR-Zeiten bereits jede Menge Lob einbrachte. "Es fing mit Etageren und Schalen an", erinnert sich Peinert. Solche Dinge aus Holz gab es damals schließlich nur unter dem Ladentisch.

Seine Geschenke an Freunde und Verwandte waren also sehr begehrt. Nach 1989 sah dies indes ganz anders aus. Peinerts Drechselbank bekam nicht mehr viel zu tun. Erst vor vier Jahren entdeckte er sein Hobby neu und krönt es diese Weihnachten nun mit der selbstgebauten Pyramide.

Die ist es allerdings nicht allein, die im Haushalt der Familie als Stück aus Vaters Händen anzutreffen ist. Schon vor dem Haus ist klar, dass hier jemand mit handwerklichem Geschick wohnt. Vier Nistkästen hängen draußen, alle in verschiedenen Stilen gebaut, auf dem Weg zur Eingangstür kommt man an Pilzen aus Baumstämmen vorbei. "Damit ging es eigentlich vor vier Jahren wieder los", sagt Steffen Peinert. Etliche der Pilze - der Größte war 40,5 Kilo schwer - gingen im Laufe der Zeit an Freunde und Bekannte und stehen heute in Dessaus Vorgärten. "So etwas spricht sich eben rum", weiß der Altener, der freiberuflich als Sachverständiger für Baugrundstücke arbeitet.

Nicht anders ist es mit seinen Nistkästen und Futterhäuschen, die er auf Wunsch sogar im Stil verschiedener Länder anfertigt. Da gibt es ein japanisches Häuschen mit dem Schriftzeichen "Glück, Segen, Wohlstand", ein Schwarzwald-Modell, eine Schrebergartenvilla, die mexikanische Mission oder das Kirschenhäuschen. Purer Luxus also für die gefiederten Gäste. Aus 15 Modellen kann der Gastgeber sein Modell wählen.

Kommt Steffen Peinert nach Hause, dann führt sein Weg nicht in den Fernsehsessel, sondern in die Werkstatt. Allein 160 Arbeitsstunden verbrachte er mit dem Bau der Pyramide, für die er die Etagen selbst entwarf, Figuren drechselte und das Holz bemalte. Trotz all der Arbeit hat der Hobbydrechsler jedoch keinerlei Probleme, sein aktuelles Meisterstück in fremde Hände zu geben. "Ich will ja schon im Januar mit einer neuen Pyramide anfangen." Jene, die sich jetzt noch im Kerzenschein per Motorkraft dreht, würde er gerne verkaufen oder vermieten. "Vielleicht hat ja eine Firma oder Bank Lust, sie im nächsten Jahr auszustellen." Was soll sie auch verstauben oder unaufgebaut bleiben, wenn sich Weihnachten 2003 bei Peinerts schon das neue Stück dreht und für den Weihnachtsbaum wohl mal wieder kein Platz bleibt.

Kontaktadresse: Steffen Peinert, Lindenstraße 43, Telefon 03 40 / 5 19 68 80