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Weg zur schnellen Einigung

Von Ute Hartling-Lieblang 02.01.2007, 18:32

Dessau/MZ. - Am Anfang stand für Annette Barth und ihre Richterkollegen Johannes Nolte und Matthias Paterock (inzwischen Direktor des Amtsgerichtes Zerbst) die Fortbildung zum Mediator. Seither versucht sie, streitende Parteien davon zu überzeugen, zu einer einvernehmlichen Lösung ihres Problems zu kommen, die den richterlichen Urteilsspruch letztlich erübrigt. Das laufende gerichtliche Verfahren wird so lange ausgesetzt. Kommt es im Verlaufe der Mediation, an der die streitenden Parteien mit ihren Anwälten teilnehmen, zu dieser Einigung, ist das für alle verbindlich. Das Gericht muss nicht weiter bemüht werden. "Das hat für die Betroffenen den Vorteil, dass in ihrer Sache schneller entschieden wird, als das im laufenden Verfahren möglich wäre", erklärt Annette Barth. Weil Mediationstermine schon nach drei bis vier Wochen vergeben werden.

Von den 105 Verfahren, die den drei Mediatoren im vergangenen Jahr von den Kammern des Landgerichtes übertragen wurden, seien nach Rücksprache mit den Parteien und ihren Anwälten die Hälfte zur Mediation gelangt, bilanziert Richterin Barth. In zwei Dritteln dieser Fälle konnte letztlich eine Einigung erzielt werden, überwiegend als so genannte "Komplettvereinbarung", die den Rechtsstreit insgesamt beendet. Selbst für Fälle, in denen nur Teilvereinbarungen getroffen werden konnten, hat das den Vorteil, des "verschlankten Verfahrens", bemerkt Barth. Aber auch dort, wo die Mediation gescheitert sei, könne man nicht sagen, es habe überhaupt nichts gebracht. Manchmal komme es später dennoch zum Vergleich.

Je nach Aktenlage dauert eine Mediation etwa zweieinhalb Stunden. Der Vorteil: man kann am Mediationstisch eigentlich über alles reden, wogegen es im Gerichtssaal immer nur um den konkreten Streitgegenstand geht, erklärt Annette Barth. "Man erfährt auch, was hinter der Sache steckt, kann den Dingen so besser auf den Grund gehen." Oft erfolge ja der Gang zum Gericht dann, wenn das Maß voll ist. Das sei bei Familienstreitigkeiten nicht anders als bei Erbauseinandersetzungen oder Zoff zwischen Nachbarn. Immer dann, wenn die streitenden Parteien auch später noch in Beziehung zueinander stehen, weil sie vielleicht Kollegen oder Nachbarn sind, mache die Mediation Sinn, meint Barth. Wenn beispielsweise bei einem Streit ums Erbe erst einmal alle wieder an einem Tisch sitzen und durch geschickte Mediation sich ein sachliches Gespräch entwickelt, in dem offene Fragen geklärt werden können, sei das für alle hilfreich. Auch wer in einer laufenden Geschäftsbeziehung zueinander steht, habe oft kein Interesse daran, die Dinge auf die Spitze zu treiben.

Manchmal ist es aber auch der finanzielle Aspekt, der Parteien veranlasst, den Weg der Mediation zu gehen. "Wer hat nicht gerne lieber 1000 Euro sofort, als 2000 Euro in einigen Jahren?", bringt Annette Barth auf den Punkt, wie eine gütlich Einigung ein Verfahren beschleunigen kann. Was bei einem Streitwert von 5000 Euro beginne, könne sich durch die Anforderung von Gutachtern vor Gericht schnell verdoppeln.

Anwälte, die einmal an einer Mediation teilgenommen haben, seien nicht nur eine große Hilfe, sondern auch gute Multiplikatoren, weiß Richterin Bart aus nunmehr einjähriger Erfahrung. "Es könnten noch mehr Streitigkeiten auf diesem Weg geklärt werden", ist sie überzeugt. Im Moment sei die Möglichkeit wohl noch zu wenig bekannt. Sie stehe aber jedem offen. "Ich finde, es ist ein gutes Angebot, die Parteien können dabei nur gewinnen", sagt Annette Barth. Entsprechend positiv seien auch die Rückmeldungen.