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Wegen Corona Wegen Corona: Leopoldfest in Dessau 2021 ist abgesagt und steht vor ungewisser Zukunft

12.03.2021, 12:58
Leopoldsfest 2019: Der Alte Dessauer (l.) führt den bunten Zug durch die von Zuschauern dicht gesäumten Straßen an.
Leopoldsfest 2019: Der Alte Dessauer (l.) führt den bunten Zug durch die von Zuschauern dicht gesäumten Straßen an. Thomas Ruttke

Dessau - Da hatte der Alte Dessauer in einer Depesche „sein Volk“ noch trotzig zum Marsch gerufen: Das 15. Dessauer Leopoldsfest, was 2020 „wegen der Seuche“ abgesagt werden musste, solle im Juli 2021 gefeiert werden. Mit allen Pauken und Trompeten, Pomp und fürstlichen Kostümen.

Es wäre in dieser traditionellen Couleur auch das letzte Dessauer Stadtfest unter Ägide des „Vereins zur Förderung der Stadtkultur Dessau“ gewesen. Nun heißt es  in den sozialen Netzwerken von Facebook und Co mit fettem Rotstift in Großbuchstaben:  Abgesagt.

Stadtkulturverein hat die Reißleine gezogen und stoppt alle Vorbereitungen für das Leopoldsfest

Der Stadtkulturverein um Dirk Haja hat die Reißleine gezogen. Letzten Anstoß lieferten die Ergebnisse der Runde von Kanzlerin und Ministerpräsidenten in der Vorwoche: der Stufenplan für mögliche Lockdown-Lockerungen. Danach wären selbst bei günstigster Entwicklung der Corona-Zahlen im Sommer 2021 nur Veranstaltungen mit bis zu 1.000 Besuchern genehmigungsfähig.

„Damit ist kein Leopoldsfest durchführbar“,  weiß Vereinsvorsitzender Haja. Der Vorstand setzte sich zusammen und zog den Schlussstrich. Alle bisherigen Vorbereitungen und Verträge wurden sofort gestoppt und müssen jetzt storniert werden. Welche Konsequenzen daraus erwachsen und wie es weitergehen soll? Dirk Haja zieht  die Schultern bis zu den Ohren hoch: „Ich weiß es nicht“. Der Vereinsvorsitzende hat vor 15 Jahren dieses Dessauer Stadtfest aus der Taufe gehoben und nennt es bis heute sein Baby.

"Lange Kerls" in Potsdam sind enttäuscht über die zweite Absage in Folge

Die zweite Absage in Folge ist inzwischen auch vorgedrungen bis vor die Tore der Hauptstadt. Die Potsdamer Riesengarde  „Lange Kerls“ hat Lunte gerochen davon, dass ihr Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau  auch 2021 kein Geburtstagsfest feiert.  Am 3. Juli wäre der Alte Dessauer 345 Jahre alt geworden.

„Das ist sehr schade“, meinte  Gerd Köhler vom Potsdamer Förderverein „Lange Kerls“. Zu gerne hätten die stattlichen Grenadiere noch einmal in Dessau „ihren Fürsten“ gebührend gefeiert sowie als Leibgarde beschützt. Und verabschiedet. Denn auch Klaus Brucker, der Darsteller des alten anhaltinischen Haudegens und Feldmarschalls des preußischen Königs hatte für 2021 angekündigt, seine Rolle anschließend  an den Nagel zu hängen.Klaus Brucker ist beim Leopoldsfest von Beginn für je drei Tage in das Kostüm des Alten Dessauers geschlüpft. Ehefrau Elke übernahm passenderweise die Rolle von Reichfürstin Louise. 

Der adlige Hofstaat gehörte bei den Veranstaltungen des Leopoldsfestes, zur Eröffnung, an der Kaffeetafel oder beim finalen prächtigen Festumzug stets zu den Hinguckern für ein großes Publikum. Nun also hängt Klaus Brucker den  „Alten Dessauer“ an den Ladestock. Er wird im Oktober 71 Jahre alt.

Stadt bedauert Absage des Dessau-Roßlauer Stadtfestes ebenfalls

Kalt erwischt von der  Absage des Leopoldsfestes wurde am Mittwoch auch die Stadtverwaltung Dessau-Roßlau. „Oberbürgermeister Peter Kuras und die Verwaltung bedauern es sehr, dass die Corona-Rahmenbedingungen es voraussichtlich auch in diesem Jahr nicht zulassen werden, das Leopoldsfest in dem gewohnten Umfang zu veranstalten“, fasste Stadtsprecher Carsten Sauer in einem  ersten Statement der Stadt zusammen, dass es nach einem Jahr Zwangspause 2020 nun keine Wiederaufnahme des Festes in bekannter Qualität und Größe geben kann. 

Das sei  schade, insbesondere vor dem Hintergrund des Engagements des Vereines zur Förderung der Stadtkultur Dessau, der das Fest organisiert und getragen hat. Zugleich habe dieses traditionsreiche Dessauer Stadtfest auch einen außergewöhnlich großen, identitätsstiftenden Charakter für die Bürger der Stadt mit sich gebracht.

Gleichwohl aber würden Gesundheit und Wohl ebendieser Bürgerinnen und Bürger in Zeiten der Corona-Pandemie vorgehen.  „Dehalb wiederum ist dieser aus Vereinssicht sicher sehr schwere Schritt verständlich“, heißt es.  (mz)